Versicherungen:Das Zimmer voller Geigen

The Work Of 19th Century French Violin Maker Jean-Baptiste Vuillaumme Is Displayed Prior To Auction At Sotheby's

Kostbare Instrumente wie diese Violinen sollten gegen Diebstahl, Transportschäden und andere Risiken versichert sein.

(Foto: Oli Scarff/Getty Images)

Nicht nur Profis, auch Hobby-Musiker können ihre teuren Instrumente absichern lassen: gegen Diebstahl, Transportschäden und das Liegenlassen in einer Kneipe. Die Prämie ist abhängig vom Wert des Instruments.

Von Anne-Christin Gröger, Köln

Der Auftritt mit dem Schulorchester war ein voller Erfolg. Musiklehrer Christian Weberruß (Name geändert) wollte das mit seinem Kollegen im chinesischen Restaurant um die Ecke feiern. Seine Geige, eine 12 000 Euro teure Violine des Geigenbauers Albertus Blanchi aus dem Jahr 1942, nahm er im Instrumentenkoffer mit. Auf dem Heimweg kriegte der 32-Jährige einen Schreck: In seiner Feierlaune hatte er die Blanchi unter dem Tisch vergessen. Er rannte zurück in das Lokal. Zu seiner Erleichterung stand sie noch da, er konnte das gute Stück unbeschadet mit nach Hause nehmen.

Der Musiklehrer hatte Glück. Wäre die Geige in der Zwischenzeit verschwunden oder beschädigt worden, hätte er die Versicherung in Anspruch nehmen müssen, die er für das teure Instrument bei der Mannheimer Versicherung abgeschlossen hatte. Eine solche Police kann sinnvoll sein, gerade, wenn Violine, Querflöte, Saxofon und Co. kostspielig waren. Solche Instrumente besitzen nicht nur Profimusiker, auch ehrgeizige Amateure investieren gerne mehre tausend Euro in ein gutes Musikinstrument.

Dessen Wert bemisst sich nach zahlreichen Faktoren, nicht nur nach dem Kaufpreis, sagt eine Sprecherin der Mannheimer Versicherung, die Musikinstrumente unter dem Markennamen Sinfonima absichert. "Bei historischen Streichinstrumenten spielen der Instrumentenbauer und das Alter eine wesentliche Rolle."

Musikern, die ein gebrauchtes Instrument versichern möchten, empfiehlt sie, sich eine Wertbestätigung von einem professionellen Instrumentenbauer erstellen zu lassen.

Entscheiden sich die Hobbymusiker dafür, Geige, Flöte und Co. mit einer entsprechenden Police zu schützen, schließen sie in der Regel eine Allgefahrendeckung ab. "Bei diesen Policen leistet der Versicherer üblicherweise für alle fremd- und eigenverursachten Schäden", erklärt Tobias Ferstl vom MML Versicherungsservice aus Bad Reichenhall. MML ist Versicherungsmakler und hat sich auf die Absicherung von Musikinstrumenten in Kooperation mit Musikfachhändlern und Instrumentenbauern spezialisiert. Versichert sind demnach Transportschäden, Raub und Diebstahl, Feuer, Wasser und sogar das Liegenlassen, etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Das Vergessen muss der Musiker jedoch akribisch nachweisen. "Wer dem Versicherer einen Verlust wegen Liegenlassen meldet, muss der Gesellschaft Belege von den Verkehrsbetrieben und vom Fundbüro vorlegen, dass das Instrument nicht gefunden oder abgegeben wurde. Außerdem muss er bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstatten", sagt Ferstl. Seiner Erfahrung nach taucht so manches Instrument wieder auf, sobald Kunden von diesen Pflichten erfahren.

Vom Schutz ausgeschlossen sind dagegen grobe Fahrlässigkeit, Vorsatz und Verschleiß. Wird das Instrument nachts aus einem unbeaufsichtigten Auto gestohlen, ist es bei vielen Anbietern ebenfalls nicht versichert. Auch das so genannte Proberaumrisiko, also das Zurücklassen in Übungsräumen, ist bei einigen Gesellschaften vom Schutz ausgeschlossen.

Die Prämie für eine Police ist vor allem abhängig vom Wert des abgesicherten Instruments. Der Preis für die Versicherung einer 5000 Euro teuren Geige liegt jährlich bei etwa 70 Euro. Ein Klavier im Wert von 7500 Euro, das nicht für Konzerte transportiert wird, lässt sich für ungefähr 49 Euro pro Jahr versichern. Für eine Klarinette, die 2000 Euro gekostet hat, zahlt der Musiker etwa 60 Euro Jahresprämie. Große Anbieter sind neben der Mannheimer die Badische Allgemeine Versicherung und die Versicherungskammer Bayern.

Gerade bei Instrumenten, die im Lauf der Zeit an Wert verlieren, macht es Sinn, sie zum Neuwert zu versichern, sagt die Mannheimer-Sprecherin. "Das ist der Fall bei vielen Blasinstrumenten." Andere Instrumente, die mit der Zeit eher wertvoller werden wie manche Streichinstrumente, können jedoch auch zum Zeitwert versichert werden. "Dann sollten Kunden regelmäßig den Versicherungswert anpassen", sagt sie.

Das bestätigt Makler Ferstl. "Es gibt Saxofone aus den Sechzigerjahren, die aufgrund ihres guten Klanges und der Qualität heute sehr viel höhere Preise erzielen, als sie damals neu gekostet haben", sagt er. In solchen Fällen mache es Sinn, das Instrument zum Marktwert zu versichern.

Allerdings: Für viele Musiker spielen nicht nur Zeit- und Marktwert ihres Instruments eine Rolle. Musiklehrer Weberruß schloss die Versicherung auch aus emotionalen Gründen ab. "Für mich hat auch der ideelle Wert meiner Geige eine große Rolle bei der Absicherung gespielt", sagt er. "Ich habe lange herumgesucht, bis ich das richtige Instrument gefunden habe, und mir die Geige über viele Jahre eingespielt." Mit einer entsprechenden Police fühlt sich der Musiker einfach sicherer, wenn er abends nach einer Probe mit dem Schulorchester noch auf ein Feierabendbier in die Kneipe geht.

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