Handball:Mit dem Etat eines Absteigers

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Höhenflug: Lars Spieß (hier gegen den TV Neuhausen) und die Rimparer Wölfe überraschen weiterhin die Konkurrenz in der zweiten Liga.

(Foto: foto2press/imago)

Die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar halten sich überraschend weiter auf einem Aufstiegsplatz - die Planungen für das Abenteuer erste Bundesliga laufen weiter.

Von Michael Fischer

13 Kilometer sind es von der kleinen Dreifach-Turnhalle im 7600-Seelen-Örtchen Rimpar bis zur s.Oliver-Arena in Würzburg. Für die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe ist es ein bekannter Weg über die Bundesstraße 19, acht Spiele tragen sie in diesem Jahr bereits in der 3000 Zuschauer fassenden Halle aus. Hält der sportliche Höhenflug weiter an, wird Würzburg aber bald die neue Heimat des kleinen unterfränkischen Klubs werden.

Acht Partien verbleiben noch, bis das Wunder womöglich wahr wird. Mit rund 600 000 Euro startete Rimpar in die zweite Zweitliga-Saison, "mit dem Etat eines Absteigers", wie es Geschäftsführer Daniel Sauer umschreibt. Ihm obliegt es jetzt auch, bis zum 30. April zu kalkulieren, was das Abenteuer in der erste Liga kosten würde. Spekulationen, wonach man bei einem sportlichen Aufstieg auf das Startrecht verzichten würde, erteilt der 33-Jährige eine Absage: "Wenn wir es schaffen", sagt er, "dann sind wir das den Jungs schuldig, die jeden Tag vor und nach ihrer Arbeit oder ihrem Studium in der Halle stehen." Vollprofis gibt es in der Mannschaft mit vielen Talenten aus der Region keine, trainiert wird nach Feierabend, zusätzlich ein bis zwei Mal pro Woche morgens. Als Geschäftsführer muss Sauer allerdings auch das Wirtschaftliche im Hinterkopf behalten, "das hohe unternehmerische Risiko, das wir eingehen würden". Er plane selbst für Liga eins "nur kleinere Anpassungen am Etat", sagt der ehemalige Bundesliga-Spieler.

362 Kilometer waren es am Samstagabend nach Hamm, wo die Wölfe ihre Aufstiegsambitionen noch einmal eindeutig unterstrichen. Für knapp 24 Stunden hatte der ThSV Eisenach nach einem 26:25 beim Zweiten Bittenfeld Rimpar von Rang drei verdrängt. Unter Zugzwang war die Mannschaft von Jens Bürkle also - doch das junge Team konnte mit dem Druck umgehen: "Das war überragend, das war der Wahnsinn. Trotz des Drucks hat es sich einfach nur geil angefühlt", sagte Rückraumspieler Benedikt Brielmeier euphorisiert der Mainpost. Beim Tabellenfünften stand nach packenden 60 Minuten ein 28:26 (16:16) für Rimpar auf der Anzeigetafel.

Sauer spricht von "Kooperenz" mit den Würzburg Baskets

Und so knapp wie das Ergebnis, so umkämpft war auch das Spiel. Beide Mannschaften lieferten sich vor 2415 Zuschauern ein Duell auf Augenhöhe, bei dem die Wölfe zwischenzeitlich schon mit 12:8 führten (18.). Doch dabei blieb es nicht: Hamms 112 Kilo schwerer Kreisläufer Björn Wiegers brachte Rimpar aus dem Konzept, provozierte mehrere Zeitstrafen und glich schließlich fünf Minuten vor der Pause zum 13:13 aus. Die zweite Hälfte wurde also spannend. Rimpars Torwart Max Brustmann avancierte in der 59. Minute schließlich zum umjubelten Helden: Nachdem Steffen Kaufmann mit seinem fünften Treffer das 27:26 erzielt hatte, parierte der Goalie einen Siebenmeter des 64-fachen tschechischen Nationalspielers Ondrej Zdrahala. Hamms Trainer Kay Rothenpieler bezeichnete die Situation später als "Schlüsselszene". Die Uhr lief herunter, Rimpar startete einen letzten Angriff - und warf den Ball zum 28. Mal an diesem Abend ins Tor der Hausherren. Die Sirene ertönte, die Unterfranken feierten mit den 40 mitgereisten Fans.

Am Ostersamstag (20 Uhr) empfangen die Wölfe den Tabellen-13. SV Henstedt-Ulzburg. In der kleinen Rimparer Turnhalle - in Würzburg spielen nämlich die Basketballer in den Playoffs gegen Hamburg. Ob es in Zukunft gut geht, sich die Halle zu teilen? Daniel Sauer hat daran keine Zweifel, das Verhältnis der beiden Klubs sei ausgezeichnet. Er spricht gerne von einer "Kooperenz" mit den Würzburger Baskets - von einer gesunden Konkurrenzsituation, bei der letztlich aber die "Synergieeffekte" der Kooperation überwiegen würden, so könnten sich gemeinsame Tagessponsoren finden lassen, oder man leiste sich Hilfe beim Auf- und Abbau an Spieltagen. Denn wer es mit Feierabendsportlern und 600 000 Euro Etat in die höchste Handball-Liga schaffen kann, wird auch mit Problemchen fertig werden.

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