Basketball:Bergtour durchs Gewitter

Karsten Tadda 9 Brose Baskets 10 Adam Waleskowski MHP Riesen LB MHP RIESEN Ludwigsburg gegen B

Ungewohntes Gefühl: Karsten Tadda (rechts, gegen Adam Waleskowski) und die Bamberger mussten sich in Ludwigsburg geschlagen geben - und das deutlich.

(Foto: Eibner/imago)

Bamberg Trainer Trinchieri fühlt sich in einer Testphase. Bei der ersten Niederlage nach 16 Spielen in Serie vermisst er die Widerstandsfähigkeit.

Von Matthias Schmid

Auf einer zweistündigen Autofahrt kann man auch mal etwas in die Tiefe gehen, über Gott und die Welt plaudern und sich Zeit für Gespräche nehmen, die im schnelllebigen Alltag sonst zu kurz kommen. Rolf Beyer, Geschäftsführer des Bundesligisten Brose Baskets Bamberg, nahm deshalb die Gelegenheit gerne wahr, sich am vergangenen Samstag bei der Heimfahrt von Ludwigsburg nach Bamberg etwas intensiver mit Dawan Robinson auszutauschen; der 33-jährige Aufbauspieler hatte sich leicht an der Schulter verletzt und kam deshalb in den Genuss einer privilegierten und auch angenehmen Limousinenfahrt. Die überraschend deutliche 73:83-Niederlage des Bamberger Tabellenführers beim Achten Neckar Riesen Ludwigsburg spielte im Auto dabei keine große Rolle. Beyer interessierte sich vielmehr für das große Ganze, für die Befindlichkeiten ausländischer Fachkräfte aus dem Mutterland des Basketballs.

Geschäftsführer Beyer deutet die Niederlage um: "Jetzt sind alle wieder geerdet und gierig."

"Dawan hat mir erzählt, dass die europäischen Ligen und besonders die deutsche Bundesliga immer beliebter bei den amerikanischen Spielern werden", sagt Beyer. Sie finden immer mehr Gefallen an der Euroleague, natürlich ließ Robinson nicht unerwähnt, dass es nicht unerheblich für sie sei, dass hierzulande auch ihre Gehälter meist pünktlich auf ihren Konten eingehen. Er selbst hatte das in Italien häufiger schon anders erlebt.

Die Vorlieben amerikanischer Schlüsselspieler haben im Moment für Beyer große Priorität. Gemeinsam mit Bambergs Sportdirektor Daniele Baiesi und Cheftrainer Andrea Trinchieri arbeitet er in der Endphase der laufenden Saison schon an der Kaderplanung für die neue. Erst am Montag saßen sie alle wieder zusammen, um über die künftige sportliche und strategische Ausrichtung zu debattieren. "Wir machen uns schon seit zwei Monaten darüber Gedanken, wie der Kader in der nächsten Saison aussehen könnte", sagt Beyer. Von singulären Resultaten lassen sich die Macher dabei aber nicht irritieren. "Es war ja vor ein paar Monaten auch nicht zu erwarten gewesen, dass wir in dieser Spielzeit mal 16 Spiele nacheinander gewinnen sollten", sagt der Baskets-Geschäftsführer. Die schöne Serie ist nun von Ludwigsburg beendet worden. Sieben Spiele vor Ende der Hauptrunde ist Bamberg aber noch in der komfortablen Lage, die Tabelle vor den punktgleichen Berlinern anzuführen, der FC Bayern weist vier Minuspunkte mehr auf.

Während Beyer die Niederlage deshalb nach Wochen der Himmelfahrt in etwas Irdisches umdeutete ("jetzt sind alle wieder geerdet und gierig"), klang bei Trinchieri alles sehr viel dramatischer. "Es fällt mir nach diesem Spiel schwer, etwas Smartes zu sagen, wenn meine Spieler heute nach 40 Minute bei jedem Kontakt weggeflogen sind", beklagte er. Trincheri hatte seine Profis nach Spielende lange in der Kabine versammelt, als er dann verspätet bei der Pressekonferenz erschien, verließ er seinen Stuhl auch schon wieder nach zwei Sätzen. Der Italiener nimmt Niederlagen immer sehr persönlich, er braucht deshalb etwas länger, um sie zu verarbeiten. "Er lebt den Basketball und leidet deshalb unheimlich mit", sagt Beyer.

Die erste Titelvergabe steht am 11. und 12. April bei der Pokalendrunde in Oldenburg an

Am nächsten Tag war der Coach aber wieder soweit präpariert, dass er die Partie nüchtern und analytisch aufarbeiten konnte. "Wir sind noch immer dabei, unser Niveau auszutesten", sagte Trinchieri. Er fühle sich dabei bisweilen wie ein Bergsteiger, der beim beschwerlichen Aufstieg den Gipfel schon erahnen kann. Aber immer wieder tauchen plötzliche Wetterumstürze auf, die eine klare Sicht verhindern, Schnee, Nebel, Gewitter. "Da braucht man auch die richtige Kleidung, die Robustheit", findet Trinchieri.

Gegen Ludwigsburg vermisste er bei seinen Spielern diese Härte. Helfen beim Anstieg zu neuen Höhen soll nun auch wieder Stefan Weissenböck, er soll die Bamberger widerstandfähiger machen. Der langjährige Individualtrainer hatte wie Chris Fleming einen gültigen Vertrag bis 2016, ehe auch er nach dem frühen Playoffaus in der vergangenen Saison von seinen Aufgaben entbunden wurde. Die Wiederannährung zum 41-jährigen Österreicher erfolgte schon im September. "Wir haben gemerkt, dass auch Trinchieri von Stefans Arbeit überzeugt ist", sagt Beyer.

Alle in Bamberg hoffen nun, dass sie von Weissenböcks Fähigkeiten schon in nächster Zeit profitieren können. Es stehen entscheidende Wochen an mit der ersten Titelvergabe bei der Pokalendrunde in Oldenburg (11./12. April). Rolf Bayer hat bei der Autofahrt mit Dawan Robinson gelernt, dass die besten Argumente bei Amerikanern für eine Unterschrift, neben einem ordentlichen Gehalt, noch immer errungene Pokale sind.

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