Sturm über Bayern:Stillstand in Freising

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Weil die S-Bahnen nicht fahren, stecken Pendler am Freisinger Bahnhof fest - und die Autofahrer stehen nach einem Unfall auf der A9 im Stau.

Von Isabella Lößl und Kerstin Vogel, Freising

Die S-Bahn musste den Schienenverkehr von Freising nach München einstellen, ebenso der Regionalzug Alex. Dort saßen die Pendler mitten auf der Strecke fest - ein Baum war auf die Gleise gestürzt - und warteten stundenlang darauf, dass sie mit Ersatzbussen an ihr Ziel gebracht würden. Auf der Autobahn A9 beim Kreuz Neufahrn wiederum standen die Autofahrer längere Zeit im Stau, weil der Sturm einen ganzen Planenzug umgeworfen hatte. Die Bergungsarbeiten gestalteten sich als zeitaufwendig. Sturmtief Niklas hat am Dienstag für erhebliche Schäden gesorgt - betroffen waren vor allem Reisende der Bahn.

Überall lagen ungestürzte Bäume auf den Gleisen. Darum hatte unter anderem die Strecke zwischen Freising und München am frühen Nachmittag komplett gesperrt werden müssen. "Wir arbeiten wirklich mit Vollgas, aber das ändert sich im Moment alles sehr schnell", berichtete am Dienstag gegen 14 Uhr eine Sprecherin der Bahn. "Ist die eine Stelle aufgeräumt, fällt an anderer Stelle schon der nächste Baum um", sagte sie weiter. Gegen Nachmittag wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Landshut, Moosburg, Freising und dem Garchinger Forschungszentrum eingerichtet.

Am Freisinger Bahnhof traf man in der Zwischenzeit auf wütende Pendler, quengelnde Kinder und Koffer über Koffer in der Bahnhofshalle. Um 14 Uhr herrschte dort, wo normalerweise Züge und S-Bahnen im Zehnminutentakt ein- und abfahren, Chaos. Der Regionalverkehr war still gelegt, die S-Bahnen fuhren nicht mehr, außer der Durchsage "Der Zugverkehr ist bis auf Weiteres eingestellt, wenn wir neue Informationen haben, teilen wir sie Ihnen natürlich umgehend mit" war nichts zu hören, was den Reisenden Gewissheit brachte, wann und ob die Züge wieder fahren würden.

Egal, ob Züge in Richtung München, Züge in Richtung Nürnberg oder S-Bahnen der Linie S1 zum Ostbahnhof, die Anzeigetafeln zeigten lediglich an, dass kein Zugverkehr stattfinden würde. Der Bahnhofssprecher gab an, dass Züge nur von München nach Salzburg sowie von München nach Kufstein verkehren würden sowie eine Not-S-Bahn zwischen Pasing und dem Leuchtenbergring eingerichtet worden sei.

Die Freisinger reagierten unterschiedlich auf diesen unfreiwilligen Reisestopp. Einige Fahrgäste waren sichtlich genervt, weil ungewiss war, wann es weitergehen würde. Andere konnten die Situation aber auch verstehen. "So ärgerlich es ist, für Naturereignisse kann ja niemand was", sagte Sandra Bauer (21) aus Moosburg. "Lieber wird der Zugverkehr eingestellt, als dass Züge fahren und es zu einem Unfall kommt, der auch noch Menschenleben in Gefahr bringt", sagte sie weiter.

Viele Pendler schlossen sich ihrem Standpunkt an. Es gab allerdings auch andere Meinungen. So war zu hören, dass bei allem Verständnis den Bahnfahrern zumindest eine Tendenz gegeben werden müsse, wann die Züge und S-Bahnen wieder verkehren würden. So stehe man ohne jeglicher Information am Bahnhof und könne Zuhause nicht einmal Bescheid geben, wann man ungefähr da sei. Auch Termine müsse man wegen der Ungewissheit absagen. Nachricht bekam die Redaktion der SZ übrigens auch via Facebook von der Lage auf den Schienen. "Wir fahren gerade von Prag nach München, beziehungsweise Freising. Sind jetzt kurz vor Pilsen und der Alex fährt nicht mehr weiter. Mussten eine halbe Stunde im Regen auf einen nen Ersatzbus warten der uns jetzt nach Pilsen fährt und von da kann uns noch niemand sagen wie es weitergeht", meldete ein Freisinger Facebook-User.

Gut zu tun hatten an diesem stürmischen Dienstag auch Polizei und Feuerwehr. Im Bereich der Polizei Freising kam es allein zwischen 9.30 Uhr und 14 Uhr zu 15 Einsätzen wegen des Sturms. Zumeist wegen Bäumen die von den heftigen Böen umgeworfen wurden und auf Fahrbahnen lagen. Hier mussten Straßen teilweise vorübergehend gesperrt werden. Zu größeren Verkehrsstörungen sei es jedoch nicht gekommen, so die Polizei.

In einem Fall fiel ein 20 Meter hoher Baum auf einem Privatgrundstück am Stoibermühlsee durch den Sturm um. Der Baum landete dabei auf dem Dach eines angrenzenden Hauses. Zudem wurde ein vor dem Haus stehender Wagen von dem Baum getroffen schwer beschädigt. Der Schaden dürfte bei etwa 40 000 Euro liegen.

Auch die Verkehrspolizeiinspektion Freising meldete allein in der Zeit bis 13 Uhr fünf sturmbedingte Verkehrsunfälle auf der A9 und A92, bei denen ein Mensch leichte Verletzungen erlitt. Gegen zehn Uhr wurde auf der A9 Richtung Nürnberg zwischen Garching Süd und Garching Nord ein Anhänger von der Fahrbahn geblasen. Zwischen Unter- und Oberschleißheim kippte durch ein Windböe der Anhänger eines Autos. Und auf der A9 bei Neufahrn Richtung München warf der Sturm einen ganzen Planenzug aus Polen um. Der 41-jährige Fahrer erlitt dabei leichte Verletzungen. Zwei Fahrstreifen mussten für die Bergungsarbeiten stundenlang gesperrt werden und es kam zu kilometerlangen Staus - wegen des Ausweichverkehrs auch in der Stadt Freising.

Außerdem gab es Behinderungen im Dienstbereich der VPI Freising durch abgerissene Äste und auf die Fahrbahn gewehte Gegenstände. Von einer Baustelle auf der A92 zwischen Freising Süd und Eching Ost wurden Teile einer Baustellensicherung abgerissen und fielen auf die Fahrbahn. Im Bereich Allershausen auf der A9 rissen Teile einer Plane vom Lastwagen und wurden über die Straße geblasen, ebenso wie etliche Pylonen einer Baustelle, die in die Fahrbahn geweht wurden.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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