Gleisbauarbeiten:Bahn frei für die Maschinen

Mit einem raffinierten System tauschen die Arbeiter bis Mitte April Schienen, Schotter und Schwellen auf der Strecke der S8 zwischen Westkreuz und Herrsching aus. Für die Anwohner ist die Aktion aber vor allem eines: laut.

Von Christiane Bracht, Westkreuz/Weßling

Ein schrilles Pfeiffen, dann startet die Maschine. Mit ohrenbetäubendem Lärm graben große Schaufeln blitzschnell den Schotter unter den Schienen weg. Es bleibt ein riesiges Loch. Damit die Schienen nicht hineinfallen, hält eine Rollzange diese hoch. Es sieht aus, als wären die Gleise biegsam und leicht, dabei wiegen sie mitsamt Schwellen mehrere Tonnen. Die Arbeiter beobachten, wie sich die Maschine mit der gigantischen Kettenschaufel langsam durch das Schotterbett frisst, justieren die Einstellungen und halten die Maschine an, wenn es nötig ist.

In den kommenden Wochen wird sich die etwa 300 Meter lange Maschine vom Westkreuz bis nach Weßling durcharbeiten. Meter für Meter, Abschnitt für Abschnitt schaufelt der gelbe Zug alten Schotter in sein Inneres, wo er auf Transportbändern zu Sieben befördert wird. Die kleinen runden Brösel sollen aussortiert und später abtransportiert werden, nur die großen scharfkantigen Steine dürfen wieder zurück ins Gleisbett. Ein 1000-PS-Motor ist für den Siebwagen nötig, ein weiterer für die Transportbänder, ein dritter treibt die Schaufelkette an. Es ist beeindruckend, was die so genannte Bettungsreinigungsmaschine leistet - so heißt der gelbe Zug auf Bahnlatein.

Gleisbauarbeiten: Her mit dem Schotter: Die 300 Meter Lange und 28 Tonnen schwere Dieselmaschine gräbt sich mit ihren Schaufeln unter dem Gleisbett durch.

Her mit dem Schotter: Die 300 Meter Lange und 28 Tonnen schwere Dieselmaschine gräbt sich mit ihren Schaufeln unter dem Gleisbett durch.

(Foto: Michael König)

Insgesamt sollen 7400 Meter Gleis und fünf Weichen erneuert werden. "Nach 35 Jahren ist das nötig", erklärt Martin Hochstatter. Er ist Projektleiter für diese Baumaßnahme für die DB Netz AG. Knappe sechs Millionen Euro wird die Sanierung des Gleisabschnitts kosten. Bis zum 13. April ist die Strecke der S8 zwischen Westkreuz und Herrsching nun total gesperrt. Fahrgäste aus dem Fünfseenland müssen auf Pendelbusse ausweichen und viel Geduld und Zeit mitbringen, wenn sie nach München oder wieder zurückfahren wollen.

Das, was in den kommenden 14 Tagen auf der Linie S8 geschieht, klingt aber auch nach einem Mammutprogramm: "Wir werden 10 000 Tonnen Schotter erneuern, 12 300 Schwellen austauschen und 14 800 Schienen", erklärt Hochstatter. Klar, dass auch die Anwohner einigen Lärm aushalten müssen. Aber für sie hält sich die Belastung in Grenzen, denn die Maschinen ziehen immer weiter.

Hat der gelbe Zug den noch brauchbaren Schotter in das kurz zuvor gegrabene Loch geschüttet, rollt er ein Stück weiter. 150 Meter schafft er in einer Stunde. Die Schienen, die hinter ihm liegen, sind nun etwa zehn Zentimeter tiefer. Als nächstes kommt der Gleisumbauwagen. Er sammelt die alten Schwellen ein, baut neue ein und spreizt die Schienen auf, damit neue hineingelegt werden können. Diese Maschine ist noch länger als der gelbe Zug. Damit ist der Bau aber keineswegs zu Ende: Als letztes kommt die sogenannte Stopfmaschine. Diese verdichtet den Schotter mit Hilfe von Vibration und füllt die fehlenden Steine auf, damit am Ende wieder eine 30 Zentimeter dicke Schicht unter den Schwellen liegen. Zum Schluss werden die verschraubten Schienen noch verschweißt.

Gleisbauarbeiten: Etwa 10 000 Tonnen Schotter werden in den kommenden zwei Wochen auf der S8-Strecke zwischen Westkreuz und Weßling ausgetauscht.

Etwa 10 000 Tonnen Schotter werden in den kommenden zwei Wochen auf der S8-Strecke zwischen Westkreuz und Weßling ausgetauscht.

(Foto: Michael König)

An den Weichen muss mit Baggern gearbeitet werden. In Gilching haben die Arbeiter bereits angefangen, diese auszubauen und neue zu montieren.

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