"Daily Show":Angstfrei

Trevor Noah to host Daily Show

Kann man aufsteigen in der Stand-up-Comedy? Nein. Dabei zögerte Trevor Noah lange, bevor er diesen Beruf ergriff. In Südafrika kann man damit erst seit Kurzem Geld verdienen.

(Foto: Byron Keulemans/dpa)

Trevor Noah wird Nachfolger von Jon Stewart: Er hat viel zu verlieren und alles zu gewinnen.

Von Jürgen Schmieder

Wer die Nachfolge von Jon Stewart als Moderator der Daily Show antritt, der kann entweder scheitern - oder gewaltig scheitern. Stewart ist der unbestrittene Meister der intellektuellen Spätabendunterhaltung, ein Satiriker mit politischem Gewicht, ein bissiger Kommentator, ein furchtloser Interviewer. Louis C.K., Amy Schumer und Amy Poehler, alle würdige Titelträger in niedrigeren Komiker-Klassen, haben die Angebote des Senders Comedy Central ausgeschlagen, Jessica Williams, Samantha Bee und Jason Jones hatten sich bereits zuvor für unwürdig erklärt. Auf Stewart wird im Herbst nun Trevor Noah folgen - und nicht wenige Amerikaner fragen: Wer zur Hölle ist das denn?

Noah ist 31 Jahre alt, er stammt aus den South Western Townships von Johannesburg, er ist ein Kind der Apartheid: Sein Vater ist ein hellhäutiger Schweizer, die Mutter ein Mitglied der Xhosa - so eine Verbindung war zur Zeit von Noahs Geburt streng verboten. "Meine Existenz ist ein Verbrechen, ich hatte kein normales Leben", sagt Noah. Das politische Gewicht hat er mit der Muttermilch aufgesogen, er gilt als charmanter und doch furchtloser Komiker, der in seinen Solo-Prgrammen Hautfarbe und Herkunft thematisiert und bei seinem Debüt als Korrespondent der Daily Show sagte: "Ich hätte ja nie gedacht, dass ich vor der Polizei in Amerika mehr Angst habe als vor der in Südafrika. Das lässt mich fast nostalgisch werden und an die alten Zeiten daheim denken." Das ist Jon-Stewart-Humor, der sich für Noah als Nachfolger eingesetzt hat.

Dem amerikanischen Publikum ist Noah trotz zweier Tourneen (2010 und 2012) und Auftritten in Late-Night-Shows weitgehend unbekannt, dafür war er in Europa und Asien bislang überaus erfolgreich. Er spult dabei nicht andauernd die gleiche Routine ab, der polyglotte Komiker (sechs Sprachen, darunter auch Deutsch) ist bekannt dafür, vor seinen Auftritten durch die jeweilige Stadt zu wandern und seine Erfahrungen dann zu persiflieren. Natürlich wirft die Besetzung die Frage auf, warum dieser Prestige-Posten erneut an einen Menschen mit Y-Chromosom vergeben wird. "Wir haben nicht den besten Mann oder die beste Frau gesucht", verteidigt Senderchefin Michele Ganeless die Entscheidung: "Trevor Noah ist die unserer Meinung nach beste Person für diesen Job." Das zumindest denken nicht alle. Nach der Bekanntgabe durchforsteten einige Noahs Twitter-Account und fanden ihrer Meinung nach sexistische und antisemitische Witze. Noah selbst und Comedy Central haben auf die Vorwürfe noch nicht reagiert. Die Wahl ist unabhängig davon riskant, so wie es 1999 riskant war, dem damals 37 Jahre alten Stewart die Moderation zu geben. Von seiner Nominierung erfuhr Noah am Montag in Dubai. "Ich brauche einen starken Drink", sagte er: "Doch dann bemerkst du, dass du in diesem Land keinen Alkohol kriegst." Es gibt übrigens einen Dokumentarfilm über Noah, der heißt: You Laugh But It's True - Ihr lacht, aber es ist wahr. Genau dasselbe gilt sehr häufig auch für die Witze in der Daily Show.

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