Verletzung des Bayern-Profis:Alaba zerbricht an "Eisen-Ermin"

Austria vs Bosnia and Herzegowina

Schon wieder verletzt: David Alaba (oben) spürt einen Stich im Knie (hier im Zweikampf gegen Emir Spahic)

(Foto: Herbert Neubauer/dpa)
  • Es herrscht Klarheit um die Verletzung von David Alaba: Bayerns Linksverteidiger hat im Länderspiel gegen Bosnien einen Innenbandriss im linken Knie erlitten.
  • Für den FC Bayern kommt sein siebenwöchiger Ausfall zu Unzeit, weil Alaba bei Trainer Guardiola zu den wichtigsten Kräften zählt.
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Von Jonas Beckenkamp

Der Fußballer David Alaba hat in seinem Sportlerleben schon so manche Schwierigkeit gemeistert. Im Winter 2013 widerstand der gebürtige Wiener gar der Versuchung, bei der Ski-WM in Schladming einfach den Hang hinabzuwedeln. Alaba räumte ein, dass er laut seiner vertraglichen Vereinbarung mit dem FC Bayern nicht Skifahren darf, dabei würde er gerne, "weil es Spaß macht". Ein Österreicher, dem der Wintersport verwehrt bleibt - das ist hart.

Im Herbst 2014 kam es noch härter: Da legte sich der 22-Jährige in einem Länderspiel mit einem gewissen Zlatan Ibrahimovic an. Alaba kassierte einen kernigen Ellbogenschwinger, ging jedoch in der Kategorie "Schmäh führen" eindeutig als Sieger vom Platz. Jetzt, im Frühling 2015, stieß aber auch der unglaubliche Alaba an seine Grenzen: Er traf auf "Eisen-Ermin" von 1899 Hoffenheim. Ermin Bicakcic war erst am vergangenen Bundesliga-Wochenende mit Rot vom Platz geflogen - im Länderspiel Österreich gegen Bosnien kullerten er und Alaba am Dienstagabend an der Seitenlinie übereinander.

Der Bosnier stürzte mit dem Hinterteil (unglücklich) auf Alabas linkes Knie (hier im Video), der Österreicher blieb liegen, die Betreuer behandelten ihn kurz mit Eisspray, doch es half nichts. In der Pause musste er lädiert raus, seitdem herrscht bei seinem Arbeitgeber in München große Verunsicherung. Ein verletzter Alaba ist für den FC Bayern beinahe so schlimm wie ein verletzter Robben oder ein verletzter Ribéry. Jetzt fallen wohl alle drei aus.

Beim Spiel in Dortmund fehlt der Holländer nach seinem Bauchmuskelriss definitiv, auch Ribéry zeigte sich nach seiner Sprunggelenksverletzung zurückhaltend ("Lieber noch etwas Ruhe"). Seit diesem Nachmittag ist nun Gewissheit: Auch Alaba wird länger unpässlich sein, eine Untersuchung bei Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt ergab am Mittwoch die entsprechende Diagnose.

Sie lautet: Innenbandriss im linken Knie. Gemäß der Darstellung des FC Bayern muss sein Bein 14 Tage in Gips ruhen - die Rede ist von einer siebenwöchigen Pause. "Ich bin jetzt natürlich tieftraurig", sagte Alaba. Von einem Saison-Aus wollte der Allroundspieler aber nichts wissen. "Ich habe ein großes Ziel vor Augen: Ich will beim Saisonfinale wieder dabei sein. Ich werde mich jetzt gut erholen und dann in der Reha Vollgas geben."

Für den FC Bayern kommt Alabas Ausfall zur Unzeit

Nach der Szene mit Bikakcic hatte der Abwehrmann über einen "Stich" geklagt. Und wenn es Fußballer irgendwo sticht, bedeutet das meist nichts Gutes, das weiß jeder Hobbykicker. Der Linksverteidiger selbst hatte das Länderspiel unter "großen Schmerzen" verlassen, in seiner Heimat gab es darauf schon Spekulationen über einen Kreuzbandriss. Immerhin das bewahrheitete sich nicht.

Trotzdem muss der deutsche Meister nun erneut auf den Mann verzichten, der bei all den erfahrenen Staatsmännern (Lahm, Schweinsteiger, Alonso) im Bayern-Kader stets das jugendliches Gegengewicht gebildet hatte. Alaba ist einer der fittesten und furchtlosesten Profis bei den Münchnern, sein Elan verlieh dem Spiel der Guardiola-Elf zuletzt die Art von Leichtigkeit, die bei europäischen Großkalibern Eindruck schindet.

Dabei ist es nicht die erste Blessur des Linksfußes in dieser Saison. Den Winter verbrachte er drei quälende Monate im Krankenstand, natürlich auch ohne Skifahren. Nach seiner Rückkehr gelangte der 37-fache Nationalspieler rasch in beeindruckende Form, er traf plötzlich sogar bei Freistößen. Fakt ist zudem: Für Guardiola gibt es kaum einen Profi, der so unverzichtbar ist. Nach Alabas Comeback sagte der Katalane im Winter: "Er kann überall spielen, er ist einer der wichtigsten Spieler unserer Mannschaft."

Bernat oder Lahm können hinten links spielen

Für die Bayern kommt die Unpässlichkeit ihres Linksverteidigers zur Unzeit. In Meisterschaft, Pokal und vor allem Champions League stehen Aufgaben bevor, bei denen ein gesunder Alaba dringend benötigt würde. Guardiola muss sich zwar dank der Anwesenheit von Juan Bernat oder auch Philipp Lahm keinen Linksverteidiger schnitzen (wie es einst Bundestrainer Löw vorhatte), aber in einem möglichen Halbfinale gegen die Bales, Messis oder Moratas dieser Welt wäre Alaba sicher die biestigste Gegenoption gewesen. Ohne den Österreicher geht den Bayern zudem eine weitere Variante im Mittelfeld ab, wo Alaba zuletzt immer wieder seine Offensivqualitäten bewies.

Nun sieht es so aus, als bräuchte der Patient eine Turboheilung, um rechtzeitig zum Saisonfinale fit zu werden. Das Pokalfinale steigt Ende Mai, um den Sieg in der Champions League geht es am 6. Juni in Berlin. Machbar ist das - aber in welcher Form wäre der dann? Ein Österreicher, dem die entscheidenden Saisonwochen bei seinem Fußballverein verwehrt bleiben - das ist vielleicht sogar noch schlimmer als Skifahr-Verbot.

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