Umstrittene Gasförderung:Diese Fracking-Regeln sollen in Deutschland gelten

Bakken Turns Oasis Into Target As Fracking Costs Slide

In den USA ist das Fracking der Auslöser für einen beispiellosen Energie-Boom gewesen: Eine Anlage im Bundesstaat North Dakota

(Foto: Matthew Staver/Bloomberg)
  • Ein Gesetz macht erstmals Vorgaben, ob und wie in Deutschland Gas nach der Fracking-Methode gefördert werden darf. Die Minister der Regierung haben sich auf einen Entwurf geeinigt.
  • Gegner kritisieren, der Entwurf erlaube Energiekonzernen über Umwege, kommerziell zu fracken.
  • Die Methode ist wegen möglicher Auswirkungen auf die Umwelt umstritten.

Worauf hat sich das Bundeskabinett geeinigt?

Es gibt in Deutschland Erdgasvorkommen, die man bisher aber nur mit einer umstrittenen Methode - dem Fracking - aus dem Boden holen kann. Noch ist kaum geregelt, unter welchen Bedingungen die Förderung erlaubt ist. Eine Verordnung soll dies nun ändern.

Der Entwurf verbietet Fracking zur Ausbeutung sogenannter unkonventioneller Lagerstätten, wenn diese oberhalb von 3000 Metern Tiefe liegen. Das sind zum Beispiel Schieferschichten oder Kohleflöze, in denen Gas fest gebunden ist. In Deutschland befinden sich die wirtschaftlich derzeit interessanten unkonventionellen Lagerstätten in einer Tiefe von ein bis zwei Kilometern. Allerdings gibt es auch unterhalb dieser Grenze Schiefergasvorkommen.

Aber es soll Ausnahmen geben: Probebohrungen mit Frackingflüssigkeiten sind dann erlaubt, wenn sie das Trinkwasser nicht gefährden. Eine sechsköpfige Expertenkommission soll die Ergebnisse der Bohrungen bis 2018 prüfen. Stellt sie fest, dass sich ein kommerzieller Abbau lohnen würde und ohne Gefahr für Mensch und Umwelt möglich wäre, dann dürfen Energieunternehmen Anträge stellen, um kommerziell zu fracken.

Erlaubt bleibt das Fracking aus konventionellen Lagerstätten. Dort ist das Gas nicht so fest gebunden (Tight Gas). Diese Methode wird in Deutschland bereits seit den sechziger Jahren eingesetzt, um Erdgas aus Sandsteinschichten zu holen.

Verboten sein soll Fracking in Naturschutz-, Wasser- und Heilquellenschutzgebieten sowie Einzugsgebieten von Talsperren und Seen, die die Wasserversorgung gewährleisten. Auch in Einzugsgebieten von Wasserentnahmestellen sowie von Brunnen wird es untersagt. Ländersache sind mögliche Frackingverbote dort, wo Mineralwasservorkommen liegen und wo Wasser für die Herstellung von Getränken entnommen wird.

Ein eigener Gesetzentwurf hat das Ziel, Schadenersatzansprüche bei Schäden durch Fracking leichter durchsetzen zu können. Zukünftig sollen es die Unternehmer sein, die beweisen müssen, dass ein "Bergschaden" wie Risse in Gebäudewänden nicht durch ihre Arbeit verursacht wurden.

Was waren die strittigen Punkte?

Eigentlich wollte das Kabinett das Gesetz bereits am vergangenen Mittwoch beschließen, doch die Unionsfraktion hatte Bedenken. Insgesamt zehn Punkte wollte sie im Gesetzentwurf ändern - etwa, wie viele Bohrlöcher eine "Probebohrung" haben darf und ob die Vorgaben sich danach richten sollen, in welcher Tiefe die Gasförderung stattfindet.

Befürchtet wird, dass die zulässigen Probebohrungen der Weg für Energieunternehmen werden, Fracking doch noch kommerziell zu nutzen. Vor allem SPD-Abgeordnete kritisieren, dass die Entscheidungen über eine kommerzielle Nutzung von einer Expertenkommission gefällt werden sollen. Sie besteht aus unabhängigen Geologen und Umweltbeamten und muss nicht einstimmig urteilen. Eigentlich müsste der Bundestag entscheiden, sagen die Abgeordneten.

Viele Umweltschützer und Grüne lehnen den Kabinettsbeschluss ab, weil sie die Fracking-Technologie grundsätzlich für gefährlich und politisch falsch halten. Sie konterkariere die Energiewende, wie etwa Ann-Kathrin Schneider vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sagte.

Wie funktioniert Fracking?

Fracking dient dazu, insbesondere Erdgas, aber auch Öl aus Gesteinsschichten zu gewinnen, die mit normalen Bohrungen nicht ausgebeutet werden können. Bei der Methode wird mit hohem Druck Frackingflüssigkeit (Fluid) in angebohrte Lagerstätten gepumpt. In sogenannten konventionellen Lagerstätten aus Sandstein genügt es, dem Gas so die Wege freizusprengen - danach strömt es von selbst über das Bohrloch an die Oberfläche. Gleichzeitig kommt auch sogenanntes Lagerstättenwasser mit in die Höhe, das Schwermetalle enthalten kann und deshalb entsorgt werden muss. Diese Technik wird in Deutschland bereits seit Jahrzehnten angewandt.

Fracking

Wie Fracking funktioniert. Zur Vergrößerung der Grafik bitte klicken.

Wenn das Gas aber im Muttergestein, also etwa Schiefer oder Kohleflözen, fest gebunden ist, wird die Frackingflüssigkeit am Ende der senkrechten Bohrung über weitere, horizontale Bohrlöcher gepresst. Das Fluid besteht aus Wasser, außerdem meist aus einer Reihe chemischer Zusätze und vor allem aus Sand. Die Sandkörner setzen sich in die freigepressten winzigen Öffnungen in der Lagerstätte und halten die Wege für das Gas offen. Bei dieser Technik strömen große Mengen von Frackingflüssigkeit zurück (Flowback) durch das Bohrloch an die Oberfläche - gemeinsam mit dem teils giftigen Lagerstättenwasser. Neben den Auswirkungen, die das Fracking unterirdisch haben kann, gilt vor allem der Flowback als mögliche Gefahr für Trinkwasser und Umwelt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: