Radfahrer gegen Fußgänger:Chaos auf dem Bürgersteig

Radfahrer gegen Fußgänger: Ob das hilft? Mit einem Plakat bittet die Stadt Freising die Radfahrer in der Innenstadt jetzt um mehr Rücksichtnahme.

Ob das hilft? Mit einem Plakat bittet die Stadt Freising die Radfahrer in der Innenstadt jetzt um mehr Rücksichtnahme.

(Foto: Marco Einfeldt)

Vor allem an den Markttagen wird das Problem offensichtlich. Es gibt viel zu wenig Fahrradabstellmöglichkeiten in der Freisinger Innenstadt. Das soll sich zwar ändern, vielen Fußgängern und Rollstuhlfahrern dauert das aber zu lange.

Von Gudrun Regelein, Freising

Freising will fahrradfreundlich sein. Doch die überall in der Innenstadt abgestellten Räder, die gerade beim Wochenmarkt an den Samstagen Rollstuhlfahrern, Müttern und Vätern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren den Weg versperren, stören nicht nur den Freisinger Bürger Ernst Graßy enorm. Es gab viele Besucher bei der Veranstaltung "SZ im Dialog" in der vergangenen Woche, die die teilweise "chaotischen" Zustände anprangerten. Kritisiert wurde zudem, dass die Zahl der Fahrradabstellmöglichkeiten in der Innenstadt nicht ausreichen würden.

Bei den Freien Wählern sei das bereits großes Thema, sagt dazu Mobilitätsreferent und FW-Stadtrat Robert Weller. Anfang des Jahres stellten sie im Freisinger Stadtrat den Antrag, acht ausgemusterte Fahrradständer vom Bauhof wieder in der Innenstadt an neuralgischen Punkten - wie vor dem Asamgebäude oder der Sparkasse - aufzustellen. "Wir brauchen in Freising Lösungen, die schnell und ohne große Baumaßnahmen umgesetzt werden können", erklärt Weller.

Zudem sollte das Ganze nicht allzu viel kosten, denn im Zuge der geplanten Umgestaltung der Innenstadt sollen ohnehin gut 600 neue Radl-Parkplätze entstehen. Die eigentlich unbürokratische und kostengünstige Lösung erwies sich aber als nicht praktikabel - denn die Freien Wähler hatten nicht bedacht, dass die Radständer unter anderem deshalb entsorgt worden waren, da man sich an dieser Form von Ständern zu leicht die Räder verbiegen könne. Letztendlich zogen die Freien Wähler ihren Antrag zurück, die Pläne aufgeben will der Mobilitätsreferent aber dennoch nicht. Bei einer Klausurtagung im Sommer werde man das Problem noch einmal diskutieren und dann einen nachgebesserten Antrag stellen. "Es muss definitiv etwas passieren. Das ist einfach eine Katastrophe", meint Weller. Ideen gebe es bei den Freien Wählern, so könnten als Übergangslösung bis zur Umsetzung des Innenstadtkonzeptes beispielsweise sogenannte Bügel, die sogar wieder entfernt werden können, als Abstellplatz für Fahrräder installiert werden. Oder an bestimmten Stellen einzelne Pkw-Parkplätze in Stellplätze für Fahrräder, Motorräder oder Roller umgewandelt werden, beispielsweise in der Parkbucht vor dem Rathaus oder am Aufgang zum Lindenkeller. Dafür wären nicht einmal bauliche Veränderungen nötig, sondern es würde vollkommen genügen, die Flächen farbig zu markieren und zu beschildern, erklärt Weller.

Der Stadt sei die Problematik zwar bekannt, aber im politischen Gremium bestehe Einigkeit, im Hinblick auf die Innenstadtkonzeption zum jetzigen Zeitpunkt keine Neuanschaffungen zu tätigen, berichtet Pressesprecherin Irene Striegl. Mit dessen Umsetzung würden dann aber gerade die Belange von Radlern "nachhaltig berücksichtigt". Allerdings hätten auch Geschäftsinhaber die Möglichkeit, eigene Fahrradständer aufzustellen; das werde zum Teil bereits gemacht. Das Rad entlang von Hausmauern abzustellen, sei ohnehin möglich, "es muss nicht quer in den Fußweg ragen", meint Striegl. Eine rechtliche Handhabe seitens der Stadt gebe es allerdings nicht: So könne die Stadt nur an die Radfahrer appellieren, auf Fußgänger und behinderte Menschen Rücksicht zu nehmen. Seit etwa zwei Wochen stelle das Ordnungsamt zu den Marktzeiten auf der Seite des Asamgebäudes wieder ein großes Schild auf, das darauf hinweist, den barrierefreien Streifen nicht mit Fahrrädern zuzuparken. Daraufhin habe sich die Situation bereits leicht entspannt.

Das beurteilt der Grünen-Stadtrat Jürgen Maguhn anders. Für ihn sind die zahllosen, wild geparkten Fahrräder in der Innenstadt nach wie vor ein aktuelles und gravierendes Problem: "So kann es nicht weitergehen." Gute Lösungsvorschläge gebe es ja bereits, wie den der Freien Wähler, Haltebuchten für Autos in Fahrradabstellplätze umzuwidmen. "Das sollte umgesetzt werden und zwar schnell", fordert Jürgen Maguhn. Experten würden zwar immer wieder bestätigen, dass es in Freising ausgesprochen viele Fahrradfahrer gebe - deren Quote beträgt über 20 Prozent - ,allerdings argumentiere die Stadt, dass es gerade deshalb so viele seien, da man in Freising gut mit dem Fahrrad unterwegs sein könne. Das Problem der wenigen Abstellmöglichkeiten werde dabei als "Luxusproblem" bezeichnet. Für Jürgen Maguhn ist es das nicht, "es ist einfach dringend notwendig, dass etwas getan wird", fordert er.

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