Fußball-Bundesliga:Gut dotierter Abstieg

Vor wenigen Wochen wurde das Gerücht noch energisch dementiert, nun steht der Wechsel fest: U19-Europameister Davie Selke verlässt Werder Bremen und schließt sich dem Zweitligsten RB Leipzig an - bis Sommer 2020.

Anfang März noch dementierte der Papa von Werder Bremens Davie Selke jegliche Verhandlungen mit dem Zweitligisten RB Leipzig. "Das entbehrt jeder Grundlage", sagte Thomas Rupp, nachdem eine Sportzeitschrift von weit gediehenen Vertragsgesprächen mit den Sachsen berichtet hatte. Insofern war es tatsächlich überraschend, dass die vor kurzem energisch dementierten Gespräche am Mittwoch sogar als abgeschlossen vermeldet wurden: RB Leipzig und Werder Bremen bestätigten in offiziellen Mitteilungen, dass Selke, als deutscher U19-Europameister ein auch international begehrtes Talent, im Juli vom ambitionierten Erst- zum ambitionierten Zweitligisten nach Leipzig wechseln wird. Ein "neues, spannendes Kapitel" nannte Selke dies in einer Mitteilung beider Vereine.

Auf fünf Jahre hinaus, bis in den Sommer 2020 hinein, hat sich Selke demnach an RB Leipzig gebunden; dass er in diesem Zeitraum ein erkleckliches Sümmchen verdienen wird, darf als gegeben gelten. Beide Vereine vereinbarten, wie bei solchen Gelegenheiten üblich, Stillschweigen über die Modalitäten des Transfers. Werders Manager Thomas Eichin gestand immerhin ein, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Werder "sehr attraktiv" seien. Das klingt so, als werde Leipzig mehr als die fünf Millionen Euro Ablöse überweisen, die mal im Raum standen. Das Fachblatt kicker berichtete gar von einem Sockelbetrag von acht Millionen Euro für Werder, die sich ergebnisabhängig auf rund zehn Millionen Euro erhöhen könnten - etwa wenn der von Leipzigs Sport- direktor Ralf Rangnick als nahezu letzter echter Mittelstürmer verklärte Selke auf eine bestimmte Anzahl an Einsätzen kommt und RB Leipzig in die Bundesliga aufsteigt. Acht Spieltage vor Saisonende ist Leipzig aber neun Punkte vom direkten Aufstiegsplatz und zwölf Punkte von Tabellenführer Ingolstadt entfernt.

Für Werder stellt Selkes Abschied einerseits einen Rückschlag bei dem Versuch dar, mit jungen Spielern ein neues Projekt auf die Beine zu stellen. Selke war den Bremern durchaus eine Herzensangelegenheit, immerhin hatten sie dessen Vertrag erst im Herbst bis 2018 verlängert. Andererseits ist Selkes Arbeitsnachweis überschaubar geblieben, in 26 Bundesligaeinsätzen hat er sechs Tore geschossen. Die Millionen, die sein Verkauf bringt, will Werder nicht nur zum Ausgleich der Bilanz nutzen. Sondern auch, um Franco Di Santo zu halten, mit zwölf Treffern in 18 Spielen der wahre Bremer Top-Angreifer.

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