TV-Experiment:Telefon als Risiko

ARD alpha versucht sich an Slow TV, 60 Minuten dieselbe Einstellung, komplett ohne jeden Schnitt: Eine Cellobauerin, ein Trockenmaurer und ein Uhrmacher bei der Arbeit. Ist das nicht öde? Ein Anruf beim Regisseur.

Interview von Julia Weigl

ARD alpha setzt auf Entschleunigung. Das Format Mora - Gib Dir echtZeit zeigt von Karfreitag bis Ostersonntag um 20.15 Uhr jeweils eine Stunde lang eine Cellobauerin, einen Trockenmaurer und einen Uhrmacher bei ihrer Arbeit - ohne Kommentar, ohne Schnitt. "Slow TV" heißt das Konzept. Ein Anruf bei Regisseur Daniel Schrenker.

SZ: Wer soll das gucken?

Daniel Schrenker: Menschen, die den Fernseher zum Entspannen einschalten. Es ist kein Format, das einen sofort mitreißt, sondern eines, auf das man sich einlassen muss. Es versucht, gegen die normalen Sehgewohnheiten aufzubegehren.

Waren die Dreharbeiten nicht langweilig?

Es ist eine Herausforderung, 60 Minuten am Stück zu drehen - ohne Schnitt, egal was passiert. Klar, wir hätten immer abbrechen und neustarten können. Aber dann hat man Folgeprobleme, wie beim Maurer, dass die Mauer schon halb fertig ist.

Und, ist so etwas passiert?

Beim Uhrmacher hat auf einmal das Telefon geklingelt. Ich habe im Regiestuhl gesessen und habe Panik geschoben. Mensch, warum haben wir das Telefon nicht ausgeschaltet? Und dann ist der Protagonist einfach sitzen geblieben und hat sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und so ist das jetzt auch in der Sendung drin.

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