Greuther Fürth:Cool bleiben

13 03 2015 Fussball Saison 2014 2015 2 Fussball Bundesliga 25 Spieltag SpVgg Greuther F; Stiepermann

"Ich will wieder unverzichtbar sein": Marco Stiepermann, im Sommer geholt als wichtigster Offensivspieler, hat in Fürth bisher erst zwei Tore erzielt.

(Foto: Zink/imago)

Zwei Abstiege hat Marco Stiepermann bereits erlebt - den dritten will er jetzt unbedingt vermeiden.

Von Benedikt Warmbrunn

Eigentlich sei alles ganz einfach, sagt Marco Stiepermann, aber bevor er es erklärt, stöhnt er erst einmal, er hat es doch schon so oft erklärt. "Du musst nur cool bleiben", sagt er. Dann schnauft er, ganz leise. Weil das natürlich so einfach auch wieder nicht ist: cool zu bleiben.

Im März vor einem Jahr zum Beispiel ist der Fußballstürmer Stiepermann einen ganzen Mittag lang cool geblieben, er spielte mit seiner Mannschaft in Bielefeld, er bereitete drei Tore vor, seine Mannschaft gewann 3:1. Wenige Wochen später war Energie Cottbus dennoch aus der zweiten Liga abgestiegen. Oder ein Mittag im April 2012: Stiepermann spielte mit seiner Mannschaft in Ingolstadt, er erzielte zwei Tore, dazu ein Eigentor, seine Mannschaft gewann zumindest einen Punkt. Wenige Wochen später war Alemannia Aachen dennoch aus der zweiten Liga abgestiegen.

Inzwischen spielt Marco Stiepermann, 24, für die SpVgg Greuther Fürth, und wenn er jetzt über die Coolness redet, dann ist das für die Mannschaft eine wichtige Botschaft. Der Stürmer ist in einer ohnehin eher unerfahrenen Mannschaft einer der wenigen Profis mit einer Sachkenntnis im Abstiegskampf.

Zweimal ist der Angreifer bereits abgestiegen, 2012 mit Aachen, 2014 mit Cottbus, eine Boulevard-Zeitung verlieh ihm daraufhin das "Absteiger-Image". Darüber ärgern will sich Stiepermann nicht. "In unserer jetzigen Situation", sagt er, "ist mein Wissen schließlich von Vorteil."

Diesen Samstag (13 Uhr) empfängt Fürth Eintracht Braunschweig, es ist die große Chance, sich aus dem Abstiegskampf zu befreien. Es ist aber nicht die erste Chance, und von den bisherigen hat die Mannschaft keine einzige genutzt. "Wir sind guter Dinge", sagt Stiepermann vor der Partie gegen den Ligasechsten, er sagt es auch, "weil es nichts bringt, jetzt schlechte Stimmung zu verbreiten".

Aus Erfahrung weiß er: "Wir sollten uns stark genug reden."

Seit einem halben Jahr hat die Fürther Mannschaft kein Heimspiel gewonnen, sie hat in dieser Zeit überhaupt nur zwei Spiele gewonnen; unter dem neuen Trainer Mike Büskens wartet sie auf den ersten Sieg. Zuletzt spielte Fürth gegen die drei direkten Verfolgen Aalen, den TSV 1860 und Aue, es waren drei Chancen, sich ins Mittelfeld abzusetzen. Geblieben sind zwei Punkte und noch größere Sorgen. Zwar hat das Team wieder sieben Punkte Vorsprung auf einen Relegationsrang, aber nur, weil Aalen zwei Zähler abgezogen wurden. Eines, sagt Stiepermann, dürfe jedoch keiner machen: sich selbst belügen. "Wir müssen uns das realistisch anschauen. Und wenn wir es uns realistisch anschauen, sind wir mitten im Abstiegskampf." Marco Stiepermann sagt aber auch: "Wir sollten uns stark genug reden."

Obwohl die Mannschaft unter Büskens bisher so erfolglos geblieben ist, betont der Angreifer daher die Fortschritte der vergangenen Wochen. Er spricht von neuem Antrieb im Training, von neuem Schwung in der Offensive, zu erkennen an der gestiegenen Anzahl an Torchancen. Der im Februar beurlaubte Frank Kramer hatte versucht, die anfällige Defensive des Teams zu stabilisieren, Büskens setzt dagegen auf einen höheren Druck auf die gegnerische Abwehr. Außerdem baut er im Training gerne auch Übungen mit Torabschluss ein. "Ob das der Stil ist, der zu uns passt, das liegt auch an uns Spielern", sagt Stiepermann. Nicht zuletzt an ihm selbst.

Verpflichtet wurde Stiepermann im Sommer als wichtigster Offensivspieler; hinter den Spitzen, auf den Außenbahnen, als mitspielender Stürmer, überall sollte er einsetzbar sein. Zuletzt, beim 0:0 in Aue, sah Büskens jedoch den besten Platz für seinen Angreifer: auf der Bank. "Der Trainer wollte andere Dinge ausprobieren", sagt Stiepermann, er weiß, dass er selbst diese Entscheidung verursacht hat, zu unauffällig waren seine Leistungen zuletzt. Bisher hat er gerade einmal zwei Tore erzielt und zwei weitere vorbereitet. Für die letzten Wochen im Abstiegskampf hat er sich daher vorgenommen: "Ich will wieder unverzichtbar sein." Es geht ihm da aber wie dem Team: Er muss sich erst einmal stark reden.

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