Obdachlose in Rio de Janeiro:Im Leid vereint

Ausweglosigkeit, Trauer, Innigkeit. Getty-Images Fotograf Mario Tama fing all das bei einer Fotoreise durch Rio de Janeiro ein. Seine Bilder erzählen die Geschichte von Menschen, die die Zweisamkeit suchen, um ihr Leid zu teilen.

Von Florian Gontek

8 Bilder

A Portrait Of Rio's Homeless

Quelle: Getty Images

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Ihr Hab und Gut hat Luanda Goncalves direkt neben ihren Schlafplatz gelegt, als die junge Frau im März dieses Jahres mit anderen Obdachlosen in Rio de Janeiro im Zentrum der brasilianischen Großstadt ihr Lager aufgeschlagen hat. Menschen wie sie hat der Fotograf Mario Tama begleitet, um ihr Leid in der Stadt nahe der Guanabara-Bucht zu dokumentieren. Der vielprämierte Agentur-Fotograf wählte hierfür nicht nur Szenen, die er auf der Straße auftat, er porträtierte auch Menschen.

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Etwa das junge Paar Eduardo und Michelle, das er in einer Nebengasse ineinander verschlungen fotografierte. Zuneigung und Liebe ist für viele Menschen ein wichtiger Anker, um das Leben auf der Straße zu meistern. Der rechte Oberarm der Frau trägt fast verblichen die Worte "Amor", Liebe.

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Gemeinschaft ist entscheidend in den Straßen von Rio. Etwa 5 500 Menschen leben hier ohne Dach über dem Kopf. Die, die ihren Schutz in engen Schuppen oder notdürftigen Behausungen suchen, nicht mitgezählt. Auch diese junge Frau, die ihr Essen im Zentrum der Millionen-Metropole in einem Park über einem kleinen Feuer zubereitet, fasst der Armutsbericht der Stadt mit ein, der bereits vor etwa zwei Jahren veröffentlicht wurde. Tama nahm ihn als Anlass für seine fotografische Arbeit.

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Robson Mattias lebt mit seiner Familie auf den Straßen von Rio und versucht, sein Leben zu meistern. Der Durchschnittsverdienst in der Stadt liegt bei etwa 800 Reais, umgerechnet 245 Euro. Im Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen ist Brasilien gemeinsam mit Georgien auf Platz 79 gelistet und als Land mit "hoher menschlicher Entwicklung" kategorisiert. Indikatoren für die Berechnung des Indexes sind etwa die Lebenserwartung bei Geburt, die Dauer des Schulbesuchs oder - exemplarisch für den Lebensstandard - das Bruttonationaleinkommen.

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Igor Batista und Vanessa de Souza leben im Westen der Stadt, über der auf dem Berg Corcovado die 30 Meter hohe Christusstatue thront. In einem Park hat das junge Paar einen Platz gefunden. Während seine Freundin schläft, blickt Batista nachdenklich in ihr Gesicht. Ihren Kopf hat sie in Mitten von Müll an einen Baumstamm gelehnt. In Taschen und kleinen Kartons sind die wenigen Dinge gesammelt, welche die beiden besitzen.

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Nicht nur Obdachlosigkeit, auch massive Kriminalität ist ein Problem in Rio de Janeiro. Sie brachte zum Beispiel Janaina Moura und ihren Sohn Gabriel auf die Straße. Vor zwei Monaten verließen die beiden ihr Wohnviertel aus Furcht vor der massiven Gewalt in ihrer Nachbarschaft. Die Mordrate in der Stadt lag Anfang der 2000er-Jahre bei 60 Menschen auf 100 000 Einwohnern und damit 60-mal höher als in Deutschland. Aktuelle Berichte zeigen allerdings, dass sich die Situation gebessert hat. Auch dank Initiativen wie dem im November 2008 ins Leben gerufene "Favela Pacification Program" (FFP), im Zuge dessen speziell ausgebildete Polizisten vermehrt in den Armentvierteln kontrollieren, von denen es alleine in Rio de Janeiro über 1 000 gibt.

Fotograf Mario Tama hat sich während seiner Recherchen mit vielen Menschen unterhalten, die ihm zum Teil erschütternde Geschichten erzählten. "Ein Mann erzählte mir, dass bereits seine ganze Familie auf der Straße gelebt hat. Auch er verbrachte schon sein ganzes Leben hier."

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Maria das Gracas verbrachte bislang drei Jahre ihres jungen Lebens auf der Straße. In der Hand trägt die junge Frau eine Sonnenbrille, ihr gewölbter Bauch verrät, dass sie bald Mutter wird.

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Um die obdachlosen Menschen zu treffen und ihre Facetten zu zeigen, reiste Tama in verschiedene Viertel und besuchte mehrere Orte der Stadt. Vanessa Priscilla und Ezekial traf er in einem Park im westlichen Rio de Janeiro. Das Bild wendet den Blick auf den Stolz der Menschen, der auch auf der Straße nicht verloren geht. Während Ezekial eine Glitzerkette trägt, ist der Fokus des Bildes bei seiner Motivpartnerin auf ihre Ohrringe gerichtet, die sie für die Kamera zeigt.

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