Bad Tölz-Wolfratshausen:Umstürzende Bäume erschlagen Frau

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Folgen des Sturms: Eine 39-jährige Autofahrerin aus Dietramszell kann nur noch tot geborgen werden. Zusätzlich kommt es zu zwei Großbränden und Störungen im Bahnverkehr, die auch am Tag danach noch anhalten.

Von Wolfgang Schäl, Bad Tölz-Wolfratshausen

Das Sturm tief Niklas hat noch am Dienstagabend im Landkreis ein Todesopfer gefordert. Durch die heftigen Windböen wurden im Gemeindebereich Dietramszell zwei Bäume entwurzelt, die auf den Pkw einer 39-Jährigen stürzten. Die Verunglückte konnte von der Feuerwehr nur noch tot geborgen werden. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd war die aus dem Ort stammende Frau gegen 17.40 Uhr auf der S 2368 von Linden nach Dietramszell unterwegs, als in einem Waldstück, in einer leicht abschüssigen Rechtskurve, durch einen Windstoß plötzlich zwei starke Fichten umknickten und den Pkw unter sich begruben. Das Dach des Fahrzeuges wurde dabei total eingedrückt. Erst nachdem die Bäume beseitigt waren, konnten Ersthelfer zu der Frau gelangen, die allein im Pkw war. Bei ihr konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Die Straße musste für etwa drei Stunden total gesperrt werden. Am Ort waren die Feuerwehren aus den Gemeindeteilen von Dietramszell sowie ein Sachverständiger, der umgehend zum Unfallort gerufen wurde.

Weil am Dienstag nicht nur die Feuerwehren im Stress waren, sondern auch die Polizei, teilte das Rosenheimer Präsidium auch erst am späteren Abend nähere Einzelheiten zu dem Brand im Königsdorfer Ortsteil Wiesen mit, der, wie kurz berichtet, einen Schaden von rund zwei Millionen Euro anrichtete. Vernichtet wurde eine moderne Zimmerei samt Inventar. Die Sturmwinde waren dafür verantwortlich, dass durch Funkenflug noch eine nahe gelegene Feldscheune total zerstört wurde. Schon gegen 9 Uhr hatte ein Zeuge bemerkt, dass das Gebäude im Gewerbering in Brand geraten war. Der Eigentümer der Zimmerei konnte sein Anwesen gerade noch verlassen. Feuerwehren aus der gesamten Region konnten nicht verhindern, dass das Gebäude gänzlich abbrannte. Immerhin gelang es den Löschmannschaften, das angrenzende Wohngebäude zu retten. Die vorherrschenden Sturmwinde waren allerdings dafür verantwortlich, dass herumfliegende, brennende Teile und Funken noch einen Feldstadel entzündeten, der rund 250 Meter von der Zimmerei entfernt stand. Auch der Stadel brannte komplett nieder. Drei Personen, die an den beiden Brandorten Rauch eingeatmet hatten, ließen sich untersuchen. Bei allen dreien konnten die Ärzte aber Entwarnung geben.

Beamte des Weilheimer Kriminaldauerdienstes (KDD) übernahmen vor Ort die ersten Ermittlungen. Fest steht, dass das Feuer an der Ostseite der Zimmerei ausbrach, zur Ursache können derzeit aber noch keine Aussagen getroffen werden, Brandermittler der Kripo stellen in den kommenden Tagen ihre Untersuchungen an.

Durch eine Sturmböe wurde am Dienstagnachmittag gegen 16.35 Uhr ein Metalleimer umgeweht, der auf der Terrasse eines Einfamilienhauses in Benediktbeuern stand. Glühende Aschereste aus dem Kübel führten dann zu einem Brand, bei dem ein Schaden von rund 100 000 Euro entstand, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Verletzt wurde niemand. Zwar konnten die Feuerwehren den Brand schnell löschen, bis dahin war aber schon hoher Sachschaden entstanden. Auch hier übernahmen Brandermittler aus Weilheim die Untersuchungen. 13 Stunden auf den Beinen waren die Helfer des BRK-Kreisverbandes, die zwischen 8 und 19.30 Uhr zu Einsätzen aller Art gerufen wurden. In 15 Jahren habe er noch keinen Tag wie diesen erlebt, versichert der stellvertretende Rettungsdienstleiter Jörg Meyer.

Die tatsächlichen Baumschäden in Geretsried sind noch nicht überschaubar. Hunderte Bäume stehen schief und drohen umzufallen. Es wird dringend gebeten, die Wälder noch nicht zu betreten. Auch die Benutzung der Radwege im Stadtbereich bleibt gefährlich. Die Verwaltung rät dringend davor ab.

Auf der S 7-Strecke herrschte bis Mittwochnachmittag Stillstand, für die Fahrgäste wurde Schienenersatzverkehr mit Bussen und Taxis eingerichtet. Die Freigabe der Strecke erfolgte erst gegen Abend, allerdings nur zwischen München und Höllriegelskreuth, von Wolfratshausen bis Höllriegelskreuth blieb die Strecke zu Redaktionsschluss noch auf unbestimmte Zeit gesperrt. Auch der Tölzer Ast der BOB war bis 16 Uhr noch nicht wieder freigegeben, allerdings war man hier zuversichtlich, dass dies noch am selben Tag der Fall sein würde. Der RVO-Busverkehr, der besonders zwischen Beuerberg und Penzberg, sowie auf der B 11 zwischen Geretsried und Wolfratshausen sowie in Dietramszell behindert war, verlief wieder störungsfrei.

Landrat Josef Niedermaier bedankte sich nachdrücklich für das große Engagement aller Helfer. "Unter Gefahr für das eigene Leben haben die Feuerwehrkräfte die Straßen freigeräumt." Ihrem raschen Handeln sei es zu verdanken, dass sich die Behinderungen insbesondere im Feierabendverkehr in Grenzen hielten.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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