Interview mit Marcel Hirscher:"Helft's uns halt!"

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Marcel Hirscher mit dem Pokal für den Gewinner des Slalomweltcups. (Foto: Getty Images)
  • Marcel Hirscher ist Gesamtweltcupsieger - trotzdem kritisiert er Entwicklungen im professionellen Skisport im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
  • Beim Thema Doping fordert er mehr Hilfe von den Kontrolleuren - den Super G will er auf seine ursprüngliche Idee zurückführen.
  • Und er verrät, was er vor dem Rennen anders macht als seine Konkurrenz.

Von Gerald Kleffmann

Marcel Hirscher, der aktuelle Gesamtweltcup-Sieger, hat sich kritisch zu Entwicklungen im Skiprofisport geäußert. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung führt er aus, dass die heutigen Super-G-Rennen, auf die der Slalom- und Riesenslalom-Spezialist meist verzichtet, "im Laufe der Jahre weit entfernt sind vom Ursprungsgedanken - ein Mittelding aus Abfahrt und Riesenslalom zu sein".

Der 26-jährige Österreicher, seit vier Jahren der überragende Skifahrer weltweit, prangert an, dass die Super-G-Rennen "viel zu schnell, viel zu kurvenarm" seien. Er fordert deshalb eine Veränderung zurück zur eigentlichen Idee: "Es muss so kommen. Sonst brauchen wir es nicht mehr Super-G nennen, sondern einfach nur Speed-Wettbewerb."

Auch hält er die Darstellung von Rennen im Fernsehen nicht mehr für zeitgemäß. "Im Skisport sind die Bewegtbildsequenzen seit Jahrzehnten nahezu gleich. Das kann es nicht sein", sagt Hirscher, der dafür eintritt, dass Skiwettbewerbe nicht mehr ausschließlich über Geschwindigkeiten und Sprünge definiert werden. "Der Zuschauer würde, wenn das Tempo nicht eingeblendet wäre, gar nicht einschätzen können, ob man 100, 120 oder 140 fährt. Man muss auch nicht 70 Meter weit springen für spektakuläre Bilder. Wenn man es mit den heutigen Möglichkeiten ordentlich filmt, wirken Rennen automatisch klasse. Im Bewegtbildsektor ist irrsinnig viel Potenzial."

Hirscher tritt als Mahner im Kampf gegen Doping auf

Weiter spricht Hirscher über seine besondere Rolle im Skiland Österreich, wie er mit dem Ruhm umgeht, wie er in einfachen Verhältnissen auf einer Hütte aufgewachsen ist und wie er es geschafft hat, mit Talent und Akribie zum dominierenden Athleten aufzusteigen. Im Gespräch mit der SZ verrät er, was er anders macht als seine Konkurrenten bei der Vorbereitung auf einen Wettkampf. Auch als Mahner im Kampf gegen Doping tritt Hirscher auf, wobei er diesbezüglich einen Appell äußert: "Ich will auch, dass es sauber abgeht und nicht Monster am Start stehen. Meine Botschaft als Athlet nur ist: Helft's uns halt! Von der Kontrollseite kommt zu wenig."

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