Konsequenzen aus Germanwings-Unglück:Der verunsicherte Sicherheitsminister

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Bundesinnenminister Thomas de Maizière beim Eröffnungstag der Messe CeBIT in Hannover.

(Foto: AFP)
  • Die deutschen Behörden wussten nach dem Germanwings-Absturz zunächst offenbar wenig über die Passagiere. Das hat für Unsicherheit gesorgt.
  • Innenminister Thomas de Maizière will deswegen nun auch im Schengen-Raum wieder Ausweise kontrollieren lassen.
  • Einem verstärkten Einsatz von Sky-Marshalls zur Sicherung von Flugreisen erteilt er jedoch eine Absage.

Von Stefan Braun, Berlin

Systematische Ausweiskontrollen, verstärkter Austausch von Gefährder-Daten, mehr Sky-Marshalls und dazu ein anderer Umgang mit Cockpit-Türen - es gibt viele Ideen, wie man angemessen auf die Flugzeugkatastrophe in Südfrankreich reagieren soll.

Dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) schon gut eine Woche nach dem Absturz der Germanwings-Maschine selbst mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit geht, zeigt vor allem, wie unsicher die Sicherheitsbehörden unmittelbar nach dem Absturz offenkundig waren. Tatsächlich waren das Innenministerium und andere Sicherheitsbehörden nach dem Absturz immer wieder gefragt worden, ob dieser auch einen terroristischen Hintergrund haben könnte. Immer wiederkehrende Antwort: es gebe keinerlei Hinweise auf einen terroristisch motivierten Anschlag.

Die Behörden erkannten plötzlich, wie wenig sie über die Passagiere wissen

Wie sich jetzt herausstellt, war diese Antwort zwar richtig. Aber die Unsicherheit der Behörden war dabei lange Zeit groß, weil sie erst einmal lernen mussten, wie wenig sie über die Passagiere wussten. Das hängt eng mit der Tatsache zusammen, dass es innerhalb des Schengen-Raums auch bei Fluggästen keine systematischen Ausweiskontrollen mehr gibt. Nach dem Absturz zeigte sich, dass die Passagierlisten der Fluggesellschaften offenbar nicht ausreichten, um endgültige Gewissheit zu haben.

Aus diesem Grund denkt der Bundesinnenminister nun laut nach, ob das wieder geändert werden sollte. Der Bild-Zeitung sagte er: "Wenn ein Passagier sein Ticket an jemand anderen abtritt, wird nur der Name des ersten Passagiers erfasst. Das ist ein riesiges Sicherheitsproblem".

Zugleich, auch das ist eher ein Zeichen der Unsicherheit, plant de Maizière offenbar, Daten von so genannten Gefährdern, also Menschen, die vor allem unter dem Verdacht stehen, möglicherweise Anschläge zu begehen, stärker auszutauschen. Mit den Staaten des Schengen-Raums ist das längst weitgehend Praxis. De Maizière will das aber auch mit Drittstaaten intensivieren.

Passt de Maizières Vorstoß in die Debatte nach dem Flugzeugabsturz?

Ob das wirklich in die Debatte über Konsequenzen aus dem Flugzeugabsturz passt, scheint allerdings fraglich und lässt sich nur mit der großen Unsicherheit direkt nach der Katastrophe erklären. De Maizière jedenfalls betont nun: Man müsse in Zukunft "von Fall zu Fall die Möglichkeit haben, auch außerhalb Europas und insbesondere in Krisenregionen die Namen von gefährlichen oder potenziell gefährlichen Personen auszutauschen."

Einem dritten Gedanken ist der CDU-Politiker nun allerdings entgegen getreten: der Idee, man könnte mit dem Einsatz von noch mehr Sky-Marshalls in den Flugzeugen so etwas wie den wahrscheinlich absichtlich herbeigeführten Absturz der Germanwings-Maschine verhindern. Dies sei schon rein mengenmäßig vollkommen unrealistisch, meint der Minister. Zumal man nicht sicher sein könne, ob in diesem speziellen Fall ein Sky-Marshall irgendetwas hätte ausrichten können.

Deutlich konkreter läuft die Debatte über einen anderen Umgang mit den Cockpit-Türen. Nachdem sehr schnell nach der jetzigen Katastrophe auch in Europa beschlossen wurde, dass künftig kein Pilot oder Co-Pilot mehr alleine im Cockpit sitzen werde, gibt es auch Ideen, die Türtechnik zu ändern. Bisher ist es möglich, die Tür von innen komplett zu verriegeln, so dass ein Eindringen auch für Crewmitglieder unmöglich ist. Dieser Mechanismus wurde wegen der Anschläge vom 11. September 2001 eingeführt.

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