Wahlkampf in Großbritannien:Mehrere Sieger in britischer TV-Debatte

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Vier von sieben Parteichefs: Ed Miliband (Labour), Leanne Wood (Plaid Cymru), Nicola Sturgeon (SNP) und David Cameron (Torys) streiten sich im Fernsehen. (Foto: REUTERS)
  • Im Mai wird in Großbritannien Parlamentswahlen statt. Nun stellten sich die sieben Spitzenkandidaten der Parteien in einem TV-Duell.
  • Einen klaren Sieger ergab die Debatte nicht. Hoffnungen auf das Amt des Premiers können sich jedoch ohnehin nur der konservative Amtsinhaber Cameron und der sozialdemokratische Herausforderer Miliband machen.
  • Der Wahlausgang ist jedoch völlig offen.

TV-Debatte ergibt keinen klaren Sieger

Etwa fünf Wochen vor der britischen Parlamentswahl hat es bei der wichtigsten Fernsehdebatte Umfragen zufolge keinen klaren Sieger gegeben. Nach der Diskussion am Donnerstagabend machten drei verschiedene Institute vier Gewinner aus. Damit scheinen sich Erwartungen zu bestätigen, dass das Wahlergebnis am 7. Mai so knapp wie seit den 70er Jahren nicht mehr ausfallen könnte.

Bei der Debatte am Donnerstag konnte einer Blitzumfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov zufolge die Chefin der schottischen Nationalisten, Nicola Sturgeon, als Siegerin hervorgehen. Die Demoskopen des Instituts ICM ermittelten den Labour-Vorsitzenden Ed Miliband als Gewinner.

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Eine ComRes-Erhebung für den Sender ITV, auf dem die Debatte übertragen wurde, sah hingegen den konservativen Regierungschef David Cameron, Miliband, Sturgeon und den Rechtspopulisten Nigel Farage von der United Kingdom Independence Party (UKIP) gleichauf - wobei Cameron auf die Frage, wer am besten zur Führung des Landes geeignet sei, am besten Abschnitt, wie die britische BBC meldet.

Worüber die Parteichefs debattierten

An der Debatte beteiligten sich die Spitzenkandidaten der insgesamt sieben kandidierenden Parteien. Sie setzten sich vor allem mit den Hauptthemen des Wahlkampfes auseinander - Gesundheitspolitik, Einwanderung und Wirtschaft.

Zu einem der schärfsten Wortwechsel kam es der britischen BBC zufolge zwischen Cameron und und seinem Vize-Premier Nick Clegg. Der Liberaldemokrat warf Cameron vor, das Geld für Schulen kürzen zu wollen. Der Tory-Chef bestritt das und warf Clegg im Gegenzug vor, willkürlich Entscheidungen zu kritisieren, die sei gemeinsam getroffen hätten.

Deutliche Kritik rief ein Vorstoß von Ukip-Chef Farage hervor. Der hob die angeblich große Zahl ausländischer Mitbürger hervor, die vom Nationalen Gesundheitsdienst wegen einer HIV-Infektion behandelt würden, berichtet die BBC, und fügte demnach hinzu: "Wir müssen zuerst nach unseren eigenen Leuten gucken." Leanne Wood von der walisischen Mitte-links-Partei Plaid Cymru sagte, Farage solle sich schämen für eine derartige Panikmache.

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Farage lieferte sich zudem einen heftigen Schlagabtausch mit Cameron in Sachen Einwanderung. Er warf dem Premier vor, dass dieser überhaupt keine Chance habe, sein vorgebliches Ziel, die Zahl der Einwanderer zu begrenzen, innerhalb der EU zu erreichen. ""Als EU-Mitglied, was können wir tun, um die Einwanderung zu kontrollieren? Lassen Sie mich Ihnen sagen - nichts", wetterte Farage. Cameron warf Farage daraufhin vor, "durch die Hintertür" eine Labour-Regierung einführen zu wollen.

Einziges TV-Duell, in dem Cameron direkt auf Miliband trifft

Das TV-Duell mit den sieben Spitzenkandidaten ist die einzige Fernsehdebatte, in der Premierminister Cameron und sein sozialdemokratischer Herausforderer Miliband direkt aufeinandertreffen. Cameron hat ein direktes Duell mit Miliband, wie es von der Öffentlichkeit gefordert worden war, abgelehnt.

In einer ersten Fernsehsendung vor etwa einer Woche waren nur Cameron und Miliband zur Wahl befragt worden - dabei trafen die beiden Kandidaten auf Wunsch des amtierenden Premiers allerdings nicht direkt aufeinander. Cameron und Miliband sind die einzigen von den sieben Parteichefs, die auf den Posten des Premiers hoffen dürfen.

Linktipp:

Wie haben sich die Spitzenpolitiker geschlagen: Die Parteichefs in der Einzelkritik beim britischen Guardian.

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