"Tatort" aus Norddeutschland:Wölfe im Hasenpelz

Tatort: Frohe Ostern, Falke; Tatort Frohe Ostern Falke

Falke trifft einen alten Bekannten im Hasenkostüm wieder.

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

In "Frohe Ostern, Falke" wird Kommissarin Lorenz von Aktivisten in Hasenkostümen als Geisel genommen, ihr Kollege Falke versucht sie zu befreien. Ein an den Hasenohren herbeigezogener Event-Thriller vom NDR.

Von Holger Gertz

Dieser Tatort vom NDR präsentiert - und das ist natürlich immer ein Wert an sich - Herren in Tierkostümen. Wer immer in New York die zahlreichen Elmos aus der Sesamstraße gesehen hat, wird sich gefragt haben: Was treibt diese Menschen?

Wer immer zu Ostern in einer Fußgängerzone von einem schweigsamen Hasen einen Werbezettel in die Hand gedrückt bekam, wird die Reklame möglicherweise schnell vergessen, den Hasen aber länger im Sinn gehabt haben. Man kann schwer erkennen, welche Energien verborgen sind im Pelz, das macht die Angelegenheit spannender als die übliche Begegnung mit x-beliebigen Insbürogehern in schlecht sitzenden Anzügen.

Hasen in räudigen Pelzen nehmen Geiseln

In "Frohe Ostern, Falke" trifft Bundespolizist Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) gleich einen weißrosa Hasen, es stellt sich heraus, dass man sich schon länger kennt, der Hase macht jedenfalls den Vorschlag, man könne doch "wieder mal einen durchziehen, wie früher", aber dazu kommt es nicht. Es treten weitere Hasen auf, in räudigen Pelzen, die sich jedem Niedlichkeitsanspruch verweigern und bei einer Charity-Gala sämtliche Gäste als Geiseln nehmen, unter ihnen Falkes Kollegin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller).

Ein Charity-Gast wird von einem Hasen erschossen, eine Häsin wird zusammengeschossen und spürt nicht mehr, dass ihre Artgenossen es ernst gemeint haben mit ihrem Motto: Wir färben euch rot. Es sind Aktivisten, die hier tätig werden, "Geiler Scheiß" und "Alter Schwede" gehören zum Standardvokabular. Die Anarchisten-Hasen sind ihrerseits im Griff eines Oberhasen, der statt Farben Blut sehen will und dem Scheinhinrichtungen nicht reichen.

Der Thrill geht verloren

Ein Event-Tatort von Thomas Stiller (Buch und Regie), eine Art Thriller mit den Ingredienzien, die es braucht. Die Innenwelt, hier Frau Lorenz und die Geiseln, hält Kontakt zu Falkes Außenwelt über ein Handy, ein Countdown tickt allmählich runter, denn das Sondereinsatzkommando wird stürmen und gibt dem Publikum regelmäßig Bescheid, wann es soweit sein wird.

Die Hasenschaft hat einerseits Eier wie Stahl, wird andererseits aber allmählich nachdenklich und kehrt das Innere des Angsthasen hervor. Das ist am Anfang noch spannend, aber der Thrill geht verloren, Ostern ist ja auch ein Suchfest, man muss was finden, aber man findet keine Panik unter den Geiseln, nur die Umschreibung von Panik. "Mit Gewalt erreicht man gar nichts", sagen die Herrschaften: "Haben Sie der Frau nicht schon genug Leid angetan?" Die Dialoge zwischen Hase und Mensch packen nur selten, am Ende wird viel herumgeballert. Und der Plot wird aufgelöst, indem die Waffenlobby eingeführt wird.

Es ist ein Eventkrimi, schon klar, er ist nicht so albern wie der Eventkrimi aus dem Saarland an Weihnachten. Aber an den Hasenohren herbeigezogen wirkt das Ganze schon.

ARD, Montag, 20.15 Uhr.

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