Ausgehen in der Unistadt:So feiert Frankfurt

Welche Clubs und Kneipen Neu-Frankfurter unbedingt besuchen sollten - und warum das Bahnhofsviertel ein Anziehungspunkt ist.

Von Dominic Hilgendorf

Weggehen auf Frankfurterisch

Sachsenhausen gilt schon seit Jahren als eines der vielseitigsten Viertel in Frankfurt. In "Alt-Sachs" reiht sich eine rustikale Kneipe an die nächste. Auf der Schweizer Straße finden sich neben kleinen Boutiquen verschiedenste Bars und das immer gut besuchte "Wagner". Als Neu-Frankfurter ist die vermutlich beste Äppelwoi-Kneipe ein Muss, um das eigentliche Flair der Stadt zu erleben. Sein "Stöffche" (Apfelwein) trinkt man hier aus dem "Gerippten" (Apfelweinglas) auf langen Bänken an Holztischen.

In Sachsenhausen eine Bar zu empfehlen, ist bei der großen Auswahl kaum möglich. Unter Einheimischen hört man oft den Namen "Alte Liebe". Egal ob die alte Location oder die neue ab Mai, ein Besuch lohnt sich immer. Man ist irgendwie unter sich - ohne Banker und Touristen. Vor allem für Fans von Eintracht Frankfurt ist sie eine beliebte Adresse, da die Bar bereits eine Stunde vor Spielbeginn öffnet.

Wer nicht bis abends warten kann, startet seine Tour mit einer umfunktionierten Straßenbahn, dem "Ebbelwei Express", der am Wochenende oder an Feiertagen verkehrt. So verbindet man eine kleine Startrundfahrt mit dem berühmten Frankfurter Apfelwein.

Elektronisch bis zum Umfallen

Eigentlich heißt es immer: "Haltet Euch aus dem Bahnhofsviertel raus!" Denn wer in eine Straße falsch abbiegt, findet sich inmitten Rot leuchtender Häuser wieder. Dennoch gilt das Viertel als neuer Szenetreff. Dazu gehört besonders das "Plank". Es überzeugt mit minimalistischer Einrichtung in einem Altbau. Im Sommer spielt sich das Geschehen meist vor der Tür ab, denn innen findet nicht jeder auf Anhieb Platz. Sehr beliebt ist die Bar bei allen, die anschließend noch weiterziehen wollen.

Nicht allzu weit vom "Plank" ist das "Tanzhaus West" - ein Muss für alle Elektro-Fans. Ob Nachwuchs- oder Top-DJs, für jeden Clubber ist etwas dabei. Bei Großevents wird das benachbarte "Dora Brilliant" mitgenutzt.

Wer nach einem Besuch im "Tanzhaus West" nicht genug hat, fährt schnell rüber nach Offenbach. Dort befindet sich das europaweit bekannte "Robert Johnson". Wer dort um sechs Uhr morgens ankommt, findet vor dem Eingang eine Menschenschlange, wie man sie - zumal um diese Uhrzeit - nur aus dem Berliner "Berghain" kennt. Wenn die Sonne morgens aufgeht, erreicht die Stimmung oft erst ihren Höhepunkt. Viel mehr als 300 Gäste lässt das "Robert Johnson" aber nicht zu und wirkt daher irgendwie immer familiär. Es fühlt sich ein bisschen an, als feiere man eine After-Hour-Party bei sich zu Hause. Wer hier bis zum Ende bleibt, fällt ganz sicher mit einem guten Gefühl ins Bett.

Schick & schön

Natürlich finden sich in Frankfurt auch viele Adressen für die zahlreichen Banker und Großverdiener. Das heißt aber nicht, dass man dort nicht vorbeischauen sollte. Man muss sich eben etwas schicker machen.

Solch ein Abend kann beispielsweise im "Der Grieche" beginnen. Schicke Einrichtung, ein gemischtes Publikum und nach dem Essen fliegen die Servietten. Von Donnerstag bis Samstag erlebt man hier nach dem Essen tatsächlich eine Party, die man nicht so schnell vergessen wird. Das kann an der unglaublich guten Stimmung, aber auch an zu viel Ouzo liegen.

Komm, wir gehen ins "Gibson"

Direkt um die Ecke liegt eine Bar, an der man mit Sicherheit erst einmal vorbeiläuft. Wem im Winter nicht gerade die vielen Jacken auffallen, die direkt hinter der Wohnungseingangstür hängen, wird "The Parlour" ohne Empfehlung nicht finden. Kein Schild, kein Licht oder sonstige Hinweise verraten, dass hier die vielleicht beste Cocktailbar in Frankfurt versteckt ist. Wer an die Tür klopft, bekommt - gegebenenfalls - Einlass und kann sich vom derzeit besten Barkeeper Deutschlands, Maxim Kilian, Cocktails mixen lassen. Es gibt zwar eine Karte, aber die Barkeeper mixen auf Wunsch eigentlich alle Drinks, die möglich sind - und noch ein paar mehr. Auch dies macht diese besondere Bar mit nur 30 Sitzplätzen aus.

Wer keinen Platz bekommen hat oder noch weiterziehen will, sollte sich das "Chinaski" anschauen. Besitzer Julian Smith ist in Frankfurt ein fester Begriff - ob aus dem Radio, als DJ oder als Miteigentümer des Clubs "Travolta". Sein "Chinaski" ist ein Mix aus Bar und Club: ein Ort, an dem man sowohl entspannt genießen, als auch lässig feiern kann. Grafitti zieren die unverputzten Wände und DJs spielen langsame House-Beats gemixt mit Jazz-Geklimper oder auch mal tanzbaren Boogie und Elektro.

Sun & Downer

Da der "King Kamehameha Beach Club" überraschend geschlossen hat, müssen sich Outdoor-Feierwütige neu orientieren. Immer einen Besuch wert ist die "Long Island Summer Lounge". Auf dem Dach des mitten in der Innenstadt gelegenen Parkhaus Börse wartet ein unglaublicher Blick auf die benachbarten Hochhäuser. Es gibt Kleinigkeiten zu essen und natürlich diverse alkoholische und nicht-alkoholische Drinks, dazu läuft lässige House Musik.

An warmen Sonnentagen kann man die 300 Meter vom Parkhaus Börse zur "Bar ohne Namen" zu Fuß gehen. Auch ohne Namen ist die Lokalität von Weitem zu erkennen: an einer Menschentraube auf dem Bürgersteig davor. Es hat sich eingebürgert, dass halb Frankfurt dort seinen Drink im Freien zu sich nimmt. In anderen Städten fast undenkbar, halten sich nur etwa 20 Prozent der Gäste drinnen auf. Der Rest genießt die frische Luft inklusive kühlem Getränk vor der Tür.

Wer dann doch noch Lust auf Party bekommen hat, aber den Blick auf die Wolkenkratzer nicht missen möchte, macht sich auf den Weg zum "Skyline Dance". Auf der Terrasse des Einkaufszentrums Skylina Plaza lässt sich mit grandiosem Ausblick ein entspannter Sonnentag verbringen. Die monatliche Party-Reihe "Skyline Dance" ist eine Mischung aus angenehmen tanzbaren House-Beats, souligen All-Time-Classics und Club-Tunes und bietet für jeden den passenden Sound.

Life Is a Party

Der "Gibson Club" ist seit mehreren Jahren der angesagteste Club in Frankfurt und hat vielen anderen Läden den Rang abgelaufen. Beste DJs, Live Acts und auch Club-Konzerte stehen auf dem Programm. In den Räumen des alten Zeil-Kinos haben "Kingka"-Gründer Madjid Djamegari und die Band "Söhne Mannheims" einen wirklichen Top-Club entwickelt und etabliert. Absolutes Highlight ist der Donnerstagabend, an dem die Urban Club Band ihre legendären Live Gigs spielt. Früher tanzte Frankfurt jeden Donnerstag im "King Kamehameha Club" zu ihren Cover-Versionen von "Insomnia" oder "Empire State of Mind". Seit einiger Zeit spielt die Band im "Gibson" und bringt auch hier das Publikum zum Durchdrehen.

"Gibson Club" in Frankfurt am Main

Donnerstags spielt im "Gibson Club" die Urban Club Band.

(Foto: Gibson Club)

Wer sonst nach Clubs in Frankfurt sucht, hat die Qual der Wahl. Hier ein paar Optionen:

  • Im Osten der Stadt findet sich seit 2011 das "Adlib". Auf drei Etagen (siebtes bis neuntes Stockwerk) liegt in einem Glaskomplex eine sehr stylische Location. Schwerpunktmäßig läuft hier Black Music, wobei auf zwei Dancefloors für genug Abwechslung gesorgt ist. Highlight ist die große Dachterrasse im achten Stock mit Blick auf die Skyline Frankfurts.
  • 2006 eröffnet, liegt im Stadtzentrum der "Velvet Club". Seit fast zehn Jahren wird hier jeden Mittwoch und am Wochenende gefeiert. Eine große Tanzfläche wird von verschachtelten Tischbereichen auf unterschiedlichen Höhen umgeben. Aus dem Loungebereich im ersten Stock hat man in ruhigerer Atmosphäre einen guten Blick auf den Dancefloor. Für Studenten ist besonders der Mittwoch interessant, an dem mit entsprechendem Nachweis bis 24 Uhr freier Eintritt herrscht.
  • Das "Travolta" bietet auf zwei Dancefloors für jeden etwas: von Hip Hop bis House, von stylisch bis alternativ. Der schlichte, aber sehr coole Club vereint alles, was man an einem guten Abend braucht. Von einer ab und an künstlichen Warteschlange sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn ein Abend im "Travolta" lohnt sich allemal.
  • Wer sich die alten Räume des legendären "Cocoon Clubs" nicht nur aus Erzählungen vorstellen möchte, kann sich im "Moon13" ein eigenes Bild machen. Nicht mehr alles ist so wie im ehemaligen House- und Techno-Tempel, aber viel hat sich nicht geändert. Geblieben ist eine der besten Musikanlagen der Welt. Auf mittlerweile 4 verschiedenen Floors findet jede Musikrichtung Gehör, jeder Altersgruppe wird so genug Abwechslung geboten. Und der Ende 2012 geschlossene "Cocoon Club" lebt ein bisschen weiter.
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