Kommentar:Raus aus der Nische

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Bioprodukte haben immer noch einen viel zu geringen Marktanteil

Von Heike A. Batzer

Bio, das war mal Körnerkost, gekauft in speziellen kleinen Läden, gekauft von Menschen, die dafür von den anderen gerne als Ökos und Weltverbesserer belächelt wurden. Heute gibt es Lebensmittel, auf denen "Bio" steht, in jedem Supermarkt und niemandem würde einfallen, die Käufer der Ware schräg anzusehen. Umfragen haben ergeben, dass vor allem junge Menschen gerne zu Bioware greifen, zuvorderst junge Eltern, die sich um das leibliche Wohl ihrer Kinder sorgen.

Und dennoch: Bio ist noch immer ein Nischenprodukt. Nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft wächst der Markt zwar, doch sind in Deutschland nur acht Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe Biohöfe. Der Bioanteil an der landwirtschaftlichen Fläche beträgt sechs Prozent und Bioprodukte machen nicht einmal vier Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes aus. Bioware muss vielfach importiert werden und sich dann die Frage gefallen lassen, ob die Klimabilanz noch stimmt oder ob es nicht besser ist, sich mit Produkten zu versorgen, die nicht biologisch, aber zumindest regionalen Ursprungs sind.

Die entscheidende Frage aber ist doch, warum es überhaupt so weit gekommen ist, dass sich eine Alternative zur konventionellen Massenproduktion entwickeln musste. Eigentlich sollte die ökologisch schonende Variante der Nahrungsmittelherstellung die einzig gängige sein. Bio schmeckt in der Regel besser, ist gesünder, ressourcenschonender, artgerechter und klimaschonender. Biologisch, regional und saisonal - das sollten die Kriterien beim Kauf von Nahrungsmitteln sein, im Privathaushalt ebenso wie in der Großküche. Doch Einkaufen ist richtig anstrengend geworden: Der Supermarkt ist zwar praktisch, verführt mit günstigen Preisen aber auch zum Erwerb von Massenware. Die Fahrt zu einzelnen Märkten und Hofläden auch im Landkreis ist aufwendig und verschiedene Biosiegel stiften mehr Verwirrung beim Verbraucher als dass sie aufklärten. Dabei ist nichts so wichtig wie eine gesunde Ernährung. Es wäre ein echter Fortschritt, wenn man sich die nicht jeden Tag neu erkämpfen müsste.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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