Maibaum-Diebstahl:Die Putzbrunner Burschen holen das Triple

Maibaum-Diebstahl: Des einen Lust, des andern Frust: Die Burschen aus Harthausen und Putzbrunn präsentieren stolz ihre Diebesbeute, den Poinger Maibaum.

Des einen Lust, des andern Frust: Die Burschen aus Harthausen und Putzbrunn präsentieren stolz ihre Diebesbeute, den Poinger Maibaum.

(Foto: Burschenverein Harthausen)

Noch drei Wochen bleiben, um die Maibäume für den Tag des Aufstellens herzurichten - oder sie zu stehlen. So wie die Burschen aus Harthausen und Putzbrunn.

Von Irmengard Gnau, Landkreis

Ob die Fußballer des FC Bayern es in dieser Saison schaffen, ist noch ziemlich unsicher, den Burschen aus Harthausen und Putzbrunn hingegen ist es bereits gelungen: "Wir haben heuer das Triple geholt", sagte Maximilian Wagner am Donnerstag zufrieden. Mit etwa 45 Unterstützern aus den beiden Ortschaften war der Vorsitzende des Burschenvereins Harthausen am Sonntag beim Maibaum-Stehlen erfolgreich. Das Opfer: die entfernten Nachbarn aus Poing. Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem den Burschen aus dem Landkreis das Kunststück gelugen ist.

Sie führen damit eine alte Tradition fort, sagte Wagner nicht ohne Stolz: "Wir Harthauser und Putzbrunner Burschen sind bekannt dafür, dass wir Maibäume stehlen." Seit 1978 schließen sich die beiden Vereine immer wieder zusammen, um auf die traditionelle Diebestour zu gehen. Seitdem haben sie nach eigenen Angaben mehr als 20 Bäume entführen können und dürften damit landkreisweit den inoffiziellen Rekord halten.

Gut geplant ist halb gestohlen

Maibaum-Diebstahl: Mit dem gestohlenen Maibaum auf dem Weg nach Hause.

Mit dem gestohlenen Maibaum auf dem Weg nach Hause.

(Foto: Burschenverein Harthausen)

Was aber ist das Geheimnis, damit ein Diebesplan aufgeht? Sich nächtelang auf die Lauer legen? Nicht unbedingt, meint Wagner. "Man muss sich den Baum gut ausschauen und die Aktion gut planen", lautet sein Rat. - "Und hoffen, dass einen keiner erwischt." Mit Geduld auf den richtigen Moment warten, mit dieser Taktik hatten auch schon die Kirchheimer Burschen Erfolg. Vor knapp drei Wochen gelang es ihnen, den Maibaum in Landsham zu entwenden - während die Wächter gerade im Sonntagsgottesdienst waren.

Im Fall der Putzbrunner-Harthauser Diebesgemeinschaft war der richtige Zeitpunkt für ihren Coup am Ostersonntag gekommen. Gegen halb zehn Uhr verließ die letzte Wache der Poinger ihren Posten vor der Wachhütte, wie Wagner berichtete. Auf diese Weise konnten die Burschen am helllichten Vormittag den etwa 40 Meter langen Baum mitten durch die Gemeinde und bis zum Ortsschild verschleppen, wo der Diebstahl traditionell als vollendet gilt. "Es war haarknapp, drei Meter nach dem Ortsschild haben uns die Poinger eingeholt", erzählte Wagner.

Für die Burschen aus Harthausen und Putzbrunn hat sich das Ausschauen und Warten gelohnt. Da sie bereits die zweiten waren, die den Poinger Maibaum in diesem Jahr entführt haben, wird der Tarif an Brotzeit und Bier, den die Bestohlenen für die Rückgabe zu zahlen haben, üblicherweise aufgestockt. Über die genauen Verhandlungsergebnisse wurde Stillschweigen vereinbart, doch Wagner deutete an: "Wir haben das bekommen, was wir verlangt haben."

In Haar steht nur noch ein Stumpen

Maibaum-Diebstahl: Am 1. Mai werden in vielen Gemeinden wieder die neuen Maibäume aufgestellt. Bis dahin heißt es wachsam sein.

Am 1. Mai werden in vielen Gemeinden wieder die neuen Maibäume aufgestellt. Bis dahin heißt es wachsam sein.

(Foto: Claus Schunk)

Obgleich sich die Landshamer und die Poinger sicher ordentlich über die frechen Diebe geärgert haben, dürfte mancher Traditionsbewusste aus dem Landkreis immer noch mit etwas Neid in die beiden Gemeinden blicken. Denn Poing und Landsham haben wenigstens ihren Maibaum. Ismaning und Haar mussten den ihren dagegen umlegen, respektive bis auf einen Stumpen zusammenstutzen. Der Haarer Baum war so von Rissen durchzogen, dass die Gemeinde im vergangenen Herbst beschloss, ihn abzubauen. Bis es 2016 einen neuen gibt, steht nun lediglich ein wenige Meter hoher Stumpf vor dem schmucken Gasthof "Alte Post" im Ortszentrum.

Auch die Ismaninger Burschen mussten schweren Herzens Hand an ihren erst 2013 aufgestellten Maibaum legen: Bei der zweijährlichen Prüfung war dem TÜV-Gutachter eine morsche Stelle aufgefallen. Das Urteil: vermutlich Weißpilz. Damit war keine Sicherheitsgarantie mehr gegeben, im Februar rückten die Burschen mit Kran und Drehleiter zum Umlegen an. Wieso der Pilz ausgerechnet da drin habe sein müssen, frage er sich schon, meint der Vereinsvorsitzende Bernhard Dobmaier und klingt ein wenig geknickt.

Doch die Gemeinde hat bereits auf die Notlage der Burschen reagiert: Aufgrund der außergewöhnlichen Umstände müssen diese nicht turnusmäßig bis 2018 warten, sondern dürfen schon kommendes Jahr einen neuen Baum aufstellen. "Die Planungen dafür laufen schon", bestätigte Dobmaier. Und solange sie keinen eigenen haben, betätigten sich die Ismaninger "dafür aktiver bei anderen Maibäumen", deutete er an. Noch waren die Ausflüge allerdings ohne Erfolg.

Bewachen lohnt sich

Dafür, dass das auch so bleibt, will unter anderem Georg Bockmaier sorgen. Mit Mitstreitern von den Edelweiß-Schützen Grasbrunn hält er jede Nacht beim Neukeferloher Baum Wacht. "Nach drei Wochen zehrt die Maibaumwache schon etwas an den Kräften", sagte Bockmaier. Doch der Einsatz lohnt sich: Drei Angriffe konnten die aufmerksamen Wächter schon abwehren.

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