Amerika-Gipfel in Panama:Historischer Handschlag zwischen Obama und Castro

Barack Obama und Raúl Castro

US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro reichen sich die Hände.

(Foto: dpa)
  • Neuanfang beim Amerika-Gipfel in Panama: US-Präsident Barack Obama und sein kubanischer Kollege Raúl Castro haben sich beim Amerika-Gipfel die Hand geschüttelt - eine symbolische Geste der Annäherung.
  • Am Samstag soll ein direktes Gespräch stattfinden. Die Länder wollen ihre Beziehungen normalisieren.
  • Aufsehen erregte beim Treffen der Staats- und Regierungschefs in Panama-Stadt bisher der Präsident Venezuelas, Nicolás Maduro, der Obama vorwirft, einen Wirtschaftskrieg gegen sein Land zu führen.

Von Boris Herrmann, Panama-Stadt

Es muss am Freitagabend, kurz vor 19 Uhr Ortszeit Panama, gewesen sein, als sich Barack Obama und Raúl Castro im Foyer des Tagungszentrums Atlapa über den Weg liefen. Beide waren auf dem Weg zur offiziellen Eröffnung des siebten Amerika-Gipfels. Und taten, was man eben so macht, wenn man sich kennt und sich über den Weg läuft: Sie gaben sich die Hand und schüttelten ein paar Mal. Etwa zehn Sekunden lang standen die Präsidenten der USA und Kubas beisammen, umringt von ihren Delegationen und Leibwächtern. Obama redete, Castro versuchte zuzuhören. Seinem Gesichtsausdruck zufolge verstand er aber nicht alles. Sie tauschten noch ein Lächeln aus. Dann gingen sie in den Saal und nahmen ihre Plätze ein.

Die Szene wurde offensichtlich mit einer Handykamera aufgenommen. Lokale und regionale Fernsehsender bespielten ihr Abendprogramm damit in Endlosschleife. Es war noch nicht das weltweit erwartete halboffizielle Treffen der beiden einstigen Erzfeinde, das ist erst für Samstagmittag anberaumt. Aber es war trotzdem ein historischer Moment. Historisch genug jedenfalls, dass sich das Weiße Hause zu der Mitteilung gemüßigt sah: "Beim Amerika-Gipfel sind sich an diesem Abend Präsident Obama und Präsident Castro begegnet und haben sich die Hand gegeben."

George W. Bush wollte Fidel Castro nicht begrüßen

So ein Handschlag wäre vermutlich nicht der Rede wert, wenn es in den vergangenen 55 Jahren nicht so viele verkrampfte diplomatische Verrenkungen gegeben hätte, genau darartige Begegnungen zu verhindern. Legendär ist beispielweise die Episode von George W. Bush, der 2002 bei einer Veranstaltung in Monterrey gegenüber dem damaligen mexikanischen Präsidenten Vicente Fox alle Hebel in Bewegung setzte, um den ebenfalls anwesenden Fidel Castro nicht grüßen zu müssen. Fox drängte Castro schließlich dazu, zu reden, zu speisen und wieder zu verschwinden - bevor Bush eintraf.

Aber Obama ist nicht Bush, er betrachtet solche Zufallsbegegnungen offenbar als Teil seiner Entspannungspolitik.

Um ein Haar wären sie sich sogar schon am Donnerstagabend auf dem Flughafen begegnet. Wieder waren die Mexikaner mit im Spiel. Die Maschine des aktuellen Präsidenten Enrique Peña Nieto war längst in Panama gelandet, aber es gab offenbar ein technisches Problem. Sie konnte nicht von der Landebahn geschoben werden. Raúl Castro war mit seiner Regierungsmaschine unmittelbar nach Peña Nieto angekommen. Er stand hinter dem Mexikaner auf dem Rollfeld und musste eine halbe Stunde warten, bis er seine endgültige Parkposition einnehmen konnte.

Panamas Staatsfernsehen war live dabei. Deshalb konnte man auch verfolgen, wie sich ein amerikanischer Helikopter aus dem Nachthimmel näherte, in dem mutmaßlich Barack Obama saß. Für einen Moment bestand durchaus Grund zur Annahme, Obama könnte sich in das Begrüßungskomitee für Castro einreihen. Tatsächlich wurde der US-Präsident aber nur zu einem umliegenden Strandhotel transferiert.

Bedeutende kubanisch-amerikanische Handschläge

Sie trafen sich also am Freitag. In Erwartung des historischen Ereignisses sind allerlei Bildarchive nach bedeutenden kubanisch-amerikanischen Handschlägen durchsucht worden. Gefunden wurde: ein flüchtiger Gruß zwischen Obama und Raúl Castro (bei der Trauerfeier von Nelson Mandela), ein zweiter von Bill Clinton und Fidel Castro (eher zufällig bei einer UN-Veranstaltung im Jahr 2000) und, besonders hübsch, ein dritter Handschlag zwischen dem Hardcore-Republikaner Richard Nixon und Fidel Castro aus dem Jahre 1959, wobei Nixon erst zehn Jahre später zum Präsidenten gewählt wurde.

Zu einem mehr oder weniger offiziellen Gespräch trafen Staatsoberhäupter aus Washington und Havanna zuletzt im Jahre 1956 zusammen. Schwer zu glauben, aber damals war noch nicht einmal der ewige Comandante Fidel an der Macht. Der ehemalige Weltkriegsgeneral Dwight D. Eisenhower hatte noch die Ehre mit dem kubanischen Militär-Diktator Fulgencio Batista. Rein zufällig fand diese Begegnung auch in Panama statt.

Cuba's President Raul Castro stands with his U.S. counterpart Barack Obama before the inauguration of the VII Summit of the Americas in Panama City

Castro und Obama vor der Eröffnung des Amerika-Gipfels.

(Foto: REUTERS)

Wenn das Zufällige Gesprächsstoff liefert

Das Zufällige, das Nebensächliche, das Außerprotokollarische hat bislang auch beim Amerika-Gipfel des Jahres 2015 den meisten Gesprächsstoff geliefert. Neben dem Handshake im Foyer zwischen Obama und Castro wären hier zum Beispiel die Auftritte von Nicolás Maduro zu nennen. Für den schwer angezählten Präsidenten aus dem Krisenstaat Venezuela wird die Luft immer dünner, vor allem jetzt, wo auch noch sein bester Kumpel Raúl Castro mit dem Klassenfeind flirtet.

Maduro gibt deshalb alles, um Barack Obama zu diskreditieren und die sozialistischen Fronten gegen Washington zu verhärten. Zunächst hat er 13 Millionen Unterschriften vorgelegt, die er angeblich von Freiwilligen eingesammelt hat, die seiner These beipflichten, dass Obama einen imperialistischen Wirtschaftskrieg gegen sein Land anführe. Venezuela hat 30 Millionen Einwohner, es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass die Unterschriftenliste eben nicht nur freiwillig zustande kam.

Am Freitag besuchte Maduro dann den Stadtteil El Chorillo, wo bei der US-amerikanischen Invasion im Jahr 1989 mehr als 2000 Familien ihr Zuhause verloren. Ein durchaus ehrenhafter Ausflug also, der am Ende aber schwer nach populistischer Stimmungsmache roch. Auch von El Chorillo brachte Maduro ein Protestschreiben gegen Barack Obama mit.

Ziel: Verbesserungen für die Menschen

Evo Morales, der Präsident von Bolivien, ging nach seiner Ankunft in Panama dagegen erst einmal Fußball spielen. Später tauchte er bestens gelaunt im Tagungszentrum auf. Schnell sprach sich herum, dass Morales mit seinem Team 12:2 gewonnen hatte. Rafael Correa schließlich, der Genosse aus Ecuador, sorgte für Aufsehen, weil er "Heil Hitler!" twitterte. Es war angeblich als Scherz gedacht.

Es sollen bei dem Gipfel in Panama aber auch noch ein paar ernsthafte Verbesserungen für die Menschen in Lateinamerika erarbeitet werden. Wahrscheinlich müssten das Obama und Castro bei ihrem geplanten Treffen am Samstag übernehmen.

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