Kenia:Angst vor Terroranschlag löst Massenpanik aus

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Dadaab: In dem größten Flüchltingscamp der Welt sind offiziell 350 000 Menschen registriert. (Foto: AFP)
  • Die Explosion eines Stromtransformators auf einem Campus in der kenianischen Stadt Nairobi hat eine Massenpanik ausgelöst: Ein Student stirbt, mehr als 100 werden verletzt.
  • Kenia hat das UN-Flüchtlingshilfswerk aufgefordert, das Lager Dadaab zu schließen und nach Somalia zu verlegen. Andernfalls werde Kenia die Flüchtlinge - offiziell sind 350 000 Bewohner gemeldet - selbst umsiedeln, drohte Vizepräsident Ruto.
  • Außerdem hat das Land mit dem Bau einer 700 Kilometer langen Mauer entlang der gesamten Grenze zu Somalia begonnen.
  • Damit reagiert Kenia auf den Anschlag der Al-Shabaab-Miliz mit mehr als 150 Toten vor gut einer Woche an der Universität in Garissa.

Massenpanik in einer Universität in Nairobi

Zehn Tage nach dem Terroranschlag mit etwa 150 Toten im Norden Kenias gab es in der Hauptstadt Nairobi eine Massenpanik. Auslöser war die Explosion eines Stromtransformators auf einem Campus. Dabei seien am Sonntag ein Student getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden, teilte die Universität Kikuyu mit. Aus Furcht vor einem Attentat von Islamisten seien zahlreiche Studenten aus den Wohnheimen gesprungen, einige von ihnen sogar aus dem fünften Stock. Darunter sei auch das Todesopfer gewesen. Augenzeugen zufolge explodierte der Transformator um vier Uhr morgens. Angstschreie der Studenten hätten dann die Panik in den Wohnheimen verbreitet.

Hunderttausende Flüchtlinge sollen umgesiedelt werden

Kenia will das weltgrößte Flüchtlingslager Dadaab nahe der somalischen Grenze schließen. Das ostafrikanische Land geht davon aus, dass Islamisten mit Verbindung zur somalischen Al-Schabaab-Miliz in dem Camp Unterschlupf gefunden haben.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk müsse das Lager binnen drei Monaten schließen und nach Somalia verlegen, sagte Vizepräsident William Ruto am Samstag. Sollte das UNHCR der Aufforderung nicht nachkommen, würde Kenia die Flüchtlinge selbst umsiedeln, drohte er. Ruto zufolge halten sich in Dadaab mehr als 600 000 somalische Flüchtlinge auf, offiziell sind in dem Lager laut UN rund 335 000 Menschen registriert.

Die Dadaab-Flüchtlingscamps beherbergen seit mehr als 20 Jahren vor allem Somalis, die vor Bürgerkriegswirren und islamistischem Terrorismus in ihrem Heimatland am Horn von Afrika geflohen sind. Die Sicherheitslage in Somalia ist weiter kritisch, sodass eine Verlagerung von Dadaab über die Grenze nur schwer vorstellbar erscheint. Ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks in Kenia sagte, bislang sei man über den Beschluss der Regierung nicht offiziell unterrichtet worden, daher könne man den Vorgang nicht kommentieren.

Bau einer 700 Kilometer langen Mauer begonnen

Kenia werde sich nach dem jüngsten Anschlag so drastisch verändern "wie Amerika nach 9/11", sagte Ruto laut einer Pressemitteilung in Anspielung auf die Anschläge vom 11. September 2001 in New York. "Wir müssen dieses Land sichern, was auch immer es kostet." So habe Kenia mit dem Bau einer 700 Kilometer langen Mauer entlang der gesamten Grenze zu Somalia begonnen, um ein Eindringen der Al-Schabaab zu verhindern.

Al-Shabaab hatte sich zu Anschlag auf Universität bekannt

Die somalische Terrororganisation Al-Shabaab hat sich zu dem Anschlag auf die Universität in Garissa vom Gründonnerstag mit etwa 150 Toten bekannt. Die Islamisten verüben immer wieder Anschläge in Kenia, wie etwa im September 2013 auf das Einkaufszentrum Westgate in Nairobi. Dabei kamen 67 Menschen ums Leben. Die kenianische Tourismusindustrie, ein wichtiger Wirtschaftszweig, muss seither schwere Einbußen hinnehmen.

Um die Islamisten zu stoppen, hat Kenia etwa 5000 Soldaten nach Somalia entsandt. Nach dem Anschlag in Garissa hat die Regierung zudem die Einstellung 10 000 neuer Polizisten versprochen. Zudem wurden diese Woche viele somalische Konten eingefroren und Geldtransfers verboten. Hilfsorganisationen kritisierten allerdings, dass die Unterbindung von Geldtransfers vor allem arme Somalis treffe, die zum Überleben Geld von Familienmitgliedern im Ausland erhielten.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/sks/mest - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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