Aydan Özoğuz:"Die Hassmails gehen nahezu täglich ein"

Aydan Özoğuz

Aydan Özoguz (SPD), die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, spricht bei einer Konferenz Ende März in Kiel.

(Foto: dpa)
  • Die Integrationsbeauftrage Aydan Özoğuz bekommt nach eigenen Angaben nahezu täglich fremdenfeindliche Hassmails. Über den Brandanschlag in Tröglitz zeigt sie sich besorgt.
  • Dieser könne dem Ansehen Deutschlands schaden, warnte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in einem Interview mit der Welt am Sonntag.
  • Er könne verstehen, dass es weltweit mit Sorge registriert werde, wenn in Deutschland Flüchtlingsunterkünfte brennen, sagte Steinmeier.
  • Beim Treffen der Außenminister der G-7-Staaten in Lübeck müsse sich Deutschland als "tolerantes, weltoffenes und seiner Verantwortung bewusstes Land präsentieren".

Integrationsbeauftrage Özoğuz bekommt nahezu täglich Hassmails

Die Bundesbeauftrage für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz, zeigt sich in einem Interview besorgt über den Brandanschlag auf die geplante Asylbewerberunterkunft in Tröglitz. Der Vorfall in Sachsen-Anhalt sei kein Einzel-, aber ein Sonderfall gewesen, sagte die SPD-Politikerin der Welt: "Die NPD konnte ungestört Demos abhalten, und der Bürgermeister ist zurückgetreten, weil er sich bedroht fühlt." Unter solchen Taten leide zudem Deutschlands Ruf im Ausland. Dort werde viel stärker wahrgenommen, dass es ausländerfeindliche Strömungen und Angriffe auf Asylunterkünfte gebe.

Die türkischstämmige Politikerin erfährt selbst regemäßig Anfeindungen: "Ich bekomme Drohungen voller Schimpfworte nach dem Motto: Wir Muslime sollten das Land schleunigst verlassen", sagt Özoğuz der Welt. Nahezu täglich gingen die Hassmails in ihrem Büro ein. "Ich bekomme Briefe, in denen steht: 'Du gehörst am nächsten Baum aufgehängt.'"

Steinmeier: Tröglitz als Gefahr für das Ansehen Deutschlands

Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier fürchtet, dass der Brandanschlag auf das geplante Asylbewerberheim in Tröglitz das Ansehen Deutschlands beschädigen könnte. "Die Ereignisse von Tröglitz sind eine Schande", sagte der SPD-Politiker der Welt am Sonntag. "Wir sollten nicht überrascht sein, dass auch bei unseren Partnern in der Welt mit großer Sorge registriert wird, wenn in Deutschland Flüchtlingsunterkünfte brennen." Es sei verständlich, dass genau verfolgt werde, wie die deutsche Gesellschaft darauf reagiere.

Die Mehrheit in Deutschland ist nicht fremdenfeindlich

Eine breite Mehrheit der Bevölkerung lehne Fremdenfeindlichkeit klar ab, betonte Steinmeier. Kein anderes Land in Europa habe so viele syrische Flüchtlinge aufgenommen wie Deutschland. Trotzdem müsse noch mehr passieren, um zu verhindern, dass immer wieder Menschen auf dem Weg über das Mittelmeer sterben. Derzeit seien weltweit mehr als 50 Millionen Menschen auf der Flucht, mehr als jemals zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg.

"Tolerant, weltoffen, seiner Verantwortung bewusst"

Angesichts dieser Zahlen dürfe Deutschland nicht wegschauen und müsse helfen die Folgen des Flüchtlingselends zu lindern. Kommende Woche treffen sich die Außenminister der G-7-Staaten in Lübeck. Dabei müsse sich Deutschland als "tolerantes, weltoffenes und seiner Verantwortung bewusstes Land präsentieren".

Vor einer Woche hatten in Tröglitz in Sachsen-Anhalt unbekannte Täter einen Brandanschlag auf ein weitgehend leerstehendes Mehrfamilienhaus verübt, in dem ab Mai Asylbewerber untergebracht werden sollten. Zuvor hatte der ehrenamtliche Bürgermeister des Ortes wegen rechtsextremer Anfeindungen seinen Rücktritt erklärt. Der Landkreis hält an seinen Plänen fest, Flüchtlinge in Tröglitz unterzubringen.

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