Versteigerung:Ein cooles Mountainbike für Maren

Fund-Räder-Versteigerung

"Gut aufgepumpt, Mehrgang, wir starten mit drei Euro": Stadtrat Manfred Sengl bei der Versteigerung vor dem Jugendzentrum.

(Foto: Günther Reger)

In Puchheim werden 40 Fundräder versteigert. Auch eine Siebenjährige kann nun auf ein größeres Radl umsteigen.

Von Stefan Salger, Puchheim

Um kurz nach halb Zwei nachmittags steht das Wunschrad von Maren vorne in der Mitte der Menschenmenge. Es hat kleine weiße Stollenreifen und einen ziemlich coolen, lilafarbenen Rahmen. Um das Gefährt zu bekommen, ist die Siebenjährige allerdings auf ihre Mama und ihren Papa angewiesen. Die stehen am Rand der Fundradversteigerung vor dem Puchheimer Jugendzentrum und tuscheln miteinander. "Also, 30 Euro ist das Limit" flüstert Andreas Lüdeke. Seine Frau Ramona gibt dem Auktionator ein Zeichen. Was mit zwei Euro angefangen hatte, liegt jetzt bei 29 Euro. Grünen-Fraktionssprecher Manfred Sengl schaut in die Runde, wartet ein Weilchen, und spricht dann mit fast schon tiefernster Stimme ins Mikrofon: "29 Euro sind geboten, wer bietet mehr?" Maren schaut gebannt auf die etwa 100 Besucher. Alles potenzielle Mitbewerber um ihr Fahrrad. Aber kein Finger reckt sich mehr nach oben. Und nach dem obligatorischen "Zum ersten, zum zweiten, uuuund zum dritten" gehört das Fahrrad nun also wirklich ihr und die Eltern atmen durch.

Insgesamt 30 Fahrräder kommen an diesem Nachmittag unter den Hammer, außerdem noch ein kleiner silberfarbener Roller ohne Griffgummis und ein Fahrradhelm. Manfred Sengl ist längst ein routinierter Auktionator. Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Zweimal im Jahr kümmert er sich darum, dass herrenlose Räder am Rande der beiden Marktsonntag im Frühjahr und im Herbst einen neuen Besitzer finden. Entweder hat sie jemand irgendwo im Stadtgebiet gefunden. Oder sie standen beispielsweise wochenlang jenseits der Radlständer am Bahnhof und wurden trotz eines Hinweises auf die bevorstehende Entfernung nicht vom Besitzer geholt. Im Bauhof werden sie bis zur Versteigerung verwahrt. Und auch diesmal haben Mitglieder des Vereins Aufrechter Gang die Gefährte geputzt, die Reifen aufgepumpt und bei Bedarf auch etwas geölt. Dem Verein kommt die Hälfte des Erlöses zugute, die andere Hälfte wird von der Stadt für soziale Zwecke verwendet.

Das findet Maren natürlich auch gut. Vor allem aber findet sie gut, dass der Papa die 29 Euro investiert hat. Jetzt kann sie von dem Kinderrad endlich auf dieses kleine Mountainbike mit Kettenschaltung umsteigen. Ihre elfjährige Schwester Tabea gönnt ihr das. Sie muss sich noch etwas gedulden, etwas später wird es um das schwarze Damenfahrrad gehen, das ihr gefallen würde. Hoffentlich hat der Papa genügend Geld dabei. Bruder Hannes, 9, lässt das alles kalt: das Mountainbike, das er Zuhause hat, passt wahrscheinlich noch ein paar Jahre. "Aber die Kinder wachsen halt", sagt Andreas Lüdeke. Da kommt so eine Versteigerung gerade gelegen. Die Räder werden nun zu Hause flott gemacht, und dann geht es auf zur nächsten Radltour in die Aubinger Lohe. Fahrradtouren will auch Jens Fuhrmann machen. Mit seiner, Freundin, die hat bereits zwei Räder. Jens Fuhrmann hat sich eine halbe Stunde vor der Versteigerung alle Räder genau angeschaut. Und das Rad der Marke "Diamant" stach ihm gleich ins Auge. Robust und auch noch mit Nabendynamo und Lichtern. Auf dem Rahmen steht: "Handgefertigt in Chemnitz." Im Laden müsste man dafür wohl an die 300 Euro zahlen. Nur das Schutzblech wackelt etwas und der Ständer fehlt. "Kleinigkeiten", sagt der neue Besitzer, nachdem er mit einem Gebot von um die 50 Euro zum Zug gekommen ist. Etwas später wird ein Rad der Marke Pegasus versteigert. Es ist gut in Schuss. Deshalb nennt Sengl diesmal nicht das übliche Mindestgebot von zwei oder drei Euro, sondern gleich zehn. Ein Raunen geht durchs Publikum. Aber Sengl behält recht: Das Rad ist begehrt, am Ende geht es für 75 Euro weg. Später bringt ein Rad sogar 120 Euro. Mit insgesamt etwa 1000 Euro ist der Gesamterlös "richtig gut", findet Sengl.

Außerdem freut es ihn, dass es nur einen einzigen Ladenhüter gab. "Dieses eine Rad wollte einfach niemand."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: