Machtkampf bei Volkswagen:Porsche-Familie distanziert sich von Piëch

  • VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche geht auf Distanz zu Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.
  • Piëch hatte dem Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn zuvor die Treue gekündigt.
  • Damit steht Piëch mit seinen Äußerungen isoliert da. Die Familien Piëch und Porsche halten die Mehrheit an VW.

VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche stärkt Konzernchef Winterkorn

Der Machtkampf bei Volkswagen spitzt sich zu: VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche stellt sich gegen den Ferdinand Piëch und stärkt damit Konzernchef Winterkorn. "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", lässt Wolfgang Porsche der Deutschen Presse-Agentur über einen Sprecher mitteilen.

Wer sich wie positioniert hat

Piëch war zuvor überraschend von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn abgerückt. Dem Nachrichtenmagazin Spiegel hatte er gesagt: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." (mehr dazu in der Analyse von Karl-Heinz Büschemann).

Der Betriebsrat von Volkswagen und das Land Niedersachsen als VW-Anteilseigner haben daraufhin ihre Unterstützung für Winterkorn bekundet. Piëch steht mit seinen Äußerungen damit zunehmend isoliert da. Bisher gab es aus dem VW-Aufsichtsrat keine öffentliche Unterstützung der Position Piëchs.

Winterkorns Vertrag läuft bis Ende 2016. "Piech will ihn killen, aber Winterkorn kämpft", zitierte die Bild am Sonntag einen Vertrauten des Konzernlenkers.

Wer was zu sagen hat

Die Familien Piëch und Porsche haben im VW-Konzern das Sagen. Wolfgang Porsche ist ein Cousin Piechs und Aufsichtsratchef der Porsche SE, die mit 51 Prozent die Mehrheit an Europas größtem Autohersteller hält.

Piëch, der im Konzern nur "der Alte" genannt wird, führt Volkswagen mit der Attitüde eines Patriarchen. In seinen fast 25 Jahren an der VW-Unternehmensspitze servierte er schon viele Manager ab, denen er zuvor gute Arbeit bescheinigt hatte. Winterkorn war als Chef bislang unumstritten und verdient mehr als jeder andere Manager an der Spitze eines Dax Konzerns. Bis dato galt er als der klare Favorit auf die Piëch-Nachfolge als Chef des Kontrollgremiums.

Die Vorgeschichte

Das Gespann Winterkorn und Piëch arbeitete über viele Jahre harmonisch zusammen und galt als Erfolgsmodell. Der Ingenieur Winterkorn setzte zuverlässig um, was Piëch wollte. Die beiden wirkten, als würden sie einander komplett vertrauen. So war der Eindruck entstanden, dass es für den 76-Jährigen Piëch, dessen Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender 2017 endet, nur einen Nachfolger geben kann: Winterkorn.

Volkswagen in Zahlen

Volkswagen ist Europas größter Autobauer und weltweit die Nummer zwei hinter Toyota. VW hat weltweit etwa 600 000 Beschäftigte, davon fast die Hälfte in Deutschland. Der Konzern hat zwölf Marken, darunter die Kernmarke VW, Audi, Porsche und Skoda. 2014 machte Volkswagen mit fast 120 Werken weltweit einen Umsatz von rund 202 Milliarden Euro. Die Auslieferungen lagen bei 10,14 Millionen Fahrzeugen, der Gewinn nach Steuern bei 10,8 Milliarden Euro.

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