"Game of Thrones" bei RTL 2:Fünfte Staffel GoT: Die Kriege, die da kommen

"Game of Thrones" bei RTL 2: Bei Game of Thrones gibt es pro Folge im Schnitt mehr als zehn Tote: Brienne of Tarth (Gwendoline Christie, links) kämpft gegen Sandor 'den Hund' Clegane (Rory McCann).

Bei Game of Thrones gibt es pro Folge im Schnitt mehr als zehn Tote: Brienne of Tarth (Gwendoline Christie, links) kämpft gegen Sandor 'den Hund' Clegane (Rory McCann).

(Foto: AP)

456 Tote in 40 Episoden: In den ersten vier Staffeln der Fantasy-Fernsehserie "Game of Thrones" ist viel Blut geflossen. Jetzt startet die fünfte Staffel in Deutschland.

Von Matthias Huber

Dieser Artikel erschien erstmals im April 2015 zum US-Start von Staffel fünf - anlässlich des Staffelstarts in Deutschland veröffentlichen wir ihn erneut. Achtung: Dieser Text enthält Hinweise zur Machart der Serie und Spoiler zum Plot.

Sie war einst die wohl mächtigste Frau des ganzen Königreichs. Inzwischen, in der fünften Staffel der amerikanischen Pay-TV-Serie "Game of Thrones", wäre Cersei Lannister (Lena Headey) nur noch eine bemitleidenswerte Gestalt, hätte sie sich nicht in den 40 Episoden zuvor so nachhaltig die Antipathie der Zuschauer gesichert. Sie beerdigte als Königin bereits ihren Mann, später als Königsmutter ihren Sohn. Und jetzt auch noch den Vater.

Staffel fünf beginnt mit einer Rückblende in Cerseis Kindheit, als ihr eine Kräuterhexe im Wald all das vorhersagte, was in den vergangenen vier Staffeln eingetreten ist. Das höhnische Lachen am Ende der Prophezeiung ist gleichzeitig das Versprechen, dass für Cersei Lannister, die meisterhafte aber immer auch irgendwie glücklose Intrigantin, das Schlimmste noch lange nicht erreicht ist.

Die neue Staffel der Erfolgsserie lief am Sonntagabend beim amerikanischen TV-Sender HBO an, deutsche Fans konnten sich die erste Folge beim Bezahlsender Sky ansehen. Bereits im Vorfeld waren vier neue Folgen im Internet geleakt worden. "Game of Thrones" zählt zu den erfolgreichsten und am meisten diskutierten Serien der vergangenen Jahre. Allein in den USA sahen durchschnittlich 18,6 Millionen Menschen die Episoden der vorherigen Staffel, die im deutschen Free-TV bei RTL II zu sehen ist.

Magie und Monster gab es nur in Legenden

Die Macher der Serie haben längst erkannt, was den Reiz ihrer politischen Fantasy-Romanverfilmung ausmacht: Dass ihren Figuren - gleich ob gut oder böse - wirklich alles passieren kann. Edle Ritter werden hingerichtet, Helden hinterrücks ermordet und dem meisterlichen Fechter genau dann die rechte Hand abgehackt, wenn er den Zuschauern endlich sympathisch geworden ist. Ständiger, unberechenbarer Wandel. "Die Kriege, die da kommen", lautet der Titel der ersten Episode der fünften Staffel.

Früher waren Serien einmal Produkte ewiger Wiederholungen. Running Gags, zu nur leicht variierten Geschichten ausgewalzt. So auch ein Stück weit die erste Staffel von "Game of Thrones". Sie erging sich in verschwafelten Dialogen über mittelalterliche Diplomatie, ritterliche Ehre und hinterlistigen Betrug. Die Macher hatten offenbar weder Budget noch Zeit, all die Figuren und Ereignisse, von denen die Rede war, auch ins Fernsehbild zu setzen.

Bis dann endlich die Drachen von Thronerbin Daenerys (Emilia Clarke) geboren waren, mit denen Magie in die anfangs ungewöhnlich gewöhnliche Fantasywelt von Westeros einkehrte. Zuvor wurde alles Außergewöhnliche penibel aus dem Königreich ferngehalten - hinter die große Mauer im Norden oder das Meer im Osten des Landes gesperrt. Magie und Monster gab es nur in Aberglaube und Legenden.

456 Tote in 40 Episoden

Mit der Geburt der Drachen aber war auf einmal alles möglich. Schon vorher hat "Game of Thrones" nie den Fehler gemacht, seine eigenen Regeln zu erklären. Danach gab es einfach keine mehr. Auch keine erzählerischen, an die sich Romanautor George R.R. Martin und die Drehbuchautoren der Serie noch zu halten hatten.

Deshalb ist jetzt, fünf Jahre später, nichts mehr so wie früher. 456 Fernsehtode in 40 Episoden haben ohnehin nur wenige Hauptfiguren zurückgelassen, und diese sind kaum noch wiederzuerkennen. War Adels-Bastard Jon Snow (Kit Harington) anfangs noch stürmisch und naiv, zeigt er in der neuen Episode majestätische Gnade gegenüber einem Gefangenen. Im Rätsel um seine wahre Herkunft - laut Martin eines der wichtigsten noch ungelösten Mysterien der noch immer unvollendeten Fantasy-Reihe - womöglich ein weiterer Baustein.

Auch die weißhaarige Königin Daenerys ist zu Beginn der fünften Staffel in einer ungewohnten Situation. Aus der Heimatlosen und unerschütterlichen Idealistin ist eine besonnene Herrscherin geworden, die plötzlich politische Entscheidungen gegen ihre Überzeugung treffen muss. Ihre Macht beruht auf dem Drohpotential ihrer drei mittlerweile stattlich gewachsenen Drachen - von denen sie zwei in einem Keller anketten musste und den dritten "seit vielen Wochen" nicht mehr gesehen hat.

Macht und Machtverlust

Auf dem Weg zu ihr ist Tyrion (Peter Dinklage), der stets sarkastische Kleinwüchsige, der sich dreieinhalb Staffeln lang aus jeder Situation mit Schlagfertigkeit und List retten konnte, bis auch ihn das Glück verließ. Er hatte zuletzt seinen eigenen Vater ermordet, ehe er in einer Holzkiste versteckt als heimlicher Passagier an Bord eines Schiffes das Meer überquerte, ein vollbärtiger und versoffener Exilant. Aber Tyrion, dem seine Verwandten meist mehr Hass als familiäre Liebe entgegenbrachten, ist dafür vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben wirklich frei.

Und seine Schwester Cersei? Sie ist hin- und hergerissen zwischen Trauer, Wut und Angst ob des Todes ihres Vaters, der bislang zumindest verhindert hat, dass es für sie noch schlimmer kommt. In einer Szene steht sie an seinem aufgebahrten Leichnam im Königspalast. Dieses Bild gab es schon einmal, in der allerersten Folge. Damals entspannte sich um den Toten eine Krimihandlung, deren Aufklärung zum treibenden Faktor des ersten Serienjahres wurde.

Dieses Mal aber ist völlig klar, wer für diesen Toten verantwortlich ist, ein Rätsel gibt es nicht. Für Cersei bleibt nicht einmal mehr ein Ventil für ihre Hilflosigkeit. Wenn "House of Cards" eine Serie darüber ist, wie man Macht erlangt, dann ist "Game of Thrones" eine Serie darüber, wie man sie verliert.

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