New York:Heimliche Fotos von Nachbarn gelten als Kunst

  • Der Künstler Arne Svenson hat seine Nachbarn heimlich durch ihre Fenster hindurch fotografiert und die Fotos anschließend ausgestellt.
  • Zwei der Nachbarn, die ihre Kinder unter den Motiven wiedererkannt hatten, verklagten den 60-jährigen Fotografen.
  • Die Bilder wurden von einem Richter als Kunst eingestuft. Die Familie ging daraufhin in Berufung - und verlor nun den Fall.

Der Künstler Arne Svenson fotografierte seine Nachbarn heimlich von der eigenen Wohnung in New York aus und verkaufte die Bilder während einer Kunstausstellung. Die Foto-Serie läuft unter dem Namen "Die Nachbarn" - die wiederum nicht begeistert waren davon, sich selbst derart ausgestellt zu sehen. Sie klagten, verloren im September 2013 in erster Instanz und gingen daraufhin in Berufung. Nun entscheid auch die zweite Instanz: Die Bilder sind rechtlich nicht zu beanstanden.

Das ist das Urteil der Richter

In dem Urteil schreiben die Richter, dass sie die Art, wie die Fotos aufgenommen wurden, durchaus "verstörend" finden. Sie schreiben aber auch, dass es keine juristische Handhabe gebe nach geltenden Gesetzen, diese Fotos zu verbieten. Abschließend erklären sie, dass sie die Kläger aber durchaus dazu ermuntern, Druck auf den amerikanischen Gesetzgeber auszuüben, damit diese die geltenden Rechte anpassen.

So schoss Svenson die Fotos

In seiner eigenen Wohnung knipste Arne Svenson die Lichter aus, um nicht aufzufallen. Dann nahm er seine Kamera in die Hand, daran montiert war eine 500 Millimeter-Linse (um die fotografierten Objekte aus der Nähe fotografieren zu können) - und schoss Fotos von seinen Nachbarn. Die Bilder zeigen Menschen in Alltagssituationen: beim Essen, beim Schlafen auf der Designercouch, in der Küche. Menschen sind nicht als solche zu identifizieren, die Fensterrahmen werden so mit in das Bild aufgenommen, dass sie Teile des Gesichts verdecken.

Das sollen die Fotos ausdrücken

In einem kürzlich erschienenen Interview der Fotografie-Seite Petapixel erklärte Svenson seine Motive: Er wolle die feinen Nuancen von Gestik und Körperhaltung festhalten, die die Menschheit definieren. "Die fotografierten Menschen sollen als Repräsentanten der Menschheit an sich gesehen werden, nicht identifizierbar. Eben so, wie die tatsächlichen Menschen fotografiert wurden." Die Aufregung um seine Bilder habe ihn sehr überrascht. Das Projekt stellte Svenson daraufhin ein.

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