Neues Projekt:Schneller zur Barrierefreiheit

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SPD will mit Internetseite schwer zugängliche Orte lokalisieren

Die SPD will beim barrierefreien Umbau Bayerns nun nicht mehr auf die Staatsregierung warten. Eineinhalb Jahre nach der Ankündigung von CSU-Regierungschef Horst Seehofer, den Freistaat binnen zehn Jahren für Menschen mit Behinderungen komplett zugänglich zu machen, sei praktisch nichts passiert, rügten SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen, die Sozialexpertein der Landtagsfraktion, Ruth Waldmann, sowie die selbst sehbehinderte Leiterin der zuständigen SPD-Arbeitsgemeinschaft SelbstAktiv, Sibylle Brandt. Sie rufen nun bayernweit dazu auf, Bahnhöfe und andere schwer zugängliche Orte auf einer neuen Internet-Plattform zu melden. Diese würden dann von Parteimitgliedern überprüft. Die Internetseite (www.bayern-barriere-frei.de) ist wiederum selbst weitgehend barrierefrei gestaltet, also für Menschen mit Seh- oder Verständnisschwächen besonders leicht zugänglich. Das soll auch für einen kleinen Parteitag zum Thema gelten, den die SPD am Samstag in Unterschleißheim abhält.

Kohnen sagte, das Problem sei ein "Kernthema" für die SPD. "Wie erreiche ich es, dass alle Menschen an der Gesellschaft teilhaben können - das ist etwas, was für uns ein modernes und soziales Bayern ausmacht." Leichter Zugang zu öffentlichen Einrichtungen habe viele Seiten, sagte Kohnen und berichtete von einer Begegnung nach einer SPD-Klausur am Bahnhof von Kaufbeuren. Eine sehbehinderte Dame habe ihr gesagt, der Zugang sei gar nicht das Problem. "Ich komme an den Bahnsteig, das schaffe ich. Aber in diesem Bahnhof fallen die Durchsagen immer wieder aus." Dadurch sei sie dann orientierungslos, weil sie nicht erkennen könne, ob ein Zug noch kommt oder schon weg ist.

Ruth Waldmann lobte Seehofers Ankündigung in seiner Regierungserklärung nach der Wiederwahl im Herbst 2013 rückwirkend: "Das fand ich super, das fand ich mutig." Nur geschehen sei kaum etwas, wie auch eine große Anfrage der SPD ergeben habe. Demnach habe der Staat kaum Kenntnisse über den behindertengerechten Ausbau in öffentlichen Gebäuden. Auch die Angaben über angeblich bereits barrierefreie Bahnhöfe "sehen Betroffene ganz anders", sagte Waldmann. "Es reicht eben nicht, dass überall 'ne Rampe und ein Handlauf hingebaut wird." Auch bei künftigen Ankündigungen der Staatsregierung will sie genauer hinsehen. "Wir werden es nicht durchgehen lassen, dass künftig bei jeder einzelnen Bordsteinabsenkung ein Staatsorchester bestellt wird."

© SZ vom 15.04.2015 / fmue - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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