Unterwegs:Lust und Last der mobilen Wärme

Auch, wenn die Sonne noch so verlockend strahlt: Nach dem Winter ist wie vor dem Winter!

Von Richard Christian Kähler

Auch, wenn die Frühlingssonne noch so verlockend strahlt: Eines sollte man als Zweiradler, ob mit Muskelkraft, Akkukraft oder als Altverbrenner unterwegs, nach diesen entbehrungsreichen Monaten noch nicht vergessen: Es ist gerade mal wieder so warm, wie es vor einem halben Jahr im Herbst irgendwann nicht mehr warm war. Nach dem Winter ist wie vor dem Winter! Und sowie die Sonne hinter Wolken verschwindet oder sinkt, ist warm nicht nur gefühlt weiß Gott etwas anderes.

Jeder Fahrradfahrer lernt schmerzhaft schnell: Fahrtwind frisst die Körperwärmereserven auf. Und selbst wohlig eingepackte Motorradfahrer wissen: Bei 140 Stundenkilometern mag man noch eine Weile gegen den Wind anheizen, aber ab 180 ist der eigene innere Ofen schnell auf null. Und wer dann für die Fingerspitzen keine winddichten Handschuhe hat, besser natürlich noch Lenkerhandschutz plus Heizgriffe, sehnt sich auf langen Strecken im kalten Nachtwind schnell nach einem Lagerfeuer.

Aber Wärme ist meist ortsgebunden, leider eher nicht mobil. Und man fragt sich leise zitternd, womit sich die Nahfrost-Erfahrungsfahrer, die gusseisernen Wintermotorradler eigentlich beholfen haben, bevor zum Beispiel der Taschenwärmer erfunden wurde? Kupferne Wärmflaschen? Heiße Steine? - Die heutigen fantastischen Mittelchen jedenfalls, die Handwärmer, die Zehenwärmer und die Fußsohlenwärmer sowie sämtliche Restkörper-Warmhalte- Erfindungen, spätestens im nächsten Winter leben sie wieder hoch!

Doch selbst in Frühlingsfröstelstunden, in denen man Männer mit Vollbart und noch vollem Haar beneidet, ist so ein Taschenofen ein echter Trost. Ob nun zünftig beheizt mit einem glimmendem Brennstab im feuerfesten Bett oder abenteuerlich real brennend mit echtem Benzintankvorrat. Chemothermische Einweg-Handwärmer oder Gel-Pads hingegen erinnern eher immer ein wenig uncool an medizinische Muskelschmerz-Aufkleber und Hühneraugen-Pflaster. Und wer sich trotz all dem noch mal unterkühlen sollte: Keinen Alkohol trinken! Besser heißen Ingwertee oder Holunderbeersaft! Aber den dann natürlich mit Schuss.

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