"Telegraph"-Live-Ticker zu Jürgen Klopp:"Es tut mir leid"

Borussia Dortmund - Pressekonferenz

Der Trainer Jürgen Klopp erklärt seinen Austieg bei Borussia Dortmund zum Saisonende.

(Foto: dpa)

Lost in Translation: Ein britischer Journalist berichtet über eine deutsche Pressekonferenz. Und versteht kein Wort. Wie Ben Bloom den Abschied von Dortmund-Trainer Jürgen Klopp entzauberte.

Von Julian Dörr

Ben Bloom muss sich sehr verloren gefühlt haben vor seinem Bildschirm. Diese fremden Menschen mit ihrer fremden Sprache. Es ist Pressekonferenz bei der Borussia in Dortmund, der verehrte Trainer Jürgen Klopp gibt seinen Abschied bekannt. Live-Übertragung. Ausnahmezustand. Da kann man schon mal den Dolmetscher vergessen. So sitzt Bloom nun da, der Journalist des britischen Telegraph, und verfolgt eine Pressekonferenz, deren Sprache er nicht versteht.

Der Live-Ticker des Telegraph beginnt ganz harmlos und mit wunderbaren Understatement, wie es nur die Briten beherrschen: "We have a slight issue ...", schreibt der britische Journalist. Ein kleines Problem, das sich schnell zu einer Karrierekrise auswächst.

Bloom fürchtet um den guten Ruf seines Arbeitsgebers - und setzt zum verbalen, deutsch-englischem Kniefall vor den Lesern an: "Es tut mir leid. (Google translate tells me that is 'I am sorry' in German)". Und auch an seinen früheren Deutschlehrer Dr. Plow muss der Journalist in diesen Minuten denken: Der hätte wohl seine Freude an diesem Live-Ticker, schreibt Bloom selbstironisch.

"Can you feel the love in the room?"

In Dortmund versuchen sie Worte zu finden, um den Schock zu verarbeiten. Worte, die dem Briten Bloom gar nichts sagen. Und so konzentriert er sich auf Gesten, die Frisuren der Anwesenden ("A chap with a lovely slicked back hairstyle"/Ein Kerl mit einer herrlich zurückgekämmten Frisur) und weinende Männer ("Can you feel the love in the room?"). Klopps Gesicht und seine Haare sprechen ja ohnehin meist für sich.

Der Trainer redet, der Journalist versteht nichts. Bloom fotografiert Klopp, der sich Wasser einschenkt.

Im Laufe der Konferenz klingt der einsame Schreiber dann immer verzweifelter: "WHY DON'T WE HAVE A UNIVERSAL LANGUAGE ACROSS THE GLOBE???" Die schöne Pointe dieser Geschichte ist, dass die Welt dem armen Bloom zugehört hat. Der Nichtversteher wird selbst zur Story. Wie uns schon Günther Jauch, Marcel Reif und der Torfall von Madrid zeigten: Die besten Dinge passieren, wenn eigentlich nichts passiert. Gerade im Fußball.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: