Abschied:Leider kein Wiedersehen

Am Sonntag moderiert Ulrich Deppendorf zum letzten Mal den "Bericht aus Berlin" in der ARD, dann verabschiedet er sich in den Ruhestand. Über einen Politikjournalisten, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat.

Von Nico Fried

Vergangenen Sonntag, am Ende seines vorletzten Berichts aus Berlin, verabschiedete sich Ulrich Deppendorf von den Zuschauern mit den Worten: "Wir sehen uns nächsten Montag wieder." Gut möglich, dass es sich bei diesem Versprecher um einen letzten Widerstandsakt seines Unterbewusstseins handelte. Denn genau dieser Montag wird für Deppendorf (65) kein Arbeitstag mehr sein, sondern der erste Tag im Ruhestand. Bei einem so leidenschaftlichen Journalisten ist es aber kein Wunder, dass er selbst eine gewisse Zeit braucht, um sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.

Den Zuschauern dürfte es kaum anders gehen. Deppendorf hat in insgesamt elf Jahren als Leiter des ARD-Hauptstadtstudios 298 Mal den Bericht aus Berlin moderiert. Er führte Interviews, interpretierte politische Ereignisse und wusste auch etwas zu sagen, wenn sich nichts ereignete. Deppendorf kann Politik trefflich ins Deutsche übersetzen. Und aus manchen Fragen in seinen Interviews erfuhr man mehr als aus vielen Antworten. Deppendorf hat 1976, als er zum WDR kam, offensichtlich sein Hobby zum Beruf gemacht, denn er wird, wo immer man ihn trifft, des Diskutierens über Politik nie müde - wahrscheinlich weil sie ihn wirklich interessiert. Da geht ein ganz besonderer Kollege.

Ulrich Deppendorf übersetzte Politik ins Deutsche. (Foto: dpa)
© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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