Nandlstadt im Musicalfieber:"Lauter Narrische"

Nandlstadt im Musicalfieber: Lauter Laien, die einen wirklich guten Job gemacht haben: Zum 1200-jährigen Bestehen des Ortes haben die Bürger das Musical "Sister Act" einstudiert.

Lauter Laien, die einen wirklich guten Job gemacht haben: Zum 1200-jährigen Bestehen des Ortes haben die Bürger das Musical "Sister Act" einstudiert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Zum Jubiläum des Ortes hat eine Laientruppe den Broadway-Klassiker "Sister Act" mit viel Witz, Humor und Leidenschaft auf die Bühne gebracht. Der Regisseur ist im echten Leben Fuhrunternehmer.

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

80 Mitwirkende, mit 4800 Karten ausverkauft - ganz Nandlstadt ist im Musicalfieber. Am Donnerstag feierten 420 Zuschauer die Premiere des Broadway-Dauerbrenners "Sister Act". Statt der Profis zündete hier eine Truppe von Laien auf der Bühne ein Feuerwerk aus Gesang, Tanz und Schauspielkunst, frenetisch beklatscht vom Premierenpublikum.

Bereits nach den ersten Takten ist klar, dass hier mit Begeisterung und Leidenschaft gearbeitet wurde, was noch überzeugender ist, als die perfekt inszenierten Szenen der großen Musicalhäuser. In Nandlstadt wurde unter der Leitung von Helmut Schranner alles selbst gemacht und natürlich identifizieren sich die Zuschauer mit den Darstellern, die ein Jahr lang unermüdlich und mit viel Spaß ihre Rollen probten. "Das ist die pure Begeisterung, hier haben sich lauter Narrische zusammengefunden", freut sich Regisseur Hans Bauer in der Premierenpause.

Bauer ist Fuhrunternehmer für Kies und Erdaushub, mit Theater hatte er bislang nur wenig zu tun, ein bisschen gespielt oder Regie geführt bei einer Hallertauer Theatergruppe. Als vor drei Jahren die Idee für "Sister Act" entstand, war er sofort Feuer und Flamme. Aber jetzt werde es wieder Zeit für etwas mehr Ruhe, denn auch seine Frau ist als Musikerin dabei und die Kinder sind im vergangenen Jahr oft von den Großeltern betreut worden.

Gespielt, gesungen und getanzt werden die Original-Songs und -Texte. Dies war nur über die guten Kontakte von Helmut Schranner zum Deutschen Theater in München und dem Musical Produzenten Stage Entertainment möglich. Sie stellten die Partituren zur Verfügung und halfen bei den Kostümen. Ein Teil der Nandlstädter Truppe fuhr sogar in das Stage-Metronom Theater nach Oberhausen und schaute sich insbesondere die Bühnentechnik an.

"Wir wurden super nett empfangen und uns wurden viele Einblicke gewährt", erinnert sich Hans Bauer. Natürlich ist die Nandlstädter Hopfenhalle kein Musicaltheater, was die Musical-Macher aber daraus machten ist bemerkenswert. Die Bühne bietet Platz für farbenprächtige, phantasievolle und schnell wechselnde Bühnenbilder, die Andrea Hofstetter entwarf.

Daneben, für das Publikum nicht sichtbar, sitzt das 15-köpfige Orchester, das Schranner dirigiert. Über Monitore hat er das Geschehen auf der Bühne im Blick, so dass die musikalischen Einsätze perfekt sitzen - kein Wunder, schließlich wird der Chor von seiner Frau Afra geleitet.

Bemerkenswerte Bühnenpräsenz

Die beiden führen in Nandlstadt eine Musikschule und sind daher einige der wenigen Profis im Team. Mit Leib und Seele sind die Sänger im Alter von 16 bis 47 Jahren bei der Sache, viele stehen zum ersten Mal auf der Bühne und wurden in einem aufwendiges Casting, bei dem sie ihr Können in Gesang, Schauspiel und Tanz bewiesen, ausgewählt, wie Schranner lobt.

Die Choreografie liegt in den Händen der Freisinger Tanzlehrerin Monika Riesch, die den jungen Frauen die Freude an der Bewegung vermittelte. Bemerkenswert bei allen Akteuren ist ihre erstaunliche Bühnenpräsenz. War die erste Premierenszene noch etwas verhalten, spielten sich die Akteure nach kurzer Zeit frei und zogen die Zuschauer ins Geschehen.

Die Geschichte von Sister Act ist bekannt und nicht besonders aufregend. Was die Darsteller in Nandlstadt aber mit Witz, Humor und Leidenschaft daraus gemacht haben, ist etwas ganz Besonderes. Die Hauptdarsteller Veronika Althaus und Annegret Czapek (Hauptrollen doppelt besetzt), die als Deloris van Cartier das Stück tragen, sind Energiebündel, bei denen jedes Wort und jede Geste sitzen. Herausragend auch die Stimme von Thomas Hofstetter, er studierte Schulmusik und übernahm als Coach das Training der Sänger.

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