Tarifzwist:"Zeitnah" ein Streik

Zweitägige Verhandlungen in Frankfurt am Main werden am Freitag völlig unterschiedlich bewertet: Die Bahn lobt die Tarifgespräche, die GDL erklärt sie für gescheitert.

Von Detlef Esslinger, München

Die Deutsche Bahn (DB) und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) steuern erneut auf einen Arbeitskampf zu. Zweitägige Verhandlungen in Frankfurt wurden am Freitag von beiden Seiten völlig unterschiedlich bewertet. "Ich finde, es waren zwei gute Tage", sagte zunächst DB-Personalvorstand Ulrich Weber. Kurz darauf erklärte GDL-Chef Claus Weselsky die Tarifverhandlungen für gescheitert. "Weil der DB-Vorstand beim Tarifabschluss mit der GDL streikt, müssen die GDL-Mitglieder erneut für bessere Arbeitszeiten, höheres Entgelt und Belastungssenkung in den Arbeitskampf ziehen", sagte Weselsky in einer Pressemitteilung. Dieser werde "zeitnah organisiert".

Diesmal scheint es ein Zwist um die Lokrangierführer zu sein, der zur Eskalation führte. Die GDL warf dem Konzern vor, er wolle "die Spaltung der Lokomotivführer mit aller Macht aufrechterhalten" und die Lokrangierführer "als billigen Jakob im Tarifvertrag verankern".

In dem Statement von Bahnvorstand Weber war jedoch von Lokrangierführern nicht die Rede. Er lobte stattdessen ganz allgemein die Gespräche. Beide Seiten hätten Zugeständnisse gemacht. "Das war sehr erfreulich, sodass wir am Ende des Tages zu den allermeisten Fragen ein Einvernehmen haben." Die Bahn habe "das Ganze in ein Angebot gekleidet", darüber berate die GDL nun. Weselsky hingegen bezeichnete das Angebot als "rechtlich unverbindliche Absichtserklärung, in der die GDL auch noch unterschreiben soll, dass die Bahn alle Zusagen zurücknehmen kann".

Die Streikankündigung wurde von einer DB-Sprecherin "völlig überzogen" genannt. Dies passe überhaupt nicht zum Gesprächsstand.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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