Leverkusens Papadopoulos:Brustklopfer

Bayer möchte den von Schalke ausgeliehenen Verteidiger Papadopoulos gern halten. Er würde auch bleiben. Doch sein Marktwert steigt mit jedem Spiel.

Von Sebastian Fischer

Kyriakos - genannt Papa - Papadopoulos tanzte jetzt nicht Sirtaki, auch wenn die Klänge aus den Lautsprechern des Leverkusener Stadions das eigentlich vorgaben. Papadopoulos rammte sich zweimal auf die stolz geschwellte Brust und schrie. Das war auch der passendere Jubel über sein Tor zum 3:0 gegen Hannover 96 an diesem Samstagnachmittag. Papa ist ja eher ein kompromissloser Spieler, kein Tänzer, und so hatte er den Ball, der in der 49. Minute nach dem Kopfball von Stefan Kießling von der Latte ins Spielfeld zurückprallte, nicht etwa angenommen und mit Effet in den Winkel gezwirbelt, sondern schnurstracks ins Netz gebolzt. Und damit hatte Papadopoulos, 23, geboren in Katerini in Griechenland, eigentlich unter Vertrag beim FC Schalke 04, derzeit aber Verteidiger von Bayer 04 Leverkusen, gezeigt, dass es dem Werksklub in herkömmlichen Bundesligaspielen gerade an wenig fehlt. "Wir sind auf unserem Wunschplatz, den wollen wir jetzt verteidigen", so drückte es Geschäftsführer Michael Schade am Samstagabend aus.

Am Ende des Spiels feierten die Leverkusener Fans ihre Mannschaft mit La Ola, denn es war ihr siebter Sieg in Serie, damit ist ein Leverkusener Vereinsrekord aus den besten Zeiten von Klaus Toppmöller eingestellt. Am Samstag, als die Mannschaft von Roger Schmidt Hannover 96 nach Belieben dominierte und vom eigenen Tor fern hielt, stellte sie noch einen weiteren Rekord ein, der noch ein wenig beeindruckender und auch noch etwas älter war: 14 Spiele haben die Leverkusener, für ihre Offensive und wildes Pressing bekannt, in dieser Saison nun zu null gespielt.

Den Spieler Spahic hätten sie gern behalten, der Mensch Spahic war nicht mehr tragbar

Mit Blick auf die Zukunft hat diese Statistik freilich einen kleinen Schönheitsfehler: Wesentlich beteiligt an diesen Zu-Null-Spielen war ein gewisser Emir Spahic, 34, der seit vergangener Woche bekanntlich nicht mehr Teil des Leverkusener Kaders ist, weil er einen Ordner im Leverkusener Stadion mit einem Kopfstoß niederstreckte. Die Leverkusener Fans hatten Spahic gern, sie feierten ihn - wie schon am vergangenen Wochenende beim Auswärtsspiel in Mainz - vor dem Spiel mit Sprechchören; hinzu kamen diesmal T-Shirts mit der Nummer 5, Spahic' alter Rückennummer, sowie ein Plakat: "Hvala Emir!" Danke Emir.

Den Spieler Spahic hätten sie in Leverkusen sicher gerne behalten, nur der Mensch Spahic war eben nicht mehr tragbar. "Die Trennung war unvermeidlich", hat Geschäftsführer Michael Schade nochmals betont, und gesagt: "Wir werden mit Sicherheit guten Ersatz für Spahic verpflichten. Aber wer das sein wird, werden wir nach der Saison sehen."

Wer das sein könnte, sein will und sein sollte, hat sich am Samstag in der 49. Minute wild auf die Brust geschlagen: Kyriakos Papadopoulos. Bayer 04 will sich natürlich im Sommer verstärken für die kommenden Saison, ziemlich sicher für die Champions League. Über Verträge werde in den kommenden Wochen gesprochen, verriet Schade nach dem Spiel. In der Offensive hatte es da sogar ohne Karim Bellarabi funktioniert, der erstmals geschont und nur eingewechselt wurde, im Mittelfeld ohne den scheidenden Simon Rolfes und in der Abwehr ohne Spahic - dank Papadopoulos.

Sein Vertrag in Leverkusen endet offiziell allerdings im Sommer, dann müsste er theoretisch zum FC Schalke 04 zurück, wo er von Jens Keller vergrault worden war. Der Grieche macht aber kein Geheimnis daraus, dass er lieber am Rhein bleiben würde. Und auch Bayer 04 würde ihn gern langfristig als Nachfolger von Emir Spahic verpflichten. Allerdings: Mit jedem Mal Auf-die-Brust-schlagen wird Papa für Leverkusen ein bisschen teurer.

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