"Heart of Darkness" heißt das neue Album der polnisch-stämmigen, in Osnabrück lebenden Sängerin Natalia Mateo und ihrer fünf Begleiter, die ebenfalls dort studiert haben oder noch studieren. In der Tat war schon mit dem ersten, sich wie aus einer Klang-Ursuppe entwickelnden, kunstvoll reduzierten und mit "slawischer Seele" und polnischer Sprache dunkel eingefärbtem Stück klar, dass die Präsentation ihres Debüts beim Münchner Act-Label kein Popjazz-Kuschelabend werden würde, wie es bei jungen Sängerinnen oft der Fall ist. Nein, hier ging es in eigenen und glänzend gecoverten Songs etwa um die Einsamkeit des Teufels, um scheiternde Beziehungen oder um Tom Waits blasphemische Verehrung des "Chocolate Jesus".
Mateo wie Trompeter Gregor Lener, Pianist Simon Grote, Gitarrist Dany Ahmad, Bassist Christopher Bolte und Schlagzeuger Fabian Ristau - alle erfolgreich um einen eigenen Sound bemüht - gehen dieses Programm betont unkonventionell an: Laut- und Klangmalereien ergänzen sich, überraschende Wechsel gibt es zuhauf, nach aufreizend ruhigen Nummern reißt einen ein knalliges "I Put A Spell On You" fast aus dem Sitz. Auch ein überzeugendes, ebenfalls östlich gefärbtes Klavier-Gesangsduett von "Strange Fruit" ist dabei, generell eine Mutprobe, das Stück. Fast am schönsten ist ein wunderbar neurotisches, damit sehr zeitgemäßes "Somebody Is Watching Me". Es zeigte auch die Ökonomie der Band, die zwischendurch aufblitzen lässt, was sie alles kann, sich aber ansonsten in den Dienst der Stücke stellt. Mateo selbst tönt nie, sie vertraut auf die Zwischentöne, auf außergewöhnliche Phrasierungen und Betonungen, auf ihre starke Kopfstimme und ihre saubere Intonation.
Was man nicht von allzu vielen jungen Bands sagen kann: Diese hier ist keine Sekunde langweilig. Gerade, weil es weder perfekt und fertig, noch nach Hochschule klingt. Hier beobachtet man ein üppig ausgestattetes, klingendes Laboratorium bei der Arbeit und ist auf weitere Versuche gespannt.