Formel 1 in Bahrain:Hamilton strahlt in der Funkennacht

Mercedes Formula One driver Lewis Hamilton of Britain celebrates winning the Bahrain Grand Prix

Lewis Hamilton (vorne): Überlegen in Bahrain

(Foto: Action Images via Reuters)
  • Dritter Sieg 2015: Lewis Hamilton gewinnt den Großen Preis von Bahrain vor Kimi Räikkönen.
  • Sebastian Vettel bringt sich selbst um alle Chancen.
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Von René Hofmann

Die Formel 1 ist ein High-Tech-Sport. Aber gelegentlich bringen die simpelsten Dinge die schönsten Effekte: Seit einiger Zeit muss jedes Auto eine Magnesium-Platte am Unterboden tragen. Deren Effekt: Setzt das Auto auf, fliegen die Funken. Beim Großen Preis von Bahrain, dem vierten Rennen der Saison, flogen die Funken wie wild. Und weil der Grand Prix unter Flutlicht ausgetragen wurde, war das auch gut zu sehen.

Aus dem Funkenregen ging Lewis Hamilton als Sieger hervor. "Ich möchte mich bei meinem Team für das tolle Auto bedanken", sagte der Brite artig. Zum dritten Mal in diesem Jahr war der Mercedes-Fahrer der Schnellste; er führt die WM-Wertung nun mit 27 Punkten Vorsprung an und bleibt auch in Führung, falls er beim nächsten Rennen in drei Wochen in Barcelona ausfällt. In Bahrain erreichte Hamilton das Ziel vor Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen und seinem Mercedes-Kollegen Nico Rosberg, der die Funken besonders oft fliegen ließ.

"Alles in allem war das ein spannendes Rennen. Die Überholmanöver haben wirklich Spaß gemacht", gab Rosberg an, dessen Bremsen auf den letzten Runden allerdings weich wurden, weshalb er sein Auto "gerade noch so nach Hause brachte". Vierter wurde Valtteri Bottas im Williams- Mercedes vor Sebastian Vettel, der im zweiten Ferrari dieses Mal kein Glanzstück ablieferte. Das Rennen bot zahlreiche Spannungsmomente. Den ersten bereits am Samstag. Da holte sich Hamilton seine vierte Pole-Position in diesem Jahr. Eine solche Serie war zum Saisonstart zuvor nur einem geglückt: Sebastian Vettel 2011 mit Red Bull.

Der Platz neben Hamilton an der Start- ampel ging überraschend nicht an seinen Teamkollegen. Rosberg versuchte in der Qualifikation, Reifen zu sparen. Dabei aber unterschätzte er Vettel. Der viermalige Weltmeister war so schneller als Rosberg, dem am Ende lediglich ein Versuch geblieben war, unter optimalen Bedingungen eine schnelle Runde zu drehen. "Ich habe einen Strategie-Fehler begangen", räumte Rosberg ein. Es sollte nicht sein einziger bleiben.

Rosberg steht enttäuscht da

Als die Startampel erlosch, unterlief ihm gleich der nächste. An der Spitze zog Hamilton davon. Dahinter konzentrierte sich Rosberg so sehr darauf, Vettel den zweiten Platz abzujagen, dass er den von Position vier aus gestarteten Räikkönen übersah. Der Weltmeister des Jahres 2007 fand im Geschlängel der ersten Biegungen die bessere Linie - und schon war Rosberg nur noch Vierter. 1. Hamilton, 2. Vettel, 3. Räikkönen, 4. Rosberg - so nahm der Grand Prix Fahrt auf.

57 Runden werden auf dem Bahrain International Circuit gedreht. Seit 2004 geht es dort rund. Seit dem vergangenen Jahr findet die Veranstaltung unter Flutlicht statt. Dieses Mal dauerte es fünf Runden, bis das Feuerwerk begann. Nico Rosberg hat sich schon öfter Vorwürfe gefallen lassen müssen: in Zweikämpfen agiere er zu zaghaft. Im vergangenen Jahr hatte er in der Disziplin in Bahrain eine Lehrstunde von seinem Teamkollegen Hamilton erhalten.

Ferrari fast mit zwei Fahrern auf dem Podium

Am Sonntag sah es so aus, als wolle Rosberg es seinen Kritikern zeigen, als wolle er all die Vorwürfe einfach überfahren. Am Ende der Start- und Zielgeraden setzte er sich entschlossen neben Räikkönen. Der Finne gilt als Iceman. Aber dieses Mal blieb Rosberg cooler: Er bremste Räikkönen entschlossen aus und schob sich - funkensprühend - auf Platz drei.

Bahrain International Circuit Sakhir Bahrain Sunday 19 April 2015 Nico Rosberg Mercedes F1 W06

Deutsch-deutsches-Feuerwerk: Nico Rosberg (links) geht in seinem Mercedes an Sebastian Vettel im Ferrari vorbei.

(Foto: Imago)

Gleiche Stelle, fünf Runden weiter: gleiches Manöver, anderer Gegner. Dieses Mal pirschte Rosberg sich an Vettel heran. Wieder setzten die Autos beim Anbremsen auf, wieder flogen die Funken. Und als sich die gelegt hatten, stand Rosberg erneut als der Zweikampf-Sieger da. Später demonstrierte Rosberg Vettel seine Entschlossenheit an der Stelle sogar noch ein zweites Mal.

"Der Nico hat heute ein Feuerwerk abgeschossen", freute sich Niki Lauda in seiner Funktion als Chef des Aufsichtsrats des Formel-1-Teams von Mercedes und sah durchaus Parallelen zu den Kämpferqualitäten, die Rosberg 2014 im Stallduell mit Hamilton mehrmals gezeigt hatte - "wie letztes Jahr, als er sich gegen alles aufgebäumt hat". Rosberg im Kämpfer-Modus - das ist die eine Geschichte dieses Nachtrennens. Die zweite heißt: Ferrari im Aufwind. Um rund 40 PS soll der Motor der Scuderia über den Winter stärker geworden sein. Damit können die roten Autos den silbernen nun gefährlich nahe kommen.

Angesichts des Kräfteverhältnisses war Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene denn auch "nicht glücklich": "Ich hätte mich gefreut, wenn wir zwei Fahrer aufs Podium gebracht hätten." Zwischenzeitlich hatten die Chancen dafür nicht schlecht gestanden. Zwischenzeitlich, als die Reihenfolge 1. Hamilton, 2. Rosberg, 3. Vettel, 4. Räikkönen lautete. Die Ferrari-Crew spekulierte darauf, dass ihre Chancen im Schlussspurt steigen würden.

Einer aber verspielte alle Chancen selbst - der bisherige Vorausfahrer Vettel. Der 27-Jährige ließ sich von Rosberg nicht nur zweimal "ablatzen", wie er selbst formulierte, er ließ sich von dem Gegner auch in einen folgenreichen Fehler treiben. Bei einem Verteidigungsmanöver rutschte Vettels Ferrari ins Kiesbett, wo der Frontflügel beschädigt wurde. Vettel musste das Teil tauschen lassen. Mehr als Platz fünf war nach dem Zusatz-Stopp nicht mehr drin. "Nicht ideal", schrieb sich Vettel selbst ein mangelhaft ins Zeugnis. Teamchef Maurizio Arrivabene formulierte blumiger: "Das ist das Schöne an dem Sport. Es ist ein fantastisches Auto. Aber es wird eben von einem Menschen gefahren." Das Lob für Fehlerlosigkeit bekam dieses Mal Räikkönen, der zum ersten Mal vor Vettel ankam. "Kimis Rennen war wirklich unglaublich", schwärmte Arrivabene über den 35-Jährigen, dessen Kontrakt ausläuft - und der kurz vor dem Ziel noch davon profitierte, dass Rosberg den Preis für seinen hohen Einsatz zahlte. Seine Bremsen verloren ihre volle Kraft. Als Räikkönen angestürmt kam, konnte Rosberg sich nicht mehr verteidigen und musste den zweiten Platz räumen.

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