Bahn:Zurück im Kampfmodus

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Im Personenverkehr will die Gewerkschaft der Lokomotivführer von Mittwoch an streiken, der Güterverkehr ist schon am Dienstag dran. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Gewerkschaft der Lokführer bestreikt zum wiederholten Mal den Personen- und Güterverkehr. GDL-Chef Claus Weselsky und Bahn-Vorstand Ulrich Weber haben grundverschiedene Ansichten über die Verhandlungen.

Von Detlef Esslinger, München

Nun sind beide Seiten wieder im Kampf- und im Beschuldigungsmodus. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, beließ es am Montagabend nicht dabei, den neuerlichen Streik einfach anzukündigen. Außer Uhrzeiten lieferte er auch eine umfangreiche Interpretation, warum er seine Mitglieder wieder zur Arbeitsniederlegung aufruft.

16 Mal haben GDL und Bahn inzwischen verhandelt, zuletzt am Donnerstag und Freitag vergangener Woche, und wie so oft hatten die Vertreter beider Seiten völlig entgegengesetzte Erinnerungen an die 17 Stunden, die sie in Frankfurt miteinander verbrachten. Ulrich Weber, der Personalvorstand der Bahn, sprach anschließend von zwei guten Tagen, sowie sinngemäß davon, dass man sich in vielen Punkten nähergekommen sei. Genau dies machte GDL-Chef Weselsky ihm am Montagabend zum Vorwurf: dass Weber dies behauptete, sei "der Gipfel. Da denkst du, du sitzt im falschen Film".

Weselsky warf dem Konzern vor, nur so zu tun, als verhandele er. "Immer wieder behauptet die DB, sie müsse prüfen und bewerten, macht zuerst Zugeständnisse und dann wieder eine Rolle rückwärts." So zu verhandeln sei Absicht. "Damit ist jetzt Schluss." Der Gewerkschaftsvorsitzende hat es dem Vernehmen nach aus zwei Gründen nun eilig damit, den Konzern wieder mittels Streik unter Druck zu setzen. Zum einen wird er angeblich aus den Reihen seiner Mitglieder unter Druck gesetzt, wann er denn endlich Ergebnisse liefere. Die alten Tarifverträge der Lokführer liefen im Sommer 2014 aus, sie warten auf mehr Lohn, eine kürzere Wochenarbeitszeit und eine Begrenzung von Überstunden. Zum anderen will die GDL mit den Verhandlungen fertig werden, bevor im nächsten Sommer womöglich das geplante Gesetz zur Tarifeinheit in Kraft tritt. Dieses könnte die Gewerkschaft dazu zwingen, einen Tarifvertrag der größeren und mit ihr rivalisierenden Gewerkschaft EVG anerkennen zu müssen.

17 Stunden Verhandlungen, zwei Gesprächspartner - und zwei grundverschiedene Sichtweisen

Bahn-Personalvorstand Weber blieb auch nach der Streikankündigung bei seiner Bewertung der bisherigen Verhandlungen. "Die GDL hätte ihr gewünschtes Zwischenergebnis in den Verhandlungen in nahezu allen Punkten haben können. Und was passiert? Die GDL schadet erneut Bahnkunden und DB." Die Verhandlungen sind unter anderem deshalb so kompliziert, weil die Deutsche Bahn sich zwar auf Zugeständnisse eingelassen hat, diese aber erst rechtsverbindlich fixieren will, wenn sie mit der GDL insgesamt sowie mit deren Konkurrenz EVG einig ist. Sie strebt identische Tarifverträge mit beiden Gewerkschaften an. Bahnkunden müssen mit Einschränkungen im Güter, im Nah- sowie im Fernverkehr rechnen. Für den Fernverkehr kündigte der Konzern einen Ersatzfahrplan an. "Sobald er steht, wird er bekannt gemacht." Im Güterverkehr soll "versorgungsrelevanten Zügen" Vorrang gegeben werden. Zum Nahverkehr gab es am Montagabend noch keine Aussagen.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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