Innenansicht:Ein bisschen Olympia

Statt Olympischen Spielen soll die Stadt ein Olympia-Museum bekommen. Unweigerlich stellt sich da die Frage: Warum ausgerechnet München?

Von Andreas Glas

Es tut sich wieder was in Sachen Olympia. Oh nein, München bewirbt sich nicht noch einmal als Austragungsort, ganz bestimmt nicht. Statt Olympischen Spielen soll die Stadt aber ein Olympia-Museum bekommen, das wünscht sich jedenfalls die Sportbürgermeisterin Christine Strobl. Unweigerlich stellt sich da die Frage, warum Frau Strobl nun ausgerechnet für die Münchner ein Museum fordert, die vor nicht mal eineinhalb Jahren per Bürgerentscheid klar gemacht haben, dass ihnen Olympia sonstwo vorbeigeht und die Winterspiele 2022 doch gefälligst woanders stattfinden sollen. Braucht's des also wirklich?

Dass Frau Strobl ein Museum bauen will, das schon jetzt an ein Sportfest erinnert, das erst in sieben Jahren stattfinden wird und noch dazu nicht in München, sondern in Kasachstan oder in China, ist natürlich eine recht alberne Verdrehung der Tatsachen. Freilich geht es der Bürgermeisterin weniger um die Erinnerung an die jüngst geplatzte Bewerbung, als vielmehr um das Gedenken an die ebenso heiteren wie traurigen Münchner Spiele im Sommer 1972. Deshalb ist es genauso albern, zu behaupten, in München gebe es bereits einen Erinnerungsort an die 72er-Spiele, einen ziemlich lebendigen sogar: die Wiesn-Achterbahn nämlich, mit den fünf bunten Looping-Ringen.

Wer ein Olympia-Museum voreilig für überflüssig erklärt, der sei außerdem daran erinnert, dass zwar 52 Prozent der Münchner gegen die Winterspiele 2022 gestimmt haben, es haben aber eben auch 48 Prozent dafür gestimmt. Diese 48 Prozent bekämen mit dem Museum nachträglich doch noch ein paar Quadratmeter Olympia. Das Museum wäre gewissermaßen ein Quantum Trost für diejenigen, die gerade schwermütig die Hamburger Olympia-Bewerbung verfolgen. Gleichzeitig wäre das Museum eine Bestätigung für die Mehrheit der Olympia-Skeptiker. Denn bei genauerer Betrachtung zeigt die Idee der Bürgermeisterin doch vor allem eines ganz deutlich: Dass die Sache mit München und den Olympischen Spielen vorbei ist, dass das Thema der Vergangenheit angehört - und endgültig ein Fall fürs Museum ist.

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