Neue Referenten:Aus dem eigenen Stall

Keine Experimente. Was die Union einst als Wahlkampf-Slogan ersann, macht die Münchner SPD nun zum Prinzip ihrer Personalplanung

Von Kassian Stroh

Keine Experimente. Was die Union einst als Wahlkampf-Slogan ersann, macht die Münchner SPD nun zum Prinzip ihrer Personalplanung. Keine Experimente an der Spitze der städtischen Referate: Thomas Böhle soll das so wichtige Kreisverwaltungsreferat leiten, der bisherige Personalreferent soll das Haus wechseln und aufsteigen. Ein Mann, den der Stadtrat gut kennt, erprobt in Konflikten, die er als oberster Personaler der Stadt mit Personalräten und Gewerkschaften auszufechten hat, verhandlungsgestählt als Sprecher der kommunalen Arbeitgeber, ein Jurist, mithin Allzweckwaffe. Und als zweite Personalie: Beatrix Zurek für das Schulreferat. Ein kleines Experiment ist das zwar schon, weil sie eher als Mieterschützerin denn als Bildungsexpertin bekannt ist. Aber auch bei ihr weiß die SPD, auf wen sie setzt: Zurek ist durch und durch Sozialdemokratin, seit 13 Jahren im Stadtrat, in der Partei beliebt.

Die Sozialdemokraten setzen auf erfahrene Kräfte aus dem eigenen Stall. Sie wollen die Stellen nicht offen ausschreiben, setzen nicht auf Außenberufungen. Ist das die Lehre aus der gescheiterten Berufung des ÖDP-Manns Markus Hollemann zum Umweltreferenten? Wohl weniger, denn damals hat sich die CSU vor allem selbst ein Bein gestellt: Berauscht davon, eine unkonventionelle Überraschung zu präsentieren, vergaß sie, sich den Kandidaten genauer anzusehen. Nein, es ist wohl eher die Lehre aus der Wahl Rainer Schweppes zum Schulreferenten vor fünf Jahren.

Dass der nächstes Jahr seinen Stuhl räumen muss, nach nur einer Amtsperiode, das ist das Bemerkenswerteste am Personalpaket der SPD. Schweppe kam als innovativer Bildungspolitiker aus dem kleinen Herford nach München. Aber in der Großstadt ist er an vielen Punkten gescheitert. Er hatte hochfliegende Ideen und Pläne, vergaß aber vor lauter Reformen die Probleme des Alltags. Er bekam seine riesige Behörde nie in den Griff und ließ zu vieles schleifen. Es waren nicht zuletzt die Probleme an den Schulen, die die SPD bei der Kommunalwahl vor einem Jahr in arge Nöte brachten. Solch eine Lösung von außen wollte sie nicht mehr.

Ein Experiment wagt die SPD nur mit dem Zeitpunkt: Dass sie sich jetzt bereits festlegt, feiert sie als Ausweis früher, mithin kluger Personalplanung. Um den Preis, dass Schweppe nun ein Jahr lang als gescheiterter Mann auf Abruf Politik machen soll.

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