Nationalspieler des BVB:Staatsanwaltschaft ermittelt erneut gegen Marco Reus

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  • Fuhr Marco Reus noch häufiger Auto ohne Führerschein als bislang bekannt? Das untersucht die Dortmunder Staatsanwaltschaft.
  • Zahlreiche Zeugen hätten sich zuvor gemeldet, die Reus über Jahre hinweg am Steuer seines Fahrzeugs gesehen hätten.
  • Die Ermittlungen laufen bereits seit Dezember 2014.

Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft

Die Dortmunder Staatsanwaltschaft ermittelt erneut gegen Fußball-Nationalspieler Marco Reus wegen des Verdachts auf Fahren ohne Führerschein. Es werde geprüft, ob der 25-jährige Profi von Borussia Dortmund noch häufiger als bislang bekannt ohne Fahrerlaubnis am Steuer gesessen hatte, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Dienstag.

Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Reus hatte vergangenes Jahr wegen Fahrens ohne Führerschein in sechs Fällen einen Strafbefehl in Höhe von 540 000 Euro erhalten. Die Strafe war im Dezember rechtskräftig geworden. Es hätten sich daraufhin zahlreiche Zeugen gemeldet, die den Dortmunder Profi auch an weiteren Tagen hinter dem Steuer eines Autos gesehen haben wollen, sagte die Sprecherin. Die Angaben dieser Zeugen bezogen sich demnach auf mehrere Jahre. Die aktuellen Ermittlungen laufen laut Staatsanwaltschaft bereits seit Dezember 2014.

Reus hatte in dem inzwischen abgeschlossenen Verfahren eine Strafe von 90 Tagessätzen erhalten; erst ab 91 Tagessätzen gilt man als vorbestraft. In einem neuen Verfahren droht dem BVB-Spieler möglicherweise eine Verurteilung oberhalb dieser Grenze. Das hängt davon ab, wieviele Taten ihm nachgewiesen werden können. Etwa zehn Tagessätze pro Vorfall seien ein grober Wert, an dem sich Staatsanwaltschaften und Gerichte orientieren. "Es gibt allerdings - salopp gesagt - eine Art Mengenrabatt", sagt Thomas Sammeth, Fachanwalt für Verkehrsrecht in München. Außerdem verfügten Richter bei der Festsetzung des Strafmaßes stets über einen gewissen Ermessensspielraum.

"Promi-Bonus" für Reus?

Ermittelt wurde im vergangenen Jahr auch, weil Reus bei einer Polizei-Kontrolle einen gefälschten niederländischen Führerschein vorgezeigt haben soll. Weil diese Ermittlungen schließlich eingestellt wurden, kamen Vorwürfe auf, wonach es bei der Dortmunder Justiz womöglich einen "Promi-Bonus" gegeben habe.

Der CDU-Abgeordnete Peter Biesenbach richtete eine entsprechende Anfrage an Justizminister Thomas Kutschaty (SPD). Er wollte wissen, warum die falschen Papiere nicht zur Anklage gekommen sind und warum nicht ermittelt wurde, ob es mehr Fahrten ohne Führerschein gab. Nach den neuen Hinweisen wird nun wieder ermittelt. Die Angaben der Zeugen beziehen sich auf mehrere Jahre und würden im aktuellen Ermittlungsverfahren überprüft, sagte die Sprecherin.

Solidarität von Seiten des BVB

Reus, der die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien wegen einer Verletzung verpasst hatte, verlängerte im diesem Jahr seinen Vertrag bei den Dortmundern bis zum Jahr 2019. Neben den finanziellen Zugeständnissen des BVB dürfte auch die solidarische Haltung der Klubspitze in der Führerschein-Affäre den Ausschlag zugunsten der Borussia gegeben haben. Klubchef Hans-Joachim Watzke und der zum Saisonende scheidende Trainer Jürgen Klopp hatten dem Sünder demonstrativ den Rücken gestärkt. Reus war 2012 für 17 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zum BVB gewechselt. In den bisherigen drei Spielzeiten entwickelte er sich zum Leistungsträger und Publikumsliebling.

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