Katholische Kirche:Homosexuelle Hortleiterin muss Job aufgeben

Homosexuelle Hortleiterin verliert Arbeitsplatz

Der Eingang zum Kinderhort der Caritas in Holzkirchen.

(Foto: dpa)
  • Eine homosexuelle Hortleiterin verliert ihren Job beim katholischen Sozialverband Caritas, weil sie mit ihrer Freundin eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingeht.
  • Das Dienstverhältnis sei nun "in gegenseitigem Einvernehmen" beendet worden, heißt es von der Caritas.
  • Die Grünen-Abgeordnete Gote wirft der katholischen Kirche "Scheinheiligkeit" vor.

Von Heiner Effern, Holzkirchen

Das plötzliche Aus für eine lesbische Hortleiterin bei der Caritas in Holzkirchen stößt auf heftige Kritik. Die Frau will diesen Sommer ihre Freundin heiraten - und musste deshalb einen Aufhebungsvertrag mit ihrem Dienstherrn unterschreiben. "Scheinheiligkeit" wirft Ulrike Gote der katholischen Kirche deshalb vor. Die religionspolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag ärgert sich darüber, dass eine homosexuelle Erzieherin kein Problem darstellt, solange sie sich nicht in aller Öffentlichkeit dazu bekennt. "Dabei sollte es die Kirche doch freuen, wenn jemand zu seinem Partner steht", sagte Gote. "Das ist diese Doppelmoral, die wir schon lange kennen."

Auch der Holzkirchner Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU), selbst bekennender Christ, tut sich schwer mit der Haltung seiner Kirche, wenn es um gleichgeschlechtliche Partnerschaften geht. "Ich kenne diese Spielregeln der Kirche als Arbeitgeber", sagt von Löwis. "Und ich halte sie für falsch." Gesellschaftspolitisch sei diese strikte Position der Kirche "bedenklich".

Wie die Caritas den Schritt begründet

Die Caritas beruft sich auf Artikel vier der "Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse", die jeder kenne, der bei einem kirchlichen Träger unterschreibt. Dort steht, dass von Mitarbeitern erwartet werde, "die Grundsätze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre" anzuerkennen und zu beachten. Bei Erzieherinnen und leitenden Angestellten sei dies sogar "erforderlich".

Auf dieser Basis habe man das Dienstverhältnis mit der Hortleiterin "in gegenseitigem Einvernehmen" beendet, sagte eine Sprecherin der Caritas in München. Eine eingetragene Lebenspartnerschaft stelle "einen Verstoß gegen Loyalitätsobliegenheiten" dar. Die Hortleiterin habe ihre Lebensentscheidung bewusst getroffen. "Die zieht das nach sich." Die Caritas habe der Frau eine Beschäftigung angeboten, die nicht im erzieherischen Bereich liege und keine Leitungsaufgaben beinhalte. Das habe die Frau abgelehnt.

Grüne hofft auf gesellschaftliche Debatte

Die Hortleiterin will sich in der Öffentlichkeit dazu nicht äußern. Sie hatte jedoch möglicherweise unbewusst eine öffentliche Diskussion ausgelöst, als sie in einem Brief an die Eltern ehrlich den Grund für ihr Ausscheiden nannte. Auch dort stößt der Abschied der Erzieherin auf Unverständnis.

Die Grünen-Abgeordnete Gote hofft, dass aus dem Frust und dem Ärger in Holzkirchen eine gesellschaftliche Diskussion über das kirchliche Arbeitsrecht erwächst. "Die ist dringend nötig, da muss sich etwas ändern." Das Beharren auf diskriminierende Elemente bei der Beschäftigung von Mitarbeitern müsse eine Ende haben. Das gelte insbesondere für Bereiche, bei denen der Staat den größten Teil des Geldes beitrage wie bei den Horten. "Da kann der Staat auch sagen: Bitte haltet euch an meine Regeln." Diese schlössen die Benachteiligung von Homosexuellen aus. Auch wenn das in den Regeln der Kirche derzeit anders festgeschrieben sei, müsse sie nicht immer alles tun, was sie dürfe.

Der Umgang der Kirche mit Menschen, die nicht konform ihrer Sittenlehre lebten, sei verlogen, findet Gote. "Ich kenne einige schwule Priester. Die machen einen guten Job - und nichts passiert." Wenn sich diese aber zu ihrer Beziehung bekennen würden, müssten sie ihr Amt aufgeben. "Dazu braucht man ja als Priester gar nicht schwul zu sein", fügt Gote hinzu.

In der Praxis schadet sich die Caritas mit ihrer Konsequenz selbst. Der Verlust einer Erzieherin ist in Zeiten eines grassierenden Fachkräftemangels nur schwer zu kompensieren. Das wissen auch andere: Bürgermeister Löwis will jedenfalls prüfen, ob seine Gemeinde eine neue Fachkraft brauchen kann.

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