Fußball:Streit am Spielfeldrand

Wuerzburger Kickers v FC Bayern Muenchen II - Regionalliga Bayern

Die Würzburger Kickers gegen FC Bayern München II: Ein Spiel wie dieses vom Spielfeldrand zu filmen, erlaubt der Bayerische Fußballverband nicht mehr.

(Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Wem gehören die Videos vom Amateurfußball? Der Bayerische Fußballverband will Gratiskopien oder Geld - und trifft auf Widerstand.

Von Max Hägler

Es sind harte Worte, die da bei der Mittelbayerischen Zeitung (MZ) fallen: Zum "Bonsai-Blatter" sei Rainer Koch, der Präsident des Bayerischen Fußballverbandes (BFV), geworden, zur Mini-Ausgabe des herrischen, nicht besonders gut beleumundeten Weltfußballverbandschefs Sepp Blatter also. Der Vorwurf der Mittelbayerischen, den sie im eigenen Blatt erhebt: Der bayerische Landesverband kämpfe brutal um Macht, mit intransparenten Methoden und zwielichtigen Drohungen. Zum Nachteil, so die Klage, der vielen Amateurfußballvereine - und zum Nachteil der Medienhäuser, die darüber berichten wollen.

Nun die Eskalation: Die MZ und der ähnlich empörte Nordbayerische Kurier (NK) werden kommende Woche Beschwerde bei der Landeskartellbehörde einreichen - gegen Koch und seinen Verband.

Tatsächlich geht es um Fragen, die für alle Kicker und Fans interessant sind: Wie viel ist Amateurfußball wert? Und welche Medien dürfen darüber wie berichten? Die beiden bayerischen Zeitungen informierten nicht nur im klassischen Text- und Fotoformat, sondern stellen seit einiger Zeit auch Videos von Amateurspielen bereit, also von der vierten Liga abwärts. Und sie sollen künftig dafür zahlen - oder aber ihre Berichte kostenlos an den Verband abgeben. MZ und NK wollen beides nicht.

Die Plattform der Medienhäuser heißt fupa.net, eine Internetseite, auf der nicht nur hauptberufliche Journalisten ihre Berichte und Videos einstellen können, sondern alle Fußballfans. Doch einfach vom Spielfeldrand filmen und das irgendwo im Web hochladen, etwa auf fupa.net - das erlaubt der BFV nicht mehr: Spiele der vierten bis sechsten Liga darf demnach nur noch filmen, wer sich an die Regeln des Verbandes hält. Und die heißen: Videos müssen kostenfrei der Verbandsseite bfv.tv zur Verfügung gestellt werden. Diese will der Fußballverband zur Instanz in Sachen Amateurfußball aufbauen. Wer das nicht unterstützen möchte, muss mindestens 500 Euro Lizenzgebühr pro Partie zahlen. "Der Verband geriert sich hier als Wirtschaftsunternehmen", schimpft Holger Schellkopf, stellvertretender MZ-Chefredakteur, "das kann er ja, aber er verquickt hier die beiden Tätigkeiten unzulässig: Den Spielbetrieb - und die eigennützigen wirtschaftlichen Interessen." Ein Kartellmissbrauch sei das und ein Missbrauch ehrenamtlicher Arbeit, sekundiert der eingeschaltete Jurist Johannes Weberling. Die Folge: "Wir reichen in der kommenden Woche Beschwerde bei der Kartellbehörde ein."

Harte Angriffe seien das, "teils unter die Gürtellinie", um "Werte, die den Vereinen zustehen, für Null zu bekommen", sagt dagegen Koch.

Fußballkenner erinnern sich: Vor fünf Jahren gab einen ähnlichen Streit. Damals wollte der Württembergische Fußballverband dem Portal Hartplatzhelden.de die Videoberichterstattung untersagen. Der Bundesgerichtshof entschied schließlich weitgehend in ihrem Sinne: Kurze Berichte darf ein Verband nicht generell verbieten. Doch eine Lücke wurde geöffnet: Das Hausrecht der Vereine. Sie können den Einlass davon abhängig machen, dass sich die Zuschauer und Journalisten an ihre Regeln halten. Darauf nimmt nun der bayerische Verband Bezug. Und Präsident Koch weist darauf hin: Die Richter hätten verkannt, dass in den oberen Ligen des Amateurfußballs auch Geld eine Rolle spiele. Die Spiele hätten einen medialen "Wert". Den will der BFV nun, im Sinne der Vereine, abschöpfen. Koch argumentiert: Wenn der Verbandssender bfv.tv keine kostenlose Videoinhalte bekomme, dann müsse der Verband jeweils eigene Filmer beauftragen - wobei die Kosten wiederum auf die Vereine umgelegt würden.

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