Andechser Hof in Tutzing:Wohlhabender Wirt dringend gesucht

Der verlassene Andechser Hof

Vor drei Jahren hat sich das Kloster von den Pächtern Köllner getrennt, seitdem ist das Lokal zu und verfällt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es gibt noch immer keinen Pächter für das leerstehende Wirtshaus. Dieser müsste allerdings viel Geld für die Sanierung mitbringen.

Von Gerhard Summer, Tutzing

Das Trauerspiel geht weiter: Dem Kloster Andechs ist es gut drei Jahre nach Schließung seines Andechser Hofs in Tutzing und Verhandlungen mit mehr als einem Dutzend Interessenten immer noch nicht gelungen, neue Pächter für das älteste Gasthaus im Ort mit großem Saal, Biergarten und Fremdenzimmern zu finden. Denn die Abtei sucht, was einem Sechser im Lotto gleichen dürfte: idealerweise eine Wirtsfamilie, die das verfallene Lokal wieder zu neuem Leben erweckt und sechs Millionen Euro auf den Tisch blättern kann.

Auf diese Summe belaufen sich die Renovierungskosten. Das Lokal ist nämlich ein Sanierungsfall "vom Dachstuhl bis zum Keller", und das Kloster sieht sich nicht in der Lage, das Geld selbst aufzubringen. Zum einen gebe es am Heiligen Berg "keine Schatzkiste", sagten der kaufmännischer Leiter des Klosters, Christian Rieger, und Pressesprecher Martin Glaab am Mittwoch. Zum anderen müsse das Kloster die voraussichtlich heuer beginnende, 18 Millionen Euro teure Generalsanierung der Benediktinerabtei St. Bonifaz in München finanzieren und unter anderem in eine neue Abfüllanlage der Brauerei in Andechs investieren. Sollte sich in Laufe dieses Jahres zeigen, dass man mit dem schwierigen Wirtshausmodell nicht weiterkommt, will die Abtei als "ultima ratio" über einen Verkauf ihrer Immobilie nachdenken. Ein Investor würde natürlich versuchen, eine einfachere Lösung zu realisieren, sei es Betreutes Wohnen, ein Geschäftshaus, schnell zu verkaufende Wohnungen oder Mischformen davon. Für das Kloster gelte dabei die Linie: "Wir wollen nicht an Hinz und Kunz verkaufen, wir wollen nicht sagen: weg und nach uns die Sintflut." Ohnehin müsste die Gemeinde eine neue Nutzung genehmigen, für das 1865 erbaute Gebäude ist Gaststättenbetrieb vorgeschrieben.

Als Zwischenlösung denken Rieger und Glaab daran, den Andechser Hof zunächst ein Jahr lang als Quartier für Asylbewerber zu vermieten. Bisher schon sind im sogenannten Motel der Gaststätte Flüchtlinge untergebracht. Auch diese Variante setze das Plazet der Kommune voraus. "Gegen die Gemeinde tut das Kloster da nichts", sagte Glaab. Er und Rieger betonten bei dem ersten Pressegespräch zu dem Thema überhaupt, dass die Abtei eine Lösung klar favorisiere: die Weiterführung des Andechser Hofs als Wirtshaus mit möglichst vielen Fremdenzimmern. Das Kloster würde gern auch einen Partner mit ins Boot nehmen, sei es die Gemeinde, sei es ein Investor, wobei Andechs Abstriche bei der Rendite machen würde. Ansonsten rechne sich das Modell nicht. All diese Überlegungen hat Rieger auch in einem Brief an Bürgermeister Rudolf Krug festgehalten.

Das Kloster hat sich seit der Schließung der Gaststätte aus Sicht vieler Einheimischer nicht eben mit Ruhm bekleckert. Ob Gemeinderäte, Bürgermeister, Tourismus- und Verschönerungsverein oder Abgeordnete - die Tutzinger beklagten die "Geheimniskrämerei" auf dem Heiligen Berg und beschwerten sich, dass ihre Schreiben nur mit Standardantworten und beredtem Schweigen quittiert worden seien. Die CSU befand nach erfolglosen Anläufen: Der Einzige, der sich noch nicht in die Sache eingeschaltet habe, sei Ministerpräsident Horst Seehofer. Doch das Kloster gab sich weiterhin bedeckt, auch eine Lichterketten-Demo im Februar 2014 änderte daran nichts. Er verstehe den Unmut gut, er könne auch nachvollziehen, das Tutzing der große Festsaal des Wirtshauses fehle, sagte Rieger. "Aber wir haben bei der Außenkommunikation ein großes Problem. Wir wollen Investoren schützen und nicht mitteilen, mit wem es wieder nicht geklappt hat."

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