Gilching:Aus für Kultur im alten Bahnhof

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Abgang: Pächter Paul Elsperger gibt auf, weil er für sein Kulturlokal keine Chancen mehr sieht. (Foto: Georgine Treybal)

Potenzieller Betreiber Elsperger und Gilchings Bürgermeister Walter verweisen auf zu hohe wirtschaftliche Risiken.

Von Christian Deussing, Gilching

Der Zug für das geplante Kulturcafé im alten Bahnhofsgebäude Gilching-Argelsried ist abgefahren. Paul Elsperger, der potenzielle Betreiber, sieht keine Chance mehr, in dem leer stehenden Haus sein Konzept mit Kleinkunst, Live-Musik, Lesungen und Ausstellungen zu verwirklichen. Nach jahrelangen Planungen haben Elsperger und Gilchings Bürgermeister Manfred Walter jetzt die Notbremse gezogen. "Das wirtschaftliche Risiko wäre zu groß gewesen", erklärte der Rathauschef. Er verwies zudem auf die notwendige Sanierung und den Umbau des Gebäudes, was etwa eine Million Euro kosten würde. Walter bedauerte am Mittwoch in einem Pressegespräch, dass dieses Kulturprojekt nun gescheitert ist.

Die "kulturelle Landschaft" in Gilching habe sich verändert, erläuterten Walter und Elsperger die Entscheidung. Sie bezogen sich hierbei auf das neue große Angebot mit jährlich 50 Veranstaltungen mit vielen namhaften Künstlern von "Monis Brettl" im Gasthof Oberer Wirt. Dieses Programm fülle nun das "Vakuum" aus, die man mit 30 Prozent an kommerziellen Veranstaltungen angestrebt hätte, sagte Elsperger. Der Musik- und Projektmanager wollte im Kulturbahnhof auch unbekannten Künstlern, Bands, Autoren und der Weltmusik ein Forum bieten. Der Eintritt wäre lediglich "per Hut" erfolgt. Doch nach der neuesten Entwicklung in Gilchings Kulturszene erscheint dem 60-jährige Pächter dieses Modell nicht mehr tragbar, er hegt aber keinen Groll gegen "Moni".

Elsperger ist trotzdem enttäuscht. Bereits vor drei Jahren hatte er zwar die Gemeinderäte mit seinem Konzept überzeugt und damit sogar den Sieger eines Ideenwettwerbs für den Argelsrieder Bahnhof ausgestochen. Doch langwierige Planungen und Umbauvorgaben verzögerten immer wieder das Projekt. Zuletzt schrumpften wegen der größer konzipierten Küche die eigentlich vorgesehenen 46 Sitzplätze auf knapp die Hälfte zusammen.

Nach dem Ende des "Kulturcafés" sollen sich nun die Gemeinderäte über ein neues Nutzungskonzept Gedanken machen. Ziel ist es weiterhin, das etwa 115 Jahre alte Bahnhofshaus komplett zu sanieren - und es "zu beleben", wie der Bürgermeister betont. Wie das aber geschehen könnte, ist wieder völlig unklar. Fest steht nur, dass sich ein Kiosk und öffentliche Toiletten in dem Gebäude befinden sollten.

Der zuständige Architekt Clemens Pollock zeigt sich von dem Rückzieher Elspergers sehr überrrascht. "Ich habe immer an diesem Konzept noch gefeilt und gut mit ihm zusammengearbeitet", sagte Pollok der SZ. Er hoffe jetzt wenigstens, dass die Gemeinde ein ähnliches Konzept weiter verfolgt - zumal das Gebäude zügig saniert werden müsse. Der Architekt will das teilweise marode Bahnhofsgebäude stilecht renovieren.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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