Geretsried:Frauen ohne Obdach

Lesezeit: 1 min

Caritas-Fachdienstleiter Thomas Faller. (Foto: Hartmut Pöstges)

Caritas verzeichnet zunehmende Hilfsbedürftigkeit im Landkreis

Von Benjamin Engel, Geretsried

Im Landkreis fehlen günstige Wohnungen. Frauen, unter ihnen vor allem Alleinerziehende, sind in zunehmendem Maß von Obdachlosigkeit bedroht. Das zeigt der Jahresbericht 2014, den die Landkreis-Caritas am Dienstag vorgestellt hat. Früher habe Wohnungslosigkeit fast ausschließlich Männer betroffen, sagte Thomas Faller, Fachdienstleiter der "Gemeindeorientierten Sozialen Arbeit". Mittlerweile betrage der Anteil der Frauen rund 50 Prozent. Laut Faller wird meist nur im hochpreisigen Segment gebaut. Personen mit geringen Einkommen fänden keinen bezahlbaren Wohnraum. Doch auch in anderen Bereichen verzeichnet die Caritas zunehmenden Beratungsbedarf. Mehr Menschen suchten etwa Hilfe bei Schulden oder Sucht.

Im Vorjahr beriet die Wohnungslosenhilfe 677 Personen, 50 mehr als 2013. In 81 Fällen ging es um Wohnungskündigungen, in 38 um Klagen auf Räumung, in 31 um einen Räumungstermin. 17 Mal fand eine Räumung statt. Alle vier Caritas-Notunterkünfte - zwei in Bad Tölz und je eine in Geretsried und Wolfratshausen - waren fast vollständig belegt. Zusätzlich musste die Caritas auch Pensions- und Hotelzimmer anmieten. Die Schuldnerberatung suchten 608 Personen auf. 2013 waren es 549 Fälle. Das sei ein sehr hohes Niveau, sagte Faller. Man bemühe sich aber verstärkt um Prävention, auch in Schulen. Die Caritas pflege auch immer mehr Menschen mit schweren Erkrankungen, und dies verstärkt zu Hause, sagte Antia Ruppert-Kubitz, Leiterin der Caritas-Sozialstation. Sie kritisierte, dass die Politik zu wenig unternehme, um diesen Beruf attraktiv zu machen.

In der ökumenischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche blieben die Fallzahlen mit 474 etwa auf dem Niveau von 2013. Für dieses Jahr erwartet Leiter Andreas Brommont allerdings deutliche Steigerungen. Vermehrt würden junge Eltern mit Kindern unter drei Jahren beraten, sagte er. Die Mitarbeiter seien präventiv tätig und an Schulen präsent, in denen es keinen Schulsozialarbeiter gebe, zudem böten sie Elterntraining an.

Wie Leiter Herbert Peters mitteilte, ist die Fachambulanz für Suchtkranke mit 743 Fällen inzwischen am Rande ihrer Kapazitäten angelangt. Der Anteil der Menschen mit Drogenproblemen sei von 23 auf 30 Prozent angestiegen, sagte er. Das betreffe vor allem Badesalze und Kräutermischungen. Inzwischen sei auch Crystal Meth im Landkreis aufgetaucht. Der Anteil der Menschen mit Alkoholproblemen habe sich um sechs Prozent auf nunmehr 63 Prozent erhöht, sagte Peters. Im neu ausgebauten betreuten Einzelwohnen sind noch acht Plätze offen. Viele Klienten könnten ihre existenziellen Bedürfnisse kaum decken, sagte Doris Beuth, Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes der Caritas.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: