Schweinsteiger beim FC Bayern:Fit dank Fruchtsäftchen

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Auch mal wieder dabei: Bastian Schweinsteiger. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Comebacks gehören für ihn zum Alltag: Bastian Schweinsteiger kehrt ins Team des FC Bayern zurück und erzielt gegen Hertha BSC prompt den Siegtreffer.
  • Dafür gebührt ihm das Lob des Tages von Trainer Pep Guardiola.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Jonas Beckenkamp, München

Wer erfahren wollte, wie sehr Bastian Schweinsteiger sein Arbeitstag geschlaucht hatte, bekam gleich nach dem Schlusspfiff Indizien vor Augen geführt. Da trottete der Weltmeister schnaufend Richtung Außenlinie, er hatte nur ein Ziel: Eine Wasserflasche musste her. Als er vor der Bayern-Bank eine gefunden hatte, nahm er erst einmal einen kräftigen Schluck. Dann bückte er sich nach vorne, wie es Sportler tun, die ziemlich ausgepumpt sind. Schweinsteiger hatte beim 1:0 (0:0) gegen Hertha BSC ein Comeback erlebt, wobei man sagen muss: Comebacks gehören bei ihm ja zum Alltag.

Schweinsteiger ist gewissermaßen der comebackigste Fußballer, den dieses Land zu bieten hat. Diesmal hatte ihn erst ein Kapselriss am Fuß lahmgelegt, dann erwischte ihn ein grippaler Infekt - die vergangenen vier Partien fanden ohne den DFB-Kapitän statt, auch jener triumphale Abend gegen den FC Porto in der Champions League. Das Spiel gegen Berlin bot also wieder einmal allerlei Anlass, um Schweinsteiger besonders zu beobachten. Und nach 90 sportlich recht tristen Minuten lässt sich sagen: Es war einmal mehr eine ordentliche Rückkehr für den 30-Jährigen.

Den Ball mit aller Comeback-Wucht ins Kreuzeck gezimmert

In einem Spiel, das wegen akuter Ereignislosigkeit kaum Aufregung hervorrief, war Schweinsteiger mit seinem Siegtor in der 80. Minute die prägende Persönlichkeit. "Wir haben heute mit vielen Jungen gespielt", sagte Trainer Pep Guardiola in Anspielung auf die bessere A-Jugend, die am Ende auf dem Feld stand, "aber wie Mitch und Basti das Tor machen, ist ein Geniestreich." Nach der Pause wirkten mit "Mitch" (Weiser) und Sinan Kurt (er feierte sein Bundesligadebüt für den FCB) gleich zwei Talente mit, die an diesem Abend durchaus passable Ansätze zeigten, zudem hatte Gianluca Gaudino eine ansehnliche erste Hälfte gespielt. Über allem stand aber Schweinsteiger.

Er hatte nach Weisers Sololauf vorbei an vier Berlinern den Ball mit aller Comeback-Wucht ins Kreuzeck gezimmert. Das Tor und ein Pfostentreffer standen ihm gut in einem Spiel, das für ihn Ausschläge in beide Leistungsrichtungen bereit hielt. Da war zunächst eine feine Drehung nach wenigen Minuten, mit der er mehrere Gegenspieler ausspielte - ganz hat Schweinsteiger das Fußballspielen eben nicht verlernt. Aber da waren auch mehrere Unachtsamkeiten und Ballverluste nach der Pause. Es war ein gemischter Auftritt, aber nach "zehn Tagen Pause im Bett", wie Guardiola anmerkte, lief es immerhin ordentlich.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Jahrhundert-Parade auf der Vernissage

Manuel Neuer kann in der ersten Hälfte seinen nächsten Museumsbesuch planen. Bastian Schweinsteiger bringt die Zuschauer zum Ausflippen. Und Sinan Kurt erhält Extrageld fürs Sprinten. Der FC Bayern beim 1:0 gegen Hertha BSC in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Guardiola und Schweinsteiger, diese Beziehung war in den vergangenen Tagen immer wieder thematisiert worden. Es war dabei hauptsächlich um die Frage gegangen, welche Rolle der Stratege in der Mannschaft einnehmen werde, wenn wieder alle fit sind. Es dürfte dann ja recht eng werden in der Startelf. Der kicker hatte über "Stimmen" berichtet, nach denen Schweinsteiger einen Wechsel in die USA erwäge. Vertragsverhandlungen über seinen bis 2016 datierten Kontrakt hatten zuletzt geruht, da können solche Gerüchte schon mal entstehen. Diesmal sagte Guardiola: "Basti hat dieselben Perspektiven wie alle anderen. Vergessen wir nicht, dass zuletzt auch andere gut gespielt haben", so der Coach, "aber Schweinsteiger ist für uns eine große Persönlichkeit."

Ob der Katalane auch im Pokal gegen den BVB am Dienstag die Persönlichkeitsrechte seines Mittelfeldspielers achtet und ihn von Beginn an aufstellt, ließ er offen. "Am Morgen vor dem Spiel werde ich entscheiden, wer spielt." Das klang zwar nicht unbedingt wie eine Einsatzgarantie, aber es ist anzunehmen, dass Guardiola sich der Wichtigkeit der Personalie Schweinsteiger durchaus bewusst ist. So endete dessen Arbeitstag auf dem Weg in den Mannschaftsbus zwar wortlos, aber immerhin mit einem weiteren Getränk in der Hand: Für den Heimweg hatte sich Schweinsteiger ein Fruchtsäftchen besorgt.

© SZ vom 26.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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