Mick Schumacher in der Formel 4:Im Namen des Vaters

ADAC Formel 4 - Mick Schumacher

Mit 16 schon schnell unterwegs: Mick Schumacher.

(Foto: Jens Wolf/dpa)
  • Wie schnell ist der Sohn eines Rekordweltmeisters? Das Formel-4-Debüt von Mick Schumacher provoziert Neugier.
  • Der 16-Jährige ist sofort bester Rookie im Klassement - und heimst erste Werbeverträge ein.
  • Doch es geht auch um den Druck, der auf ihm lastet.

Von Elmar Brümmer

Dass die Sache mit Mick Schumacher und dem Motorsport richtig ernst zu nehmen ist, kann an zwei Mitteilungen aus den vergangenen Tagen abgelesen werden. Zunächst verkündete ein führender Helmhersteller, dass man künftig die Formel-1-Stars von morgen unterstützen werde. Dazu gab es ein Bild von einem Rennwagencockpit, in dem kein Gesicht, nur eine Augenpartie zu erkennen war.

Ein ähnliches Bulletin wurde von einer deutschen Vermögensberatung verschickt, die Sätze waren allerdings etwas bescheidener: Man werde aus langjähriger Verbundenheit zur Familie Schumacher den Start des 16-Jährigen bei seiner Rennpremiere in der Formel 4 begleiten. Diesmal ist der junge Mann mit Helm und etwas schräg gelegten Kopf zu sehen - der Blick ist eher fragend. Das trifft die ganze Angelegenheit auch besser: Was wird vom Sohn eines Rekordweltmeisters erwartet? Was kann der Sohn des Champions erwarten?

Den großen Namen des Vaters, die Sponsoren des Vaters, allein das steigert die Erwartungshaltung schon gewaltig. Am Samstag, beim ersten von drei Rennen der Formel 4 an diesem Wochenende, belegte Mick Schumacher in Oschersleben den neunten Platz. Berücksichtigt man die Startposition 19, dann war das ein sehr ordentlicher Start. Findet er auch selbst: "Nach dem Qualifying gestern und meiner Startposition bin ich damit echt zufrieden."

Sebastian Vettel, der als ehemaliger ADAC-Vorzeigeschüler eine Art Schirmherr für die neue Einstiegs-Formel sein soll, sagt über den Sohn seines Freundes: "Er macht das alles schon sehr gut und hat viel Spaß daran. Das ist zunächst mal das Wichtigste." ADAC-Funktionär Hermann Tomczyk hingegen spricht offen über den Druck: "Wie sagt man so schön: Der Name verpflichtet." Da fährt einer im Namen des Vaters.

Damit Mick Schumacher vor lauter Trubel um ihn herum noch zu seiner Hauptbeschäftigung kommen kann, gibt es keine Medientermine mit dem Rennfahrer, die Kommentare übermittelt Sabine Kehm, langjährige Managerin von Michael Schumacher. Auch wenn das generelle Berichterstattungsverbot bei öffentlichen Auftritten nicht mehr wie in der Vergangenheit greift, legt sie Wert auf den Schutz der Privatsphäre: "Wir dürfen nicht vergessen: Das ist ein junger Kerl, der ist gerade 16 geworden." Sie bittet daher immer mal wieder um Zurückhaltung. Doch allein der Auftritt von Mick Schumacher zog 210 akkreditierte Journalisten in den Motorpark, auch die Tribünen auf der Rennstrecke in Sachsen-Anhalt waren ordentlich gefüllt.

Mick begann seine Karriere relativ spät

Die Formel 4 ist eine neu ins Leben gerufene Nachwuchsserie mit Einheitsrennwagen vom Typ Tatuus-Abarth, die dem Prinzip der Formel-1-Autos ähneln. Ein Turbomotor mit 160 PS sorgt für Spitzengeschwindigkeiten um die 210 km/h. Damit haben alle Fahrer bei den acht Rennwochenenden in Deutschland und dem benachbarten Ausland die gleichen Chancen. Mick Schumacher geht für das niederländische Team Van Amersfoort Racing an den Start, sein Teamkollege Harrison Newey ist der Sohn von Adrian Newey, der als Designguru gilt und dessen Konstruktionen Williams, McLaren und Red Bull dabei halfen, zehn WM-Titel einzufahren. Noch so ein Vater-Sohn-Ding.

Mick Schumacher begann seine Motorsportkarriere relativ spät, unter dem Mädchennamen seiner Mutter fährt er seit 2011 regelmäßig in Kart-Wettbewerben. Im vergangenen Jahr belegte er sowohl in der deutschen Junioren-Kartmeisterschaft als auch in der Weltmeisterschaft den zweiten Platz, dazu gewann er die Europameisterschaft. "Natürlich ist Micks Ziel, irgendwann mal Formel 1 zu fahren", sagt Sabine Kehm. "Aber man muss das realistisch sehen. Er wird in der Formel 4 damit beschäftigt sein, Erfahrungen zu sammeln, viele neue Dinge zu lernen." Als sportlicher Betreuer fungiert Peter Kaiser, als Teamchef eine Instanz im Kartsport, auch er ein Freund des Vaters.

Der Großvater steht an der Strecke

Bei seinem Debüt in einem Formel-Rennwagen in Oschersleben durfte Mick Schumacher auch als Neunter doch aufs Podest, konnte Silberpokal und Champagnerflasche in Empfang nehmen - er war der beste Neuling unter den 38 Startern. Als zusätzliche Belohnung wird Schumacher beim dritten Rennen am Sonntag (15.20 Uhr/Sport1) in der ersten Startreihe stehen, die Top Ten des ersten Rennens startet in umgekehrter Reihenfolge. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten saß er bereits mit
heruntergeklapptem Visier in seinem Boliden, als dieser Richtung Rennstrecke geschoben wurde.

Die Heerschar der Fotografen bekamen ausdrucksstarke Bilder, allerdings nicht unbedingt die, die sie sich erhofft hatten. Statt close-ups auf das Gesicht von Mick Schumacher zeigten die Motive nur einen giftgrünen Helm mit Visier und ein schwarzes Rennauto mit der Startnummer 25.

Die Maßnahme war für den Nachwuchsfahrer sicher wichtig, das generelle Interesse wird das nicht schmälern - das ADAC GT-Masters, eigentlich Hauptrennen der Festivals, wird vermutlich zur Nebensache. Aufmerksam registriert wurde beispielsweise, dass Großvater Rolf an der Strecke weilte, der einst als Platzwart der Kartbahn in Kerpen-Manheim die Karriere seiner Söhne Michael und Ralf ins Rollen gebracht hatte. Und jetzt kommt Schumi III.

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