Basketball:Neidischer Dritter

Vladimir Stimac FC Bayern Muenchen 15 und Heiko Schaffartzik FC Bayern Muenchen 8 Telekom Basket

Frustrierte Bayern: Gegen Bonn war für Vladimir Stimac (Nr. 15) und Heiko Schaffartzik nichts zu holen.

(Foto: imago)

Der FC Bayern ist vor dem Spitzenspiel gegen Alba Berlin außer Tritt geraten - mit den ersten beiden Plätzen hat das Team derzeit nichts zu tun.

Von Johannes Knuth und Joachim Mölter, München

Die Partie ist ausverkauft, natürlich. Wenn Alba Berlin in die Stadt kommt und den FC Bayern München in der Basketball-Bundesliga herausfordert, stecken für gewöhnlich jede Menge Emotionen im Spiel. Vermutlich auch an diesem Sonntag (17 Uhr). Funktionäre und Fans haben auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahren ebenfalls großen Einsatz gezeigt. Die Münchner hatten sich in der Vorsaison vier Spieler aus Berlin angeschafft (Schaffartzik, Djedovic, Idbihi, Taylor). Als die ehemaligen Berliner mit ihrem neuen Klub erstmals wieder in Berlin vorstellig wurden, war die Stimmung entsprechend gereizt, ein paar Fans montierten ein Trikot von Schaffartzik auf ein Gestell, das wie ein Kreuz aussah. Es folgte ein recht angeregter, öffentlicher Austausch darüber, ob es sich bei diesem Kreuz auch tatsächlich um ein Kreuz handelte (worauf die Münchner beharrten) oder doch um irgendetwas anderes (wie die Berliner reklamierten). Die Berliner Fans gingen vor einem Jahr, als beide Mannschaften in der Finalserie aufeinanderprallten, dann auf Nummer sicher, sie hängten das Trikot auf einen Kleiderbügel, darauf pappten sie einen Aufkleber mit der Aufschrift: "Verkauft!". Was die Bayern allerdings nicht daran hinderte, deutscher Meister zu werden.

Am Sonntag sieht man sich also wieder, 6700 Zuschauer werden kommen, es sah bis vor kurzem ja auch danach aus, als würde es um einiges gehen an diesem vorletzten Spieltag der Hauptrunde. Tatsächlich werden die Zuschauer einer Partie ohne allzu großen sportlichen Wert beiwohnen. Das ist vor allem den Münchnern geschuldet.

München hat zuletzt zweimal hintereinander verloren

Der aktuelle Meister ist gerade ziemlich außer Tritt. Die vergangenen zwei Spiele hat der FC Bayern verloren, eines in Frankfurt (73:76), das andere am Freitag in Bonn (84:88). Die gute Nachricht aus Sicht der Münchner: Sie können ihren dritten Tabellenplatz nicht mehr verlieren. Die schlechte Botschaft: Sie können den Tabellenprimus aus Berlin und die zweitplatzierten Bamberger nicht mehr gefährden, beide werden die ersten Plätze am letzten Spieltag Hauptrunde Anfang Mai unter sich aufteilen.

Könnte also sein, dass die Berliner ihr derzeit größtes Schmuckstück am Sonntag in München gar nicht ausstellen werden. Jamel McLean hatte zuletzt einen Schlag aufs Knie erhalten, er wurde schon beim 92:71 gegen Absteiger Crailsheim geschont. Der 27 Jahre alte Power Forward ist einer von drei Berlinern, die in der vergangenen Woche für ihre Dienste in der aktuellen Saison prämiert wurden: McLean als MVP, als wertvollster Spieler der Liga; er beerbt damit Malcolm Delaney, der inzwischen nach Russland weitergezogene, ehemalige Spielmacher der Bayern. Sasa Obradovic erhielt zudem die Auszeichnung als bester Trainer, Clifford Hammonds als bester Verteidiger.

Die Münchner dürften auch deshalb etwas neidisch nach Berlin gucken, ihnen fehlt derzeit vor allem ein vorzüglicher Verteidiger, einer wie Hammonds. Am Freitag gestatteten sie Bonn in den ersten 20 Minuten 59 Punkte, eine Leistung, die Trainer Svetislav Pesic an der Seitenline mit einer Mischung aus Wut und Sorge beobachtete. Pesic wird sich am Sonntag eine Steigerung erbeten, nicht zuletzt mit Blick auf die nahenden Playoffs. Der 65-Jährige kann dabei zumindest fast alle Spieler einsetzen, mit Ausnahme von Robin Benzing, er hatte sich in Frankfurt am Daumen verletzt. "In München zu gewinnen, war noch nie einfach und obwohl die Bayern jetzt zuletzt zwei Spiele verloren haben, bleiben sie für mich ein Favorit auf den Meistertitel", warnt Berlins Trainer Obradovic. Vor einem Jahr trafen beide Mannschaften schon einmal kurz vor den Playoffs aufeinander, Berlin gewann, und Pesic war gar nicht so unglücklich darüber, dass die Erwartungen in München damals etwas gedrosselt wurden. Ein paar Wochen später waren die Bayern deutscher Meister.

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