Volkswagen:Die Protagonisten im VW-Machtkampf

Ein Machtzirkel entscheidet über die wichtigsten Fragen bei Volkswagen. Jahrelang gehörte Chefaufseher Ferdinand Piëch dazu - nun tritt der VW-Übervater ab. Vier Protagonisten bleiben.

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Ferdinand Piëch - der Übervater

Ferdinand Piech und Ursula Piech

Quelle: dpa

Piëch war seit 2002 mächtiger Aufsichtsratschef. Kaum jemand konnte wie er einen ganzen Konzern mit nur einem Satz in Turbulenzen versetzen. Nach seiner Attacke auf VW-Vorstandschef Martin Winterkorn ("Ich bin auf Distanz zu Winterkorn") rätselte die Autobranche jedoch: Was trieb den 78-jährigen VW-Patriarchen an? Hatte er unter fachlichen Aspekten das Vertrauen in den Konzernboss verloren? Oder gab es persönliche Differenzen mit seinem langjährigen Vertrauten?

Nach übereinstimmenden Informationen des NDR, der Welt und der dpa hatte Piëch versucht, Vorstandschef Martin Winterkorn noch vor der Hauptversammlung am 5. Mai absetzen zu lassen. Piëch dementierte dies gegenüber der Bild-Zeitung und anderen Medien. Am Samstag teilte VW dann plötzlich seinen Rückzug aus dem Aufsichtsrat mit - das Ende eines Patriarchen.

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Martin Winterkorn - der angeschlagene Gewinner

Martin Winterkorn

Quelle: dpa

Der Vorstandschef durchlebt eine turbulente Zeit. Er trug einen Sieg davon, als das VW-Aufsichtsratspräsidium ihn in der vergangenen Woche stärkte und sogar eine Verlängerung seines Ende 2016 auslaufenden Vertrags ankündigte. Vor der Attacke Piëchs galt lange als ausgemacht, dass der 67-Jährige Piëch an die Spitze des Kontrollgremiums folgt - ob ihm dies gelingt, ist aber offen.

Nach der "Distanz"-Aussage Piëchs stand auch die langjährige Arbeit des Qualitätsfanatikers in einem anderen Licht da. Traute Piëch seinem Ziehsohn nicht mehr zu, die Probleme bei VW in den Griff zu kriegen?

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Wolfgang Porsche - der Cousin

Wolfgang Porsche

Quelle: dpa

Er ist im Porsche-Piëch-Clan der Sprecher des Porsche-Familienzweigs. Der 71-Jährige hat die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen in den Jahren 2008 und 2009 mit Ruhe und Gelassenheit durchgestanden.

"WoPo", wie Wolfgang Porsche intern heißt, bezeichnete Piëchs Attacke auf Winterkorn als "seine Privatmeinung" und ging damit in Opposition zu seinem Cousin. Diese Position kennt er schon aus dem Übernahmekampf von damals. Die Porsches und Piëchs halten gemeinsam die Stimmenmehrheit bei dem Wolfsburger Autoriesen.

Nach Piëchs Rücktritt bekundete Wolfgang Porsche das Vertrauen seines Unternehmens in die VW-Führung. "Wir haben volles Vertrauen in die Unternehmensführung der Volkswagen AG und bedauern die Entwicklung der letzten Tage", erklärte Porsche. Er dankte Piëch "für die Jahrzehnte seines außergewöhnlichen und höchst erfolgreichen Einsatzes".

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Bernd Osterloh - der Betriebsrat

Bernd Osterloh

Quelle: dpa

Gegen den Willen der Arbeitnehmerseite läuft bei Volkswagen kaum etwas. Der Betriebsrats- und Gewerkschaftsflügel hat im Aufsichtsrat eine ungewöhnlich mächtige Stellung. An seiner Spitze steht Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Der 58-Jährige hat laut VW-Satzung die Chance, den Neubau oder die Verlagerung von Fabriken zu blockieren - was sich als Druckmittel einsetzen lässt. Das macht ihn neben Piëch und Winterkorn zur dritten Säule des VW-Machtdreiecks.

Osterloh lobte den VW-Chef nach Piëchs Angriff als "erfolgreichsten Automobilmanager" - mit dem man auch über 2016 hinaus verlängern wolle. Am vergangenen Donnerstag stellte er klar, dass der Betriebsrat nach wie vor auf Winterkorn setzt. Neben Osterloh sind noch zwei weitere Arbeitnehmer-Vertreter im sechsköpfigen Präsidium. Dabei gilt es als gesetzt, dass sowohl der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber als auch Betriebsratsvize Stephan Wolf auf einer Linie mit Osterloh sind.

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Stephan Weil - der Niedersachse

Stephan Weil

Quelle: dpa

Der SPD-Politiker vertritt das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat und Präsidium. In der Führungskrise stellte sich der Ministerpräsident früh gegen Piëchs Alleingang: Er sei "unangenehm überrascht" über dessen Aussagen: "Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich."

Am vergangenen Donnerstag ließ er erneut mitteilen, an der Festlegung der Aufsichtsratsspitze auf Winterkorn festzuhalten. Zwar gehört Weil zur Kapitalseite im Aufsichtsrat, weil Niedersachsen Miteigentümer von VW ist - in der Vergangenheit agierten die Arbeitnehmerseite und das Land aber oft genug als Allianz. Die VW-Jobs sind Niedersachsens Motor.

© dpa/frdu/ina
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